Die Stimmung am Kryptomarkt hat sich innerhalb von kurzer Zeit von bärisch auf bullisch gedreht. So stieg der bekannte Indikator des Bitcoin Fear and Greed Index zuletzt auf 65 und erreichte damit den Status „Gier“. Noch vor kurzem war der Markt nach dem Crash der Kryptobörse FTX hingegen von Angst bestimmt.
Die Euphorie ist dabei auf die starken Preisanstiege in den ersten Wochen des Jahres zurückzuführen. So stiegen die Kurse so stark wie zuletzt im Bullenmarkt 2021.
Bitcoin-Kurs steigt 40 Prozent
Der Bitcoin-Kurs verzeichnet seit dem 1. Januar 2023 einen Kurssprung von knapp 40 Prozent. Bitcoin hat damit nicht nur die Marke von 20.000 Dollar zurückerobert, sondern ist am vergangenen Samstag bis auf knapp 23.400 Dollar nach oben geschossen. Damit wächst die Euphorie unter Anlegern, dass Bitcoin seinen Boden des Bärenmarktes gesehen hat und der Markt vielleicht sogar schon am Beginn des nächsten Bull Run steht.
Unter Käufern macht sich eine gewisse FOMO breit, die Angst etwas zu verpassen. Das wird nicht nur am steigenden Interesse am Kauf von Bitcoin auf Kryptobörsen sichtbar, sondern auch in den sozialen Netzwerken, wo viele Krypto-Influencer bereits wieder große Euphorie verbreiten. Doch ist dieser neue Hype nun wirklich berechtigt oder handelt es sich vielleicht nur um eine große Falle der Bären und eine weitere Korrektur wird schnell Ernüchterung in den Markt zurückbringen?
Kryptoszene.de analysiert anhand des Bitcoin Charts und wichtiger technischer Indikatoren, was nun dafür und dagegen spricht, dass BTC seinen Tiefpunkt erreicht hat.
- Bitcoin
(BTC) - Preis
$99,092.00
- Marktkapitalisierung
$1.96 T
Bitcoin-Kurs so stark wie zuletzt im Oktober 2021
Als klar bullisch zu werten ist natürlich das Momentum des Bitcoin-Kurses. Von den ersten 24 Tageskerzen in diesem Jahr waren bisher nur fünf rot, was einen Preisrückgang anzeigt und 19 grün, was den Preisanstieg markiert. Zudem waren die grünen Kerzen deutlich ausgeprägter. Der größte Tagesverlust seit Jahresbeginn lag bisher bei 2 Prozent. Dagegen verzeichnete BTC/USD fünf Tageskerzen mit gewinnen von mehr als 2 Prozent.
Auch die größeren Wochen- und Monatscharts sprechen eine eindeutig bullische Sprache. Bitcoin hat in diesem Jahr noch keine roten Wochenkerze gesehen und die Monatskerze ist fast 40 Prozent im Plus. Noch stärker war das Wachstum zuletzt im Oktober 2021 als der Markt die finale Phase des Bull Run erreichte.
Bitcoin-Indikator gibt „Kaufen“-Signal
Als bullisch ist weiterhin zu werten, dass der Bitcoin-Kurs auf dem Tageschart die EMA Ribbons klar nach oben durchbrochen hat. Diese gleitenden Kursdurchschnittslinien waren im vergangenen Jahr eine regelmäßige Bremse für den Kurs. Allerdings ist es bisher noch zu keinem bullischen Retest der EMA Ribbons gekommen. Typisch in einem Bullenmarkt ist jedoch, dass BTC die Ribbons regelmäßig als Supportzone verwendet, um seinen Anstieg fortzusetzen.
Ein weiteres technisches Signal, dass bullisch ausschlägt, ist der Hash Ribbon Indicator. Der Indikator versucht, Zeiträume zu identifizieren, in denen Bitcoin-Miner in Not sind und möglicherweise kapitulieren. Die Annahme ist, dass solche Perioden auftreten können, wenn der Preis von $BTC auf großen Tiefstständen liegt, und daher eine gute Gelegenheit darstellen könnten, den Rückgang zu kaufen.
