Vier Kindheitsfreunde wollten eine Technologie erschaffen, um das Internet zu befreien. Daraus entstand NordVPN, ein Virtual Private Network-Dienstleister, der Nutzer*innen vor Internetzensur und staatlicher Überwachung schützt. Laura Tyrell ist NordVPNs Head of Public Relation und spricht in einem exklusiven Interview mit Kryptoszene.de über Geoblocking und Datenschutz, Anonymität im Netz und warum im Erfindungsjahr des WWW, 1989, das Internet noch ein safe Space war.
Hallo Frau Tyrell, Cyberkriminalität ist eine boomende Branche. Eine VPN (Virtual Private Network)-Verbindung soll helfen, den Datenverkehr zu verschlüsseln. So können keine Daten von außen eingesehen werden. Wann ist ein VPN unvermeidlich?
Wenn du deine persönliche Sicherheit und Privatsphäre im Netz erhöhen willst oder geografische Einschränkungen, wie Geoblocking, umgehen möchtest. Mit einem vertrauenswürdigen VPN kannst du öffentliche WLAN-Netzwerke sicher nutzen und es verhindert, dass andere sehen – seien es Regierungen, ISPs (Internetanbieter), Internet-Snooper oder Werbetreibende – was du online machst.
Wenn wir über Sicherheit im Internet sprechen, auf welche Probleme stoßen wir?
Internetzensur, inhaltliche Kontrollen und staatliche Überwachung wachsen schneller als je zuvor und die Internetfreiheit nimmt seit einiger Zeit ab. Wir wollen Lösungen vorschlagen, um diese Restriktionen zu umgehen. Auch Cyber-Angriffe sind in den letzten Jahren immer gefährlicher geworden und. Je mehr Hacks, Exploits, Identitätsdiebstahl und Zensur stattfinden, desto mehr Aufmerksamkeit erhalten VPNs.
Was muss sich im Netz konkret ändern?
Wir müssen das Internet in der Form wieder hinbekommen, wie es im Erfindungsjahr des WWW, 1989, war – ein safe Space, frei von Zensur und Überwachung.
Die Popularität von VPNs hat in einigen Ländern immens zugenommen. Was sind die Hintergründe dafür?
„Dieses Video ist in Ihrem Land nicht verfügbar“ – jeder kennt sogenannte Geosperren. Menschen wollen einen uneingeschränkten und unzensierten Zugang zu Inhalten von überall auf der Welt bekommen. Gleichzeitig wollen sie einen sicheren Zugang haben, insbesondere beim Reisen und Surfen in öffentlichen WLAN-Netzwerken. Eine Umfrage von NordVPN-Kunden hat außerdem ergeben, dass die Hauptmotive für die Nutzung eines VPN Datenschutz und Sicherheit sind, gefolgt von Vermeidung von Geoblocking.
Gibt es einen Trend, den Sie bezüglich VPNs entdecken?
VPNs verbreiten sich weit über digital Geeks und technisch versierte Menschen hinaus. Sie werden immer populärer in normalen Haushalten, bei Nutzer*innen, die nie vorher einen VPN-Service genutzt haben. Mehr Menschen wollen mehr Datenschutz und einen freien Zugang zum Internet haben.
Laut einer Bitkom-Studie wird fast jede*r zweite Internetnutzer*in Opfer von Cyberkriminalität: Von gefährlichen Virusinfektionen über Online-Betrug und Erpressung bis hin zu schweren Beleidigungen. Warum werden ausgerechnet reguläre Internetnutzer*innen ausspioniert?
Reden wir Klartext: Es gibt wenig bis gar keine Privatsphäre im Internet. Viele denken sie wären nicht interessant genug, um überwacht und ausspioniert zu werden – glaub mir, sie sind es. Von Facebook-Status-Updates über E-Mail-Snooping und Smartphone-Standortüberwachung – du wirst überall genauestens beobachtet.
Das klingt als wäre Internetüberwachung die Norm.
Leider ist es das. Du wirst überrascht sein wie viel das Internet über dich weiß und wie viel wertvolle Informationen das für bestimmte Projekte liefert. Werbeunternehmen verfolgen dein Online-Verhalten, um dir Produkte zu verkaufen, während Service-Anbieter – Google, Facebook und andere – deine Präferenz wissen wollen und dir die passendste Lösung anbieten.
VPNs sind in Europa und Asien äußerst beliebt und jetzt sehen wir, dass sie den US-Markt erobern. Liegt das an der Online-Überwachung innerhalb des Landes?
Das steigende Interesse zeigt sich weltweit, einschließlich der USA. Viele Menschen sind nicht mehr damit einverstanden, dass Unternehmen ihren Standort, ihre Bewegungen, Vorlieben und Surfgewohnheiten – im Prinzip alles, was sie online tun – zurückverfolgen. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, wie leicht entpersonalisierte Daten rückgängig gemacht werden können. Die Datenquellen werden einfach wieder mit den anonymen Daten verknüpft. Dieser Prozess heißt De-Anonymisierung. Daher bleiben Mensch skeptisch, selbst wenn ihnen volle Sicherheit und Anonymität versprochen wird – zurecht.
Glauben Sie, der Großteil der Menschen ist sich dieser Zustände bewusst?
Viele Leute empfinden es leider immer noch als unwichtig, dass sie ausspioniert, getrackt oder gehackt werden. Meines Erachtens ist das eines der größten Probleme im Bereich der Cybersicherheit weltweit, da Menschen die einfachsten Tipps nicht anwenden, um ihre Privatsphäre und Daten zu schützen.
