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Während die Kryptobörse FTX im November einen der größten Abstürze in der Geschichte des Kryptomarktes erlebte, suchte Binance-Chef Changpeng Zhao die Öffentlichkeit. Nicht nur war CZ einer der ersten, der die Probleme von FTX öffentlich auf Twitter ansprach, sondern er stellte Sam Bankman-Fried, dem EX-CEO von FTX, sogar eine Übernahme des taumelnden Konkurrenten in Aussicht.

Binance wirbt für mehr Transparenz von Kryptobörsen

Bekanntlich kam es jedoch nie zu diesem Deal und inzwischen ist FTX ein Fall für die Strafverfolgungsbehörden, während viele Kunden weiter auf das bei der Kryptobörse deponierte Geld warten. Der Binance-Boss nutzte allerdings den Sturz des Wettbewerbers, um sich für deutlich mehr Transparenz in der Kryptobranche stark zu machen. Die Börsen sollten nachweisen, dass sie tatsächlich über die genannten Kryptoreserven verfügen, so dass sich Kunden keine Sorgen um ihre Einlagen machen müssen. Denn bei FTX sind die eingezahlten Gelder offenbar anderweitig verwendet worden, was dazu führte, dass die Börse schließlich keine Liquidität mehr aufwies, um die während des Crash geforderten Auszahlungen durchzuführen.

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So etwas darf sich nach Meinung von CZ nicht wiederholen, wenn der Markt Vertrauen wieder aufbauen will. In der Zwischenzeit ist bekannt, dass sich jedoch auch weitere Marktteilnehmer in finanziellen Nöten befinden. Teilweise kam es hier bereits zu einer Bankrotterklärung, teilweise ist aber auch nicht klar, wie schlimm es wirklich um einzelne Börsen steht und was an den Gerüchten dran ist. Im Fokus steht derzeit besonders die Digital Currency Group.

Wie steht es wirklich um Genesis und Grayscale?

Zu ihren Tochtergesellschaft gehört das Unternehmen Genesis, das offenbar eine großen Liquiditätsengpass aufweist. Von einer Lücke von mindestens 1 Milliarde Dollar wird in den Medien spekuliert. Zum Konzern gehört aber auch der Vermögensverwalter Grayscale, der für seine Kunden im Jahr 2021 mehr als 50 Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten verwaltet haben soll. Noch ist nicht absehbar, wie es hier weitergeht und wie schlimm die Auswirkungen für den Markt noch sein werden.

Während die Krise also noch längst nicht überstanden zu sein scheint, bemüht sich die weltgrößte Kryptobörse Binance weiter darum, sich in ein gutes Licht zu rücken und zumindest die eigenen Kunden abzusichern. Wahrscheinlich rechnet Binance jedoch auch damit, dass viele Kunden ihre Gelder von anderen Börsen zu Binance transferieren könnten, wenn sie sich einen Namen als sicherster Anbieter der Branche machen kann.

Binance wird immer größer im Vergleich zu anderen Kryptobörsen

Schon jetzt zeigen Zahlen des Kryptoanalyseunternehmen Nansen, dass Binance mit rund 67 Milliarden US-Dollar an geschätzten Kryptobeständen, dreimal mehr als 11 andere Börsen zusammen aufbewahrt. Der FTX-Crash dürfte Binance somit am wenigsten geschadet haben. Im Gegenteil: Letztendlich könnte Binance als großer Profiteur aus der Krise kommen.

Dafür muss CZ seinen großen Ankündigungen auch taten folgen lassen und nachweisen, dass man es tatsächlich besser macht als die Konkurrenz und die Kundengelder bei Binance sicher sind. Schon im November veröffentlichte CZ auf Twitter ein paar Cold Wallet-Adressen und Salden der Kryptobörse. Auf denen befanden sich unter anderem 475K BTC, 4.8M ETH, 17,6 Mrd. USDT, 21,7 B BUSD, 601 Mio. USDC und 58M BNB.

Binance legt ersten Bericht über Reserven vor

Doch nun kann Binance einen deutlich größeren Schritt machen, in dem es den ersten Proof-of-Reserven-Auditbericht (PoR) vorlegt. Dieser wurden von der südafrikanischen Geschäftseinheit der internationalen Wirtschaftsprüfungs-, Steuer- und Beratungsgesellschaft Mazars durchgeführt und soll auf verschiedenen Methoden basieren, die überprüfen, ob Binance tatsächlich über genügend Vermögenswerte verfügt, um Kundenabhebungen zu jeder Zeit zu 100 Prozent abdecken zu können.

