Christian Eichinger ist Mitgründer und Geschäftsführer der Tixl gGmbH. Im Gespräch mit Kryptoszene.de sprechen wir mit dem Software-Entwickler über DeFi, ihre Autobahn und den Standort Deutschland.

Wir hatten uns vor etwas über einem Jahr schon einmal gesprochen. Was hat sich bei euch in dem Jahr getan?

Ja, über ein Jahr ist eine lange Zeit in unserer Branche. Ich kenne keine Branche, die sich so schnell bewegt. Da muss ich mal kurz überlegen, weil so viel passiert ist. Unser Plan war damals, den Proof of Concept für unser Autobahn Network zu erreichen. Das haben wir jetzt letzten Dezember geschafft. Mit Launch unserer allerersten Mainnet Version v0.1 kann man mit dem Tixl Wallet BTC kostenlos und innerhalb weniger Sekunden hin- und herschicken.

Das Feature „Privacy” haben wir, wie damals geplant, auch entwickelt; hier müssen wir allerdings warten, bis es vom Regulator Neuigkeiten gibt – ob das generell aktiviert werden kann (leider unwahrscheinlich), nur für authorisierte Parteien oder gar nicht. Unser Team hat sich seitdem glaube ich verdoppelt; mit super talentierten Leuten, die unsere Passion und Vision teilen. Das macht richtig Spaß. Und unsere Community wächst und wächst – in 2020 noch langsam, weil wir erst den Proof of Concept erreichen wollten; seitdem aber immer mehr… weil wir natürlich das Marketing jetzt auch nach und nach hochfahren.

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„Noch fallen teilweise verrückt hohe Gas Fees an“

Schaut man auf eure Website, so sticht einem direkt “the Defi Ecosystem” ins Auge. Was ist das Spannende an DeFi, das weltweit Investoren auf sich zieht?

DeFi ist eigentlich nur ein von 2017 aufgewärmtes Thema, mit das der Blockchain-Hype damals schon mal angefangen hat – nun einfach mit einem neuen Begriff dahinter. Es geht darum, mit Kryptowährungen klassische Finanz-/Bank-Geschäftsmodelle aufzusetzen bzw. anzugreifen – auf dezentrale Weise. Das an sich ist schon ein Riesen-Thema, was die Aufmerksamkeit vieler Investoren auf sich zieht. Und bei uns ist das im Fokus, weil das Problem von DeFi heute noch ist, dass sich die Modelle hauptsächlich auf der Ethereum-Chain bewegen – und daneben bei nicht immer real-time Transaktionen teilweise verrückt hohe Gas Fees anfallen.

Am Beispiel der DEX Uniswap, ebenfalls ein DeFi-Projekt: Swaps mit kleinen Beträgen sind bei hohen Gas Fees unmöglich. Und je höher ETH steigt, desto höher werden die Gas Fees. Mit Tixl’s Autobahn Netzwerk haben wir da die perfekte Grundlage geschaffen: ein Netzwerk mit nur minimalen Transaktionsgebühren und sehr schnellen Transaktionen. Wenn z.B. mal eine DEX an das Autobahn Netzwerk angeschlossen ist, sind die Probleme auch weg.

Du hast Ethereum schon angesprochen. Decentralised Finance wird im Normalfall mit der Ethereum Blockchain in Verbindung gebracht. Warum ist das so? Eignet sich ETH besser für solche Anwendungen als andere Krypto Technologien?

Dies rührt daher, dass Ethereum erstens schon ein weitverbreitetes Netzwerk ist und mit den Ethereum Smart Contracts zweitens eine sehr gute Basis für DeFi bietet. Das Problem ist, dass Ethereum andere Einschränkungen hat, die in Kauf genommen werden müssen – wie eben Geschwindigkeit/Skalierbarkeit/Gebühren. Andere Krypto-Technologien werden immer besser und werden Ethereum da viel Konkurrenz bieten. Wir entwickeln eine davon. Neben der Integration von ERC20 Tokens in das Autobahn Network arbeiten wir gerade an Interoperablen Smart Contracts bzw. Interoperable dApps.

Das wird bedeuten, dass man ähnlich wie bei Ethereum DeFi-Applikationen auf Tixl’s Autobahn Netzwerk bauen kann, bei denen kaum Transaktionsgebühren anfallen und die auch mit BTC oder anderen Chains (wie auch Ethereum, Polkadot, Cardano, usw.) funktionieren, da das Autobahn Netzwerk bzw. die Smart Contracts / dApps dann interoperable sind.