Bei welchen Handlungen sollten sich reguläre Nutzer*innen im Netz schützen?
Nutzer*innen sollen sich natürlich in erster Linie vor Cyberkriminellen schützen, die unsere Daten klauen. Ob das beim Online Banking ist, beim Versenden von E-Mails mit sensiblen Informationen; wenn du deine Daten auf deinem Gerät speicherst oder das Internet generell benutzt. Privatsphäre zählt selbst, wenn du nichts zu verstecken hast.
China hat kürzlich VPNs verboten und auch Streaming-Dienste wie Netflix und Hulu möchten VPNs blocken. Die Filmbibliotheken der Streaming-Dienste sind riesig, aber der Großteil der Inhalte sind aufgrund von Urheberrechtsvereinbarungen geografisch beschränkt. Was denken Sie darüber?
Der Grundgedanke eines VPN ist das freie und gleichberechtigte Internet für alle, egal wo auf der Welt du dich befindest. Das ist heutzutage komplizierter, da genau solche Fälle immer mehr auftreten: vermehrte Überwachung, Blockierung und die digitale Kluft. Wir bei NordVPN streben dafür, Tim Berners-Lees Vision eines wirklich offenen Internets für alle Realität werden zu lassen.
Welche Eigenschaften braucht ein gutes VPN?
Eine starke Verschlüsselung und erweiterte Sicherheitsfunktionen, wie wir es auch bei NordVPN anbieten. Deshalb wird unser VPN von IT-Sicherheitsexperten empfohlen. Es mit einer sehr benutzerfreundlichen Oberfläche ausgestattet, die von VPN-Neulingen geschätzt wird. Die beste Wahl für alle, die ein einfaches und intuitives, stabiles und schnelles VPN suchen.
Ist der gesellschaftliche Einfluss von NordVPN beabsichtigt?
Wir haben mit unseren Projekten eine soziale Verantwortung. Wir sehen dies als Chance, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, insbesondere wenn viele Akteure die Freiheit des Internets bedrohen.
Online-Sicherheit stellen sich Menschen häufig sehr technisch vor. Ist da etwas Wahres dran?
Online-Sicherheit ist heute nicht mehr so technisch, wie alle es erwarten. Vor Jahren waren VPNs viel komplizierter. Jede VPN-Anwendung enthält alle erforderlichen Konfigurationen, sodass jede*r Benutzer*innen innerhalb weniger Minuten den Internetdatenverkehr herunterladen, einrichten und schützen kann.
Einige Marketingstrategen der VPN-Branche versprechen absolute „Internet-Anonymität“. Viele Sicherheitsexperten behaupten, Anonymität sei unmöglich. Wie stehen Sie zu diesem Thema?
Niemand ist zu 100% anonym oder sicher online, auch wenn du über ein VPN, ein Virenschutzprogramm, eine zuverlässige Firewall und andere Sicherheitstools verfügst. Wenn du deine persönlichen Daten in sozialen Medien preisgibst oder dieselben Passwörter für alle deine Konten verwendest, kannst du einfach getrackt oder Opfer von Internetkriminalität werden. Wir alle machen unsere eigenen Fehler online.
Gibt es ein Online-Tool, das Nutzer*innen vollständig anonymisieren lässt?
Dieses magische Tool gibt es leider noch nicht. Ein VPN kann dir aber dabei helfen, in der digitalen Welt privater, anonymer und sicherer zu bleiben. Wenn du eine Verbindung zu einem der VPN-Server herstellst, wird der gesamte Internetverkehr durch einen verschlüsselten virtuellen Tunnel geleitet, sodass es für Snooper schwierig ist dich zu tracken oder deine privaten Daten zu klauen.
Wohin wird sich die VPN-Nutzung in den nächsten Jahren entwickeln?
Der VPN-Markt ist in den letzten zehn Jahren exponentiell gewachsen, weil zunehmend mehr Verbraucher und Unternehmen ihre Daten und ihre Privatsphäre schützen wollen. VPNs werden zu einem Werkzeug, das in vielen normalen Haushalten zukünftig benutzt wird.
Um wie viel ist NordVPN in den letzten fünf Jahren gewachsen?
NordVPN hat sich seit 2012 zu einem der weltweit führenden Anbieter von VPN-Diensten entwickelt. Jetzt sind wir von den einflussreichsten IT-Sicherheitsspezialisten anerkannt und werden von 12 Millionen Internetnutzer*innenn weltweit genutzt. NordVPN verfügt über 5.000 Server in 60 Ländern weltweit.
Was sind NordVPNs Ziele für die nächsten zwei Jahre?
In letzter Zeit entwickelt sich NordVPN zu einer umfassenden Netzwerksicherheitslösung. Zusätzlich ergreifen wir Maßnahmen, um die Sicherheit von NordVPN zu verbessern. Einer der ersten Schritte ist eine langfristige strategische Partnerschaft mit VerSprite – einem der führenden Beratungsunternehmen für Cybersicherheit. Bald starten wir unser Bug Bounty-Programm und planen 2020 ein umfassendes unabhängiges Sicherheitsaudit durchzuführen.
Gibt es inspirierende Modelle, an denen sich NordVPN orientiert?
Wie unser Name schon sagt, sind nordische Ideale für uns inspirierend. Dazu zählt Vertrauen, Selbstbewusstsein und Innovation. Wir schätzen die Entscheidungsfreiheit unserer Kunden und bemühen uns, mit unserer Technologie und Arbeitsweise innovativ zu sein.