Nach einer intensiven fünfwöchigen Verhandlung hat ein Geschworenengericht in New York ein eindeutiges Urteil gefällt: Sam Bankman-Fried, der Gründer und ehemalige CEO von FTX, hat seine Kunden und Kreditgeber betrogen. Die Schwere des Vergehens, das mit einem der größten Finanzbetrügereien in der Geschichte der Vereinigten Staaten verglichen wird, lässt auf eine langjährige Haftstrafe schließen – theoretisch könnten ihm bis zu 115 Jahre Gefängnis drohen.
Der Staatsanwalt der Vereinigten Staaten, Damian Williams, trat nach der Verkündung des Schuldspruchs vor das Gerichtsgebäude und sprach klare Worte. Er betonte, dass Betrug und Korruption, wie sie Bankman-Fried zur Last gelegt werden, zwar so alt seien wie die Menschheitsgeschichte selbst, aber in der heutigen Gesellschaft keinen Platz mehr hätten und mit aller Strenge geahndet würden. Die Ungeduld und Unnachgiebigkeit der Justiz in solchen Fällen sei unmissverständlich.
BREAKING: Crypto scammer Sam Bankman-Fried has been found guilty on all charges in his first criminal trial.
The New York jury determined Bankman-Fried defrauded customers, investors and lenders.
Bankman-Fried was found guilty on seven charges and faces a whopping maximum… pic.twitter.com/fXcjS4G8pC
— Collin Rugg (@CollinRugg) November 3, 2023
Die Anklagepunkte, denen sich Bankman-Fried stellen musste, endeten mit einem Schuldspruch in allen sieben Anklagepunkten. Ein vorläufiges Datum für die Verkündung des Strafmaßes wurde bereits mit dem 28. März 2024 festgelegt.
Obwohl das Urteil klar und unmissverständlich war, zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die Verteidigung nicht gewillt ist, dieses Ergebnis hinzunehmen. Mark Cohen, der Verteidiger von Bankman-Fried, teilte in einer Stellungnahme mit, dass sein Mandant das Urteil der Jury zwar respektiere, sich jedoch weiterhin für unschuldig erkläre und entschlossen sei, die Anklagen mit Nachdruck zu bekämpfen. Somit steht eine Berufung im Raum, was den Fall in eine neue Runde des juristischen Gefechts führen könnte.
Auswirkungen dieses Falls sind weitreichend und betonen die Notwendigkeit einer transparenten und ehrlichen Geschäftsführung in der Welt der Finanztechnologie – ein Sektor, der in den letzten Jahren ein enormes Wachstum erlebt hat.
Erwartungen an Unternehmen und deren Führungskräfte, die Integrität und das Vertrauen der Öffentlichkeit nicht zu missbrauchen, wurden durch diesen Fall noch einmal klar unterstrichen. Ob sich durch diesen Vorfall etwas an der FTT-Prognose andern wird, bleibt noch abzuwarten.
Stille Trauer im Gerichtssaal: Die letzten Blicke einer Familie
Als das Urteil in einem der meistbeachteten Prozesse der jüngsten Zeit verkündet wurde, brach eine sichtbare Stille über die Anwesenden. Joseph Bankman, der Vater des Angeklagten, konnte seine Bestürzung nicht verbergen und ließ seinen Kopf in seinen Schoß sinken, während er von einem Sitz in der Zuschauergalerie aus zusah. Die Mutter, Barbara Fried, saß regungslos da, ihre Haltung aufrecht, mit einem Ausdruck stummer Unbewegtheit, die Blicke starr nach vorn gerichtet.
Nachdem der Richter den Gerichtssaal verlassen hatte, erhob sich Sam Bankman-Fried und seine Anwälte beugten sich zu einem kurzen Gespräch zu ihm hinüber. In diesem Moment schaute er nicht zurück zu der Galerie, wo seine Eltern sich bereits hinter die hölzerne Abtrennung begeben hatten, die sie von ihm trennte.
Eng umschlungen standen die Eltern da und starrten auf den Rücken ihres Sohnes, während etwa drei Dutzend Reporter sie umschwärmten. Trotz der aufgeladenen Atmosphäre und des Drängens der Medien blieb die Familie isoliert in ihrer eigenen Welt des Schmerzes und der Verwirrung.
Sam Bankman-Fried hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Blick zurückgeworfen, weder zu seinen Eltern noch zu den anderen Besuchern der Galerie. Doch als er schließlich in Richtung des Ausgangs vorne im Gerichtssaal eskortiert wurde, warf er einen letzten Blick zurück. Ein flüchtiges, kaum wahrnehmbares Halblächeln und ein Kopfnicken galten seinen Eltern.
Zusammenbruch eines Krypto-Imperiums: Der Fall Sam Bankman-Fried
In einem bemerkenswerten Gerichtsverfahren, das sich über einen ganzen Monat erstreckte, stand Sam Bankman-Fried, der 31-jährige Gründer des einst renommierten Kryptowährungsaustausches FTX, vor Gericht. Die Anklage lautete auf Betrug gegenüber Investoren und Kunden von FTX sowie den Kreditgebern von Alameda Research. Seine Festnahme im Dezember des Vorjahres markierte den Anfang eines beispiellosen Falls in der Welt der Kryptowährungen.
Bankman-Fried, der seine Unschuld in allen Anklagepunkten beteuerte, stand einem Gericht gegenüber, in dem die Bundesstaatsanwaltschaft ihn als einen Mann darzustellen versuchte, der vorsätzlich die Absicht hatte, Kundenmittel in Höhe von rund 8 Milliarden Dollar für eigene Zwecke zu missbrauchen. Diese Mittel flossen in eine Vielfalt von Anschaffungen und Investitionen, darunter Immobilien, Sport-Sponsoring und Risikokapitalbeteiligungen. Seine Verteidigung argumentierte hingegen, dass er ein überarbeiteter Geschäftsmann sei, der fälschlicherweise annahm, dass die von ihm verwendeten Unternehmensmittel tatsächlich den Unternehmen und nicht den Kunden oder Investoren gehörten.
FTX stellte den spektakulärsten Crash einer Kryptobörse seit langem dar
Während des Prozesses räumte Bankman-Fried „signifikante Versäumnisse“ ein, stritt jedoch jede betrügerische Absicht ab. Vor Gericht gestand er ein, sowohl kleinere als auch größere Fehler gemacht zu haben, die zu erheblichen Schäden führten – Kunden, Angestellte und schließlich das Unternehmen selbst landeten im Bankrott.
Die Kryptobörse FTX brach fast ein Jahr zuvor zusammen, nachdem ein Bericht aufgedeckt hatte, dass Alameda Research eine enorme Menge des FTX-eigenen Austauschtokens FTT hielt, was das FTT kaufen zu diesem Zeitpunkt zur schlechtesten Investitionsentscheidung machte.
Diese Enthüllung löste zusammen mit Tweets von Changpeng Zhao, dem CEO von Binance, einen Ansturm auf FTX aus, der letztendlich zum Bankrott von FTX, Alameda und deren verschiedenen Tochtergesellschaften führte.