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Der Kryptomarkt kommt nicht zur Ruhe: Nach dem Skandal rund um die Kryptobörse FTX könnte nun der weltgrößten Kryptobörse Binance eine Anklage der amerikanischen Strafverfolgungsbehörden bevorstehen. Das berichtet exklusiv die Nachrichtenagentur Reuters.

Zu den möglichen Anklagepunkten gegen Binance, aber auch einzelne Personen aus dem Management, darunter CEO Changpeng Zhao (CZ), sollen Vorwürfe des nicht lizenzierten Geldtransfers, Geldwäsche-Verschwörung und weitere strafrechtliche Sanktionsverstöße zählen.

Ermittler sollen sich nicht einig über Anklage sein

Allerdings gibt es noch keine Entscheidung darüber, ob es wirklich zur Anklage kommt. Denn, so berichtet Reuters, soll es Uneinigkeit zwischen den Staatsanwälten des Justizministeriums geben, die den Abschluss der Untersuchungen verzögern.

Die Ermittlungen gegen Binance sollen dabei schon seit dem Jahr 2018 laufen und haben sich insbesondere auf die Einhaltung der Anti-Geldwäsche-Gesetzte in den USA konzentriert. Mindestens ein halbes Dutzend Bundesstaatsanwälte sollen in die Untersuchungen einbezogen sein.

Dies führt laut dem Bericht allerdings dazu, dass einige der Staatsanwälte die Beweise für eine Anklage bereits als ausreichend bewerten, während andere zunächst weitere mögliche Beweise für die genannten Vergehen zusammentragen möchten. Offenbar sind insgesamt drei Büros des Justizministeriums beteiligt, die die Anklagepunkte gegen Binance zusammen unterzeichnen müssten. Diejenigen Vertreter, die für eine Anklage plädieren, wollen aggressiv gegen die Kryptobörse und einzelne Führungskräfte wie CZ vorgehen.

 

Binance könnte einen Deal mit der Justiz anstreben

Binance befindet sich dabei offenbar im direkten Austausch mit dem Justizministerium. So sollen die Verteidiger der US-Kanzlei Gibson Dunn mehrere Treffen mit Beamten der Justiz abgehalten haben. Dabei wurde laut dem Bericht auch über einen möglichen Deal beraten.

Ein solcher Deal könnte womöglich das Verfahren abkürzen und Binance vor einem jahrelangen Rechtsprozess bewahren, in dem die Beschuldigten um CZ gegebenenfalls selbst vor Gericht erscheinen müssen. Neben der Anklage und einem Vergleich bleibt aber auch die Möglichkeit bestehen, dass das Verfahren eingestellt wird, wenn sich die Staatsanwälte nicht verständigen können.

Illegale Geldtransfers über Binance vermutet

Auslöser der Ermittlungen soll eine hohe Zahl von Fällen sein, in denen Kriminelle die Kryptobörse nutzten, um illegale Gelder an den Behörden vorbei zu transferieren. Dies war zu einer Zeit als das Anmeldeverfahren bei Binance noch sehr einfach war und man nur eine E-Mail-Adresse benötigte, um sich zu registrieren. Inzwischen ist die Verifizierung jedoch auf den Druck der Behörden umfassender und soll Kriminellen so den Zugang erschweren.

Die Staatsanwaltschaft soll im Zuge der fast 5 Jahre andauernden Ermittlungen im Jahr 2020 umfangreiche Aufzeichnungen von Binance zu seinen Anti-Geldwäsche-Maßnahmen eingefordert haben. CZ wiederum soll seine Mitarbeiter jedoch zu strengen Geheimhaltungsregeln über die internen Vorgänge aufgefordert haben. So sollten Mitarbeiter laut dem Bericht von Reuters möglichst wenige E-Mails schreiben, sondern besser verschlüsselte Messenger-Dienste verwenden. Dabei wurde angestrebt, dass sich die gesendeten Nachrichten automatisch löschen.

Kryptobörse soll Binance US als Ablenkungsmanöver gegründet haben

Weiter werfen die Ermittler Binance vor, sich nie mit seinem Konzern beim Finanzministerium registriert zu haben, wie es eigentlich vorgeschrieben ist, um Geldwäsche bei Geschäften in den USA zu unterbinden. Dabei zählte die Kryptobörse im Jahr 2018 noch rund ein Drittel seiner Kunden in den USA. Hingegen gründete Binance für den US-Markt eine eigene Tochtergesellschaft. Der Vorwurf lautet, dass Binance damit die Aufmerksamkeit der Regulierungsbehörden von seiner Hauptplattform lenken wollte.

Auch noch im Jahr 2022 sollen die Kontrollen von Binance gegen Geldwäsche relativ schwach gewesen sein. So sollen Zahlungen von über 10 Milliarden US-Dollar für Kriminelle und Unternehmen verarbeitet worden sein. Binance wies diese Vorwürfe jedoch zurück und erklärte, dass man höhere Standards anstrebe, um illegale Aktivitäten auf der Plattform besser zu erkennen.

https://twitter.com/cz_binance/status/1602659093478621185

Binance rekrutiert hohe Beamte für Kontrollen

Zudem soll Binance die Zahl seiner internen Ermittler aufgrund der Ermittlungen inzwischen deutlich aufgestockt haben. Nachdem die Rechtsaufsicht zunächst schwach und mit wenig Erfahrung im Umgang mit Behörden besetzt gewesen sei, habe Binance inzwischen in einer großen Rekrutierungsaktionen fünf ehemalige Beamte der Einheit für Cyberkriminalität und der IRS Einheit für kriminelle Ermittlungen eingestellt.

Sollte es tatsächlich zu einer Anklage gegen Binance kommen, wäre dies der nächste große Einschlag für den Markt nach dem FTX Crash. Binance gilt als mächtigster Anbieter aller Kryptobörsen und soll zuletzt mehr als die Hälfte des gesamten Handelsvolumens aller Börsen auf sich vereint haben. So soll die Börse allein im Oktober Trades im Wert von rund 1,6 Billionen Dollar verarbeitet haben. Zum Vergleich: Die einstige Nummer 2 FTX soll in diesem Zeitraum „nur“ 230 Milliarden Dollar abgewickelt haben.

Sollte Binance in eine Schieflage geraten, könnten die Folgen damit noch gravierender sein als bei der FTX-Pleite und das Vertrauen in den Markt noch mehr zerstören. Denn gerade CEO CZ hatte sich im Zuge des FTX-Einbruchs als Retter der Branche hervorgetan, der neue Standards in Sachen Sicherheit und Transparenz im Markt schaffen will.

Ehemaliger FTX CEO festgenommen

Diese Nachrichten tauchen auf, während Sam Bankman-Fried, der ehemalige Boss von FTX nun auf den Bahamas festgenommen wurde. So teilte der US-Staatsanwalt Damian Williams mit: „Die Behörden der Bahamas haben Samuel Bankman-Fried auf Antrag der US-Regierung verhaftet, basierend auf einer versiegelten Anklageschrift, die von der US-Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York eingereicht wurde. Wir gehen davon aus, dass wir morgen früh die Entsiegelung der Anklageschrift beantragen werden und werden zu diesem Zeitpunkt mehr dazu sagen können.“

Bankmann-Fried soll in seinem Wohnkomplex in Nassau in Gewahrsam genommen worden sein. Dabei soll der Unternehmer keinen Widerstand geleistet haben. Eine Stellungnahme der Rechtsanwälte von Bankmann-Fried zu dem Vorfall erfolgte bislang nicht.

Wolf of Wall Street warnt vor meisten Kryptowährungen

Indes äußerte sich der als Wolf of Wall Street bekannt gewordene Investor Jordan Belfort zu den jüngsten Vorfällen am Kryptomarkt und zeigte sich sehr kritisch gegenüber dem Kauf von Kryptowährungen.

In einem YouTube-Video erklärte Belfort, dass FTX ein Scam gewesen sei und niemand eine Chance gehabt habe sich dagegen zu verteidigen. Der Investor sprach von einem vorsätzlichen Crash und bezeichnete den Ex-CEO Bankman-Fried als Soziopath, der mit FTX eine bewusste Betrugsmasche aufgebaut habe.

Die meisten Kryptowährungen hält Belfort für keine guten Investments. Er macht jedoch zwei Ausnahmen: „Nur weil FTX ein Scam war, heißt das nicht, dass man Bitcoin und Ethereum komplett missachten sollte“, so Belfort in dem Video.

Die zwei bekanntesten Kryptowährungen könnte man nach seiner Einschätzung durchaus in sein Portfolio nehmen. Allerdings sollte der Kauf von Bitcoin und der Kauf von Ethereum nur einen kleinen Anteil der Gesamtinvestition einnehmen. Das beste Investment sei aus seiner Sicht ein ETF auf den technologielastigen S&P 500 Index.

Kryptowährungen sind ein sehr volatiles, unreguliertes Investmentprodukt. Ihr Kapital ist im Risiko.

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Steffen Bösweich

Steffen hat Medien, Politik und Kulturwissenschaft studiert und nebenher bereits erste Erfahrungen im Print-, Radio- und Hörfunkjournalismus gesammelt. Nach seinem Studienabschluss hat er seine Journalistenausbildung in einem Verlag für Wirtschaft & Sport absolviert. Dem Wirtschaftsjournalismus ist er auch bei seinen weiteren Tätigkeiten als Redakteur stets treu geblieben und verfügt inzwischen über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung.

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