„Es werden sich nur die Besten durchsetzen“

Seid ihr auch auf Ethereum angewiesen?

Nein, nicht wirklich. Unser Token TXL ist zwar ein ERC20-Token – aber eher, weil das momentan für Projekte wie unseres das Attraktivste ist. Hätte es damals schon was Autobahn-Network-Ähnliches gegeben, auf dem wir unseren Token hätten ausgeben können, hätte das mehr Sinn gemacht. Naja, dann müssen wir das jetzt bauen (lacht).

Mittlerweile hat man das Gefühl, dass DeFi-Anwendungen aus dem Boden sprießen wie Pilze. Wird das nicht schon bald erste Opfer fordern? Wie kann Tixl in so einem harten Marktumfeld überleben oder in anderen Worten wozu braucht man euch?

Da hast du völlig recht. Am extremsten war das letztes Jahr mit hauptsächlich Ethereum-basierten, dezentralen Börsen. Nachdem Uniswap so erfolgreich war, kam eine DEX nach der anderen auf den Markt. Und da hat es schon die ersten Opfer gefordert; hier werden sich nur die wirklich Besten durchsetzen bzw. Liquidität erhalten. Wir planen auch in Richtung DEX; aber anders als alle anderen mit einem minimum-fee, instant transaction Netzwerk in Form der Autobahn im Hintergrund – statt nur Ethereum.

Wenn bei jeder Transaktion eine Vielzahl an Dollar gespart werden kann, sollte das den DEX-Markt etwas aufwirbeln. Und das Gleiche gilt für andere DeFi-Applikationen; bzw. auch außerhalb von DeFi. Vermehrt ist alles noch Ethereum-basiert. Aber mit anderen Kosten und einer schnelleren, skalierbareren Lösung ist das ein neues Spiel. In unserem Tixl Wallet kann man das kostenlose Versenden von BTC ja schon testen.

„Deutschland hat als Standort viele Vorteile“

Ihr seid ein Non-Profit-Unternehmen. Wieso eigentlich? Im modernen Finanzwesen ist doch viel Geld zu holen.

Ja, das stimmt. Das liegt nicht daran, dass wir kein Geld verdienen wollen. Aber wir wollen das Geld nicht ausschütten an die Gesellschafter, sondern dazu verwenden, den Themen Blockchain und Dezentralität zum Durchbruch zu verhelfen – weil wir sehr stark daran glauben. Also etwas bauen, was allen zugutekommt.

Euer Netzwerk bezeichnet ihr als Autobahn-Network und “Made in Germany” ist zum echten Slogan geworden. Wie wohl fühlt ihr euch mit eurem Krypto-Startup in Deutschland, bzw. wo seht ihr die größten Hürden?

Wir fühlen uns hier sehr wohl. Deutschland hat als Standort viele Vorteile; unser Kernteam sitzt hier und wir kennen das regulatorische Umfeld sehr gut. Generell ist Deutschland, was das Thema Krypto angeht, aber natürlich noch weit zurück. Blockchain-Themen kommen in der Ausbildung hierzulande noch sehr kurz – wo andere Länder schon eigene Studiengänge bzw. Spezialisierungen haben.

Regulatorisch und steuerlich ist zwar viel „Positives” in Bewegung, aber da sind andere Länder auch schon weiter. Aber alles keine Gründe für uns, auszuwandern. Wir sind da schon sehr „deutsch”. Wir bauen lieber aus Deutschland und einem rechtssicheren Rahmen heraus als von irgendeiner karibischen Insel, was uns dann irgendwann mal auf die Füße fällt. Und wir wollen auch nicht einfach heiße Luft versprechen, wie das andere Krypto-Projekte teilweise machen; sondern das German Engineering soll zeigen, was es kann – in einer gesunden Mischung aus Produkt/Entwicklung und Marketing.

Vielen Dank für das Gespräch

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Raphael Adrian

Nach dem Abschluss seines Journalismus Masters im Jahr 2013 arbeitete Raphael mehrere Jahre als freiberuflicher Journalist und Autor. In dieser Zeit spezialisierte er sich auf Finanzen, Business und Kryptowährungen. Seit November 2018 ist er als Chefredakteur bei Kryptoszene tätig. Seine Erfahrung im Bereich Investitionen und Handel gibt ihm eine solide Grundlage für die Analyse von Markttrends und das Treffen fundierter Investitionsentscheidungen. Dank seines Fachwissens in technischer und fundamentaler Analyse ist er in der Lage, profitable Geschäfte zu identifizieren und Risiken effektiv zu managen.

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