Binance, die weltweit größte Krypto-Börse, ist bereit, eine Milliarde US-Dollar für einen Krypto-Rettungsfonds bereitzustellen. Mit dem Fonds soll eine Initiative zur Branchenrettung finanziert werden. Unterstützt werden sollen insbesondere Krypto-Unternehmen, die im Zuge des FTX-Zusammenbruchs Liquiditätsengpässe erlitten haben.

Changpeng Zhao sammelt Geld und Unterstützer

Infolge der Negativmeldungen zur Krypto-Börse FTX, stürzte die Marktkapitalisierung von Kryptowährungen innerhalb einer Woche von rund einer Billion US-Dollar auf 824 Milliarden US-Dollar ab. Die globalen Auswirkungen sind massiv und werden wohl noch lange Zeit zu spüren sein.

Die Kapitalflucht aus zentralisierten Börsen ist ein Zeichen dafür, dass Anleger diesen misstrauen und infrage stellen, ob Plattformen zur Verwahrung von Kryptowerten sowie große Börsen sich noch selbst finanzieren können.

CZ, CEO von Binance

Angesichts der Berichte über das Fehlverhalten der FTX-Führung dürften sich institutionelle Investoren aktuell kaum mit Krypto-Investments beschäftigen. Die Branche wird aktuell eher im Zusammenhang von Abschreibungen genannt.

In diese Lücke könnte CZs Rettungs-Fonds stoßen und damit einen Beitrag zur Rettung von Krypto-Unternehmen leisten, die unverschuldet in Schieflage geraten sind. Mindestens eine Milliarde US-Dollar stellt die größte Krypto-Handelsplattform dazu zur Verfügung.

Der ungewöhnliche Schritt von Binance CEO Changpeng Zhao erfolgt parallel zu seiner aktuellen Positionierung als eine Art Robin Hood der Krypto-Industrie und wurde in der Branche überwiegend positiv aufgenommen. Gegenüber Bloomberg beteuerte Zhao, dass er bedaure, nicht bereits früher über das Thema FTX getwittert zu haben. Vergangenen Donnerstag twittere er, dass die Krypto-Industrie bald „transparenter als die traditionelle Finanzindustrie“ sein werde.

Wie genau dieses Maß an Transparenz sichergestellt werden soll, ließ er allerdings offen. In Bezug auf sein eigenes Unternehmen hat CZ allerdings eine regelrechte Transparenz-Offensive gestartet. Der Binance-Chef kündigte in den vergangenen Tagen einige Initiativen an, die teilweise bereits umgesetzt wurden.

In einem Blogbeitrag, den Binance vergangene Woche Donnerstag veröffentlichte, hieß es, dass Binance „als führender Akteur in der Krypto-Branche“ verstehe, dass man nun in der Verantwortung stehe, „Führung zu übernehmen, wenn es um den Schutz der Verbraucher und den Wiederaufbau der Branche geht.“

Der Ankündigung, eine Milliarde US-Dollar für die Initiative zur Rettung von angeschlagenen Krypto-Unternehmen, folgte am 25. November ein Tweet, in dem der Binance-Chef die Bereitstellung einer weiteren Milliarde US-Dollar für den Hilfsfonds verkündete.

https://twitter.com/cz_binance/status/1596024244537737216?s=20&t=2ljn6gEWMxQCZYXxmlrQIg

Bei der von Binance initiierten Industry Recovery Initiative (IRI) haben sich laut dem Unternehmen bereits etwa 150 Unternehmen gemeldet und um Unterstützung durch den Fonds gebeten. Und es soll Zusagen in Höhe von 50 Millionen US-Dollar von Unternehmen geben, die IRI unterstützen möchten. Darunter Investmentfirmen wie Jump Crypto, Animoca Brands, Polygon Ventures, Kronos, GSR und die Brooker Group.

Die Investitionen erfolgen aber selbstverständlich nicht aus reinem Altruismus, sondern auch mit Gewinnerzielungsabsicht. Unternehmen, die über eine solide Basis verfügen, aber die im Zuge des FTX-Crashs einen Liquiditätsengpass erleiden, versprechen gute Renditeaussichten.

IRI soll eine flexible und transparente Investitionsstruktur aufweisen. Die Adressen der Teilnehmer werden veröffentlicht, um Transparenz zu gewährleisten. Unternehmen, die sich an der Industry Recovery Initiative beteiligen möchten, können dies mittels Token, Stablecoins, Fiatgeld oder über Kreditlinien tun. Der Anteil von Binance ist laut CZ in Bitcoin, Binance USD und Binance Coin aufgeteilt.

https://twitter.com/cz_binance/status/1596024145686716416?s=20&t=2ljn6gEWMxQCZYXxmlrQIg

FTX: Verursacher der Krise kann wieder Gehälter zahlen

Nach Angaben des Insolvenzverwalters John Ray ist FTX mittlerweile wieder in der Lage, Gehälter zu zahlen. Das gelte für Zahlungen vor der Insolvenz wie auch für die nachfolgende Zeit, insofern nicht neue Grenzen durch das zuständige Insolvenzgericht festgelegt würden. Eine gute Nachricht für die Angestellten des Unternehmens, die anders als der engste Kreis vom Sam Bankman-Fried, nur ihren Job gemacht haben.

