Der Bitcoin-Kurs hat am gestrigen Handelstag eine erstaunliche Erholung gezeigt. Von Tiefständen knapp unter 31.000 Dollar pumpte sich BTC/USD im Eiltempo bis auf einen Höchststand von 38.400 Dollar zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nach oben. Eine krasse Steigerung von mehr als 20 Prozent binnen eines Tages!
Doch heißt das für Anleger, dass die Bullen jetzt wieder die Kurse diktieren und das Schlimmste bereits überstanden ist? Nicht unbedingt. Ein sehr bekanntes Chartanalyse-Modell zeigt, dass der Bitcoin-Kurs sogar noch kurzzeitig unter 30.000 Dollar fallen könnte, bevor es zur einer echten Trendwende kommt.
Wyckoff-Modell: Steht eine weitere heftige Korrektur bevor?
Wer Bitcoin kaufen will, sollte das folgende Szenario unbedingt auf dem Schirm haben, auch wenn der BTC/USD-Kurs aktuell so erfreulich aussieht.
Die Rede ist von einem Kursmodell von Richard D. Wyckoff. Der Schriftsteller und Stock-Market-Investor lebte zwischen 1873 und 1934 und hat Chartmodelle entwickelt, die bis heute von Analysten hohe Beachtung finden. Von der Zeitschrift Technical Analysis of Stocks and Commodities wurde Wyckoff für seine Verdienste sogar posthum als Titan der Technischen Analyse gewürdigt.
Eines seiner bekannten Modelle ist das „Accumulation Schematic #1“, das auch als Reversal-Modell bekannt ist, da es eine Trendumkehr der Kurse beschreibt. Dem Schema zufolge, kommt es im ersten Schritt zu einer starken Korrektur der Märkte.
Bitcoin-Kurs verhält sich exakt wie prognostiziert
Diese „Phase A“ hat der Bitcoin-Kurs am 14. April eingeleitet als BTC/USD von einem neuen Allzeithoch bei 65.000 Dollar stark nach unten korrigiert hat. In der Spitze rutschte der Bitcoin-Kurs auf 30.000 Dollar herunter, fand dort eine starke Unterstützung und konnte sich schnell wieder auf mehr als 42.000 Dollar erholen. Genau dieser Kursverlauf ist im Wyckoff Modell in Phase A beschrieben, die von einer enormen Volatilität geprägt ist.
Phase B des Modells ist von einer Seitwärtsbewegung der Kurse geprägt, in dem sich die Kurse mehrfach zwischen dem oberen Widerstand (im Preisbereich von 42.000 Dollar) und der Unterstützungszone (30.000 Dollar) hin- und herbewegen, ohne dass ein Ausbruch nach oben oder unten gelingt.
Auