Der 03. Oktober markiert den offiziellen Start von Sam Bankman-Frieds Gerichtsprozess in Manhattan, New York. Der Gründer der pleitegegangenen Kryptobörse FTX muss möglicherweise für mehrere Jahrzehnte ins Gefängnis. Es geht um nichts weniger als um einen der größten Fälle von Finanzbetrug in der Geschichte der USA.
Der 31 Jahre alte US-amerikanische Unternehmer ist angeklagt, die Nutzer seiner Kryptobörse um Milliarden bestohlen zu haben. Bis heute bestreitet er seine Schuld. Einst als „Crypto King“ bekannt, galt er als Liebling der Medien. Er gewann 2019 nach der Gründung von FTX an Bekanntheit und stieg zu einer Art Aushängeschild der Krypto-Welt auf. Jedenfalls hatten die Medien ihn dazu stilisiert.
Im Jahr 2022 war er auf dem Zenit seiner Bekanntheit angekommen. Während die Krypto-Märkte strauchelten, sprang er den kleineren Krypto-Firmen helfend zur Seite. Einige Monate später und er wurde des Betrugs angeklagt. Seine Kryptobörse FTX ging bankrott und hinterließ ein Loch von 8 Milliarden US-Dollar.
Sam Bankman-Fried betritt den Gerichtssaal
Am Dienstag war es schließlich so weit. Nach seiner Festnahme auf den Bahamas im August, wo die Kryptobörse FTX ihren Sitz hatte, kommt er im Gerichtssaal an. Es stehen möglicherweise bis zu sechs Wochen Schlagabtausch zwischen den Anwälten im Gerichtssaal bevor.
Sam Bankman-Fried muss sich in sieben Anklagepunkten verteidigen, darunter Überweisungsbetrug und Wertpapierschwindel. Ihm wird vorgeworfen, die Gelder seiner Kunden für seine eigenen Zwecke missbraucht zu haben. Darunter fallen unter anderem die Finanzierung von Alameda Research, einer anderen von ihm gegründeten Krypto-Firma. So soll er die Kunden hinsichtlich der Beziehungen von FTX und Alameda Research belogen haben.
Some of the first court sketches of SBF's new haircut by Jane Rosenberg for Reuters: pic.twitter.com/n0FqW71PWD
— Luc Cohen (@cohenluc) October 3, 2023
Journalisten bedrängten den Gerichtssaal, viele von ihnen waren bereits 5 Uhr morgens angekommen, um einen Blick auf den Angeklagten zu erhaschen. Der Fall ist besonders in Anbetracht der laufenden Untersuchungen in den USA brisant. Die SEC beißt noch immer um sich und legt sich nach wie vor mit den größten Kryptobörsen Coinbase sowie Binance an. Zudem musste sie einen Rückschlag im Fall Ripple einstecken. Gleichzeitig stehen die Anträge zur Zulassung zahlreicher Bitcoin ETFs aus.
Der Gerichtsprozess könnte Licht auf die Hintertürchen-Machenschaften von Krypto-Unternehmen werfen und somit für Klarheit sorgen. Viele Übernacht-Millionäre und -Milliardäre hat dieser Sektor hervorgebracht, nicht immer auf saubere und legale Weise. Im Falle von Sam Bankman-Fried wurden die Gelder für Luxusobjekte verwendet. Zudem spendete er 100 Millionen US-Dollar an die Politik.
Chancen stehen gut – für das Gericht
In einem Interview mit der BBC hat Sam Bankman-Fried eingestanden, die Gelder nicht ordnungsgemäß verwaltet zu haben. Allerdings will er nicht vorsätzlich gehandelt haben. Seine Ex-Freundin und vormalige Chefin von Alameda Research, Caroline Ellison, hat sich bereits schuldig bekannt, ebenso drei weitere ehemalige Mitarbeiter. Sie werden wahrscheinlich gegen ihn aussagen.
Die Analysten sagen für Sam Bankman-Fried schlechte Chancen voraus. In der Vergangenheit siegte bei solchen Fällen zumeist das Gericht. Außerdem konnte der Angeklagte bislang keine überzeugenden Gegenargumente vorbringen. Im besten Fall könnte er dem Gericht glaubhaft zu vermitteln versuchen, wie ein Dummkopf in die Sache hinein gestolpert zu sein.
Eine Verständigung im Strafverfahren war bislang nicht diskutiert worden. So sagen jedenfalls die Anwälte auf beiden Seiten. Weiterhin ist nicht klar, ob Sam Bankman-Fried sich selbst im Gericht verteidigen würde. Seine besten Chancen bestehen darin, sagen Experten, Jurymitglieder für sich zu gewinnen. Ein Geschworener würde ausreichen, Zweifel zu streuen, dass die US-amerikanische Regierung seine Schuld beweisen könne.
Der Fall könnte bestimmend sein für die Art und Weise, wie Behörden in Zukunft mit Krypto-Unternehmen und Kryptobörsen umgehen. Die Behörden und die US-amerikanische Regierung haben kein Interesse daran, dass sich Ereignisse wie der Kollaps der FTX-Börse wiederholen.