FTX musste am 11. November Gläubigerschutz in den USA beantragen, da die Handelsplattform nicht mehr in der Lage war, seine flüchtenden Kunden auszuzahlen. Von der Insolvenz sind neben dem Schwesterunternehmen Alameda Research auch rund 130 Tochtergesellschaften betroffen.

Die Handelsplattform befindet sich in einem „Chapter 11-Verfahren“, in dem der Fokus auf der Sanierung des Unternehmens liegt. Während im deutschen Insolvenzrecht die Befriedigung der Gläubiger im Vordergrund steht. US-Unternehmen, die tatsächlich bankrott sind, unterliegen in aller Regel dem „Chapter-7-Verfahren“ und werden gerichtlich liquidiert.

Während sich FTX bereits in den Händen eines Insolvenzverwalters befindet, musste die US-amerikanische BlockFi-Bank ebenfalls einen Insolvenzantrag stellen. Das auf virtuelle Zahlungsmittel spezialisierte Geldhaus ist als Kreditgeber für verschiedene Krypto-Projekte ebenfalls indirekt mit FTX verbunden.

Kann Binance verlorenes Vertrauen “kaufen”?

Die langfristigen Auswirkungen des Zusammenbruchs von FTX sind noch nicht absehbar. Und auch die Zeit, die es zur Erholung brauchen wird, kann niemand abschätzen. Es könnten noch Monate vergehen, bis die Öffentlichkeit über das ganze Ausmaß des FTX-Skandals aufgeklärt wurde.

Jede weitere Meldung über den laschen Umgang mit Kundendaten oder die fehlende Deckung von Kundengeldern bei FTX kann Kursverluste bei Bitcoin und Co. verursachen. Die Unsicherheit ist deutlich spürbar.

Sicher ist nur, dass sowohl Handelsplattformen als auch Token-Projekte und Anbieter von Enterprise-Blockchain-Lösungen betroffen sind. Nahezu jeder Altcoin hat massiv verloren und der Ruf der gesamten Krypto-Branche wurde beschädigt.

Es verwundert daher nicht, dass der Recovery Fonds von Binance positiv in der Branche aufgenommen wurde. Jede stabilisierende Maßnahme ist in diesen Tagen willkommen. Und Binance ist sehr finanzstark, weshalb der Branchen-Primus einiges mit seiner IRI bewirken kann.

CZ zeigt sich in den vergangenen Tagen ohnehin optimistisch, was die Zukunft der Krypto-Industrie angeht. Der Binance-Chef ist fest davon überzeugt, dass Regierungen langfristig an einer Krypto-Adoption nicht vorbeikommen werden, wie er anlässlich einer Binance-Veranstaltung in Athen preisgab.

Selbst die Rufe nach einer Regulierung der Kryptomärkte, beispielsweise seitens des Internationalen Währungsfonds, sieht der Binance-Chef relativ gelassen. In seinen Worten klingt das wie folgt: „Es ist besser, die Industrie zu regulieren, statt sie zu bekämpfen.“

Ob der Binance-Boss, dessen Einfluss seit der FTX-Pleite gewachsen ist, auch auf eine Gesundung von FTX so gelassen reagieren würde, ist fraglich. Es ist durchaus möglich, dass FTX von der Struktur des US-amerikanischen Insolvenzrechts profitiert und wie zuvor schon Berkshire Hathaway oder General Motors in kürzester Zeit wieder oben mitspielt.

Es könnte jedenfalls unterhaltsam werden, die Reaktion von CZ zu beobachten, wenn der ehemals größte Mitbewerber wieder gesunden sollte.

 

 

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Christian Becker

Christian Becker ist Journalist von Beruf, seit ein paar Jahren ist er aber spezialisiert auf Kryptowährungen und Kursanalysen von Aktien bei Kryptoszene.de tätig. Er hat hauptberuflich bei IsarGold GmbH als Journalist und Analyst gearbeitet und schrieb auch regelmäßig für Kryptoszene.de, indem er Charts von Kryptowährungen und Aktien analysierte. Im März 2020 entschloss er sich weiterhin freiberuflich aber in Vollzeit bei Kryptoszene.de anzufangen und ist bis jetzt als einer der Hauptautoren und Redakteuren hier tätig.

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