Aktuell zeigt dieser Indikator ein „Kaufen“-Signal. In der Bitcoin-Historie konnten die Hash Ribbons relativ zuverlässig gute Einstiegszeitpunkte für Bitcoin voraussagen. So gab es zum Beispiel im November 2020 ein Kaufen-Signal und es folgte der große Bull Run, der BTC bis auf 69.000 Dollar führte. Allerdings schlug der Kaufen-Indikator auch im August 2022 Alarm und lag dabei falsch. Es folgte eine weitere Korrektur. Allerdings war das Black Swan Event des Zusammenbruches von FTX für den Indikator natürlich nicht vorhersehbar.
Bitcoin-Kurs durchbricht wichtige Widerstände
Bullisch zu werten ist weiterhin, dass der Bitcoin-Chart zeigt, dass inzwischen sowohl die Hochpunkte des Kurses von Anfang November, als auch Mitte September übertroffen worden sind. Die nächste wichtige Resistenz wartet allerdings bereits auf BTC. Denn im August 2022 war der Kurs auf mehr als 25.000 Dollar gestiegen. Auch dieses Hoch muss überwunden werden, um ein weiteres Bestätigungssignal einer nachhaltigen Trendwende zu liefern.
Trotz dieser vielen bullischen Anzeichen für den Bitoin-Kurs, die tatsächlich auf den Beginn eines neuen Bull schließen könnten, gibt es jedoch auf der anderen Seite einige bärische Signale, die die Trendwende noch nicht final bestätigen.
Noch kein Goldenes Kreuz für Bitcoin
So zeigen etwa die schon genannten EMA Ribbons auf dem Monatschart noch bärische Vorzeichen. Denn aktuell ist es Bitcoin nicht gelungen, auch nur dass unterste Band dieser gleitenden Kursdurchschnitte zu durchbrechen. Vielmehr sieht es aktuell nach einem bärischen Retest als anhaltenden Widerstand für Bitcoin aus. Denn genau als Bitcoin das unterste Band bei 23.400 Dollar erreichte, setzte die erste Korrektur ein und zum Zeitpunkt der Veröffentlichung notiert BTC/USD wieder unter 23.000 Dollar.
Weiterhin gab es noch kein sogenanntes Goldenes Kreuz im Bitcoin-Kurs, bei dem eine gleitenden Kursdurchschnittslinie für einen kürzeren Zeitraum, jene für einen längeren Zeitraum bullisch von unten nach oben kreuzt. Dieses Golden Cross war zuletzt im Mai 2020 und September 2021 zu sehen. Danach konnte der Bitcoin-Kurs jeweils deutlich steigen.
Aktuell nähern sich die beiden Linien zwar an, aber das Goldene Kreuz könnte noch auf sich warten lassen, wenn der Bitcoin-Kurs seine Rallye nicht weiter fortsetzt.
Bitcoin ist laut Indikator überkauft
Ein bärisches Signal gibt zudem der Relative Strength Index auf dem Tageschart. Dieser liegt aktuell bei 85 und damit deutlich im überkauften Bereich. Laut diesem Index ist ein Asset bereits ab einem Wert von 70 überkauft.
Allerdings könnte sich beim RSI auch eine bullische Divergenz für den Bitcoin-Kurs ausspielen und damit einen weiteren Aufwärtstrend ankündigen. Denn der RSI ist aktuell weniger stark überkauft als noch vor zehn Tagen, obwohl der Kurs jetzt höher notiert. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Bullen noch etwas Kraft übrig haben, um die Rallye zumindest noch eine Weile fortsetzen zu können. Früher oder später ist eine Korrektur laut RSI jedoch überfällig.
Vorsichtig stimmen, ob der Bärenmarkt sein Ende schon gefunden hat, kann zudem die Tatsache, dass die Korrektur von Bitcoin im Vergleich zu den vorherigen Bärenmärkten bislang moderater ausfiel. So betrug der Preisrückgang in den vergangenen zwei Bärenmärkten 87 bzw. 84 Prozent.
Die Korrektur von 69.000 auf rund 15.500 Dollar war jedoch „nur“ ein Minus von etwa 78 Prozent. Folgte Bitcoin seiner Historie könnte noch weiteres Abwärtspotenzial bestehen. Allerdings sollte diesem historischen Vergleich im Gegensatz zu den anderen genannten Chartindikatoren keine zu große Bedeutung beigemessen werden.