Rory Kenny ist Gründer und CEO von Loudly, einem Musiktechnologie-Unternehmen, das KI-gestützte Musiklösungen für die weltweit wachsende Influencer- und Kreativ-Community anbietet. Im Gespräch mit Kryptoszene.de erklärt er, welche Möglichkeiten NFTs für Künstler bieten und verrät, in welche Token er selbst investiert hat.
Hallo Herr Kenny, NFTs und NFT-Token haben in diesem Jahr unter Investoren einen enormen Hype erlebt. Ist das denn gerechtfertigt?
Investor:innen und Creator glauben, dass NFTs einen Wandel herbeiführen werden. Das ist keine Theorie mehr, denn in den letzten Monaten wurden zahlreiche NFTs verkauft und ihr Wert ist enorm gestiegen. Was die Menschen vergessen, ist, dass NFTs tatsächlich ein großes Problem lösen: Die Schaffung und der Besitz von digitaler Kunst, Sammlerstücken und virtuellen Objekten ist nun endlich transparent.
Darüber hinaus gibt es einen Marktplatz und ein Geschäftsmodell, das den Urheber:innen neue Einkünfte verschafft. Das ist großartig! Dies leitet auch schnell ein neues Paradigma ein: die direkte Beziehung zwischen Künstler:in und Fan/Sammler:in. Künstler:innen werden künftig nicht mehr von Galerien und Kultureinrichtungen abhängig sein, Musiker:innen nicht mehr von großen Labels, und Kunstschaffende werden generell neue Möglichkeiten haben, ihre Werke zu monetarisieren.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass die NFTs den Zugang zu einem Markt, der lange Zeit sehr intransparent und geschlossen war, rasch demokratisieren. Plötzlich haben Creator Zugang zu einem weltweiten Publikum von Sammelnden und umgekehrt haben Sammler:innen und Fans nun Zugang zu vielen Creatorn und einem ständigen Strom neuer digitaler Kreationen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass NFTs Kunst und Handel völlig neu definieren werden – es ist eine Trennlinie zwischen der Vergangenheit und der Zukunft. Und wir erleben sie gerade in Echtzeit.
Haben Sie auch selbst in NFTs investiert?
Wenn ich viel Geld zum Spielen hätte, würde ich sicherlich in NFTs investieren – nicht so sehr als Spekulant, sondern eher als Kurator und Fan. Ich habe meine eigenen audiovisuellen NFTs erstellt. Ihre Veröffentlichung auf einem NFT-Marktplatz und der Blockchain Kosten würde jedoch erhebliche Kosten verursachen. Zudem plane ich, einige Musikstücke meiner Band sehr bald als NFTs zu veröffentlichen! Ich habe auch indirekt in die NFT-Kategorie investiert, indem ich Kryptowährungen wie Enjin, Axie Infinity und Decentraland gekauft habe.
Der Musikband Gorillaz wurde nach Veröffentlichung ihrer NFTs von der eigenen Fanbase vorgeworfen, dass die Token umweltschädlich seien. Ist die Kritik gerechtfertigt?
Ich denke, dass es immer gerechtfertigt ist, Bedenken über jegliche Aktivitäten zu äußern, die der Umwelt schaden. In den letzten 12 Monaten wurde viel über die negativen Umweltauswirkungen von Bitcoin, Mining und den Kosten von Transaktionen in der Blockchain gesprochen. Aber die gute Nachricht ist, dass es eine kollektive Dynamik gibt, um dieses Problem durch Innovation zu lösen. Ich bin sicher, dass das Problem sehr bald gelöst sein wird.
Wie kann man bei neuen digitalen Kunstwerken erkennen, ob man in Zukunft mit Wertsteigerungen rechnen können wird?
Spekulationen über den Wert von Kunst waren schon immer sehr schwierig. Es sei denn, es gibt Interessengruppen, die über ausreichende Mittel verfügen, um die Nachfrage zu manipulieren oder künstlich zu erzeugen. Dieser Aspekt der kommerziellen Kunst hat sich nicht geändert, und es gibt zahlreiche Anzeichen dafür, dass dies derzeit auf dem NFT-Markt geschieht.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch völlig neue Kunstsammlungen wie CryptoPunks, die von unbekannten Künstlern herausgegeben werden und plötzlich einen außergewöhnlichen Wert haben. Die Szene ist also im Moment sehr gemischt.
Wenn ich selbst NFTs erstellen möchte, ist das einfach so möglich? Auch als No-Name unter den Krypto Künstlern?
Auf jeden Fall! Schöpfer müssen weitermachen und kreieren. Wenn die Künstler:innen möchten, können sie dabei noch einen Schritt weiter gehen und ihre Kunstwerke in NFTs umwandeln. Derzeit ist die Einführung einer NFT technisch etwas kompliziert, aber das wird von der Branche bald gelöst werden. Bald wird es so einfach sein wie ein Posting auf Instagram.
Die nächste Frage lautet: Werden die Künstler:innen passende Käufer:innen oder ein Publikum finden, das sich für die Kunstwerke interessiert? Das ist eine viel schwierigere Aufgabe, da Künstler:innen bald mit Tausenden und möglicherweise Millionen von anderen Creatorn konkurrieren werden!
Was hat Loudly dazu animiert, in den NFT-Markt einzusteigen?
Als KI-gestützter Musikdienst war es immer unser Ziel, jedem Menschen die Möglichkeit zu geben, auf einfache Weise Musik zu kreieren. Da die meisten NFT-Kunstwerke audiovisueller Natur sind, stellt sich die Frage, woher all die NFT-Künstler:innen die Musik nehmen sollen, um die Bedeutung und den Wert ihrer Kunstwerke zu steigern.
Aus mehreren Gründen ist es für die Künstler:innen äußerst schwierig, Musik in ihre audiovisuellen NFTs zu integrieren: Es ist fast unmöglich, die Nutzungsrechte an der Musik zu erwerben, sodass die Künstler eine:n Musiker:in bitten müssen, Originalmusik zu komponieren, oder ihre eigene Musik kreieren. Das Outsourcing an eine:n andere:n Musiker:in braucht Zeit, kostet Geld und es gibt eine unklare Aufteilung der Einnahmen und des Eigentums, wenn das NFT verkauft wird. Das ist höchst problematisch!
Mit Loudly können Creator einfach Musik generieren oder einen Track lizenzieren und dabei die finanzielle Unabhängigkeit und kreative Kontrolle behalten. Wir möchten Creator unterstützen und sie befähigen, ihre digitale Kunst mit der Kraft der Musik zu bereichern – mit Textur, Emotionen und kulturellen Elementen, die den Wert ihrer Kunstwerke erhöhen.
Vor rund einem Monat haben Sie diverse Kunstwerke mit ausgewählten Künstlern herausgebracht. Welche Resonanz haben Sie auf die Crypto Art erhalten?
Wir haben uns kürzlich mit vier Berliner NFT-Künstler:innen zusammengetan, um sie bei der Nutzung von Musik für NFTs zu unterstützen und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie unser KI-gestützter Musikdienst die Kreativität fördern und Zeit, Kosten und Stress bei der Musikauswahl reduzieren kann.
Zu diesem Zweck nutzten die Künstler:innen unseren KI-gesteuerten Musikdienst. Dabei konnten sie selbst wählen, wie ihre Tracks klingen sollten – einschließlich Genre, Stimmung, Länge und sogar die Originalgeräusche, die in die Tracks eingeflossen sind. Auf Grundlage dieser Eingaben wurde dann ein Track generiert.
So konnten sie schnell passende Soundtracks produzieren und bearbeiten. Außerdem ist die erzeugte Musik lizenzfrei, sodass künftige Komplikationen in Bezug auf die Aufteilung der Einnahmen, die Abrechnung und die Auszahlung entfallen. Ihre endgültigen digitalen Kreationen sind wunderbar und haben sich bereits wenige Tage nach der Veröffentlichung verkauft!
Vielen Dank für das Gespräch
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