Nun verkündet Mazars, dass Binance den Proof of Reserves erfolgreich durchlaufen hat. Dazu hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft unabhängig Asset-Salden von Wallet-Adressen auf BNB Chain, Bitcoin, Ethereum und Binance Smart Chain mit dem Vermögensbilanzbericht des Binance-Managements abgeglichen. Dabei stellten die Prüfer fast keine Abweichungen fest. Diese lagen nur in einem Toleranzbereich von weniger als 1 Prozent. Dies ist nach Einschätzung der Prüfer ein Beweis dafür, dass die Kryptobörse tatsächlich über genug Vermögenswerte verfügt, um auch für eine großen Welle von Abhebungen gewappnet zu sein. FTX war hingegen damals dazu nicht in der Lage und konnte die Auszahlungen der Kunden nicht durchführen.

Prüfer stellen Absicherung von 101 Prozent fest

Um nachzuweisen, dass die genannten Wallets auch tatsächlich im Besitz von Binance sind, musste das Binance-Management zudem eine Transaktion durchführen, die nur dem Besitzer der privaten Schlüssel möglich ist. In einem weiteren Schritt wurden die Handlungen des Binance-Managements mit benutzerdefinierten internen Codeskripten verfolgt.

Berichte zeigten die geschuldeten und erhaltene Gelder gegenüber Kunden und prüften mithilfe eines proprietären Merkle-Tree-Generator, ob die Zahlen mit den Guthaben der Kunden übereinstimmten. Der Merkle-Root-Hash ist dabei ein kryptografisch sicherer Fingerabdruck, den ein Auditor verwenden kann, um den Vermögensstand einer Börse zu überprüfen. Der Merkle-Stamm wiederum ermöglicht die Verifizierung und blockiert gleichzeitig den direkten Zugriff auf Kundeninformationen. Laut dem Ergebnis der Prüfer sind die Positionen der Kunden, die Derivate handelten, zu 101 Prozent abgesichert. Demnach bestehe kein Risiko für den Kunden. Allerdings wurden hier nur Positionen von Käufern von Bitcoin geprüft und nicht für andere Kryptowährungen.

https://twitter.com/cz_binance/status/1601140896636227586

Misstrauen im Markt bleibt bestehen

Natürlich wertet Binance seinen ersten Proof of Reserve durch einen externen Prüfer als großen Erfolg. Restlos alle Zweifel beseitigen, kann die Maßnahme jedoch nicht. Noch immer gibt es Skepsis im Markt, wie vertrauenswürdig die Kryptobörsen wirklich sind. So wird zum Beispiel kritisiert, dass die Prüfgesellschaft Mazars doch vielen relativ unbekannt ist. Weiterhin hat Mazars nach eigenen Angaben nur jene Teilbereiche von Binance geprüft, die das Unternehmen erlaubt hat. Kritiker halten es für möglich, dass sich eine Kryptobörse im Zuge einer anstehenden Prüfung Vermögenswerte vorübergehend leihen könnte, um den Anschein zu erwecken, tatsächlich über die Reserven zu verfügen.

Weiterhin heißt es von den Kritikern, dass Binance und andere Kryptobörsen keine Rechnungslegungsvorschriften einhalten müssen. Dies könnte teilweise durch regelmäßige externe Prüfungen kompensiert werden, um Vertrauen bei Kunden aufzubauen. Allerdings sei es laut Marktbeobachtern dennoch alternativlos, dass es von den Regulierungsbehörden strengere Vorschriften und Kontrollen der Kryptobörsen gebe, dass die Börsen über bestimmte Guthaben verfügen, wie es etwa auch klassische Banken nachweisen müssen.

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Steffen Bösweich

Steffen hat Medien, Politik und Kulturwissenschaft studiert und nebenher bereits erste Erfahrungen im Print-, Radio- und Hörfunkjournalismus gesammelt. Nach seinem Studienabschluss hat er seine Journalistenausbildung in einem Verlag für Wirtschaft & Sport absolviert. Dem Wirtschaftsjournalismus ist er auch bei seinen weiteren Tätigkeiten als Redakteur stets treu geblieben und verfügt inzwischen über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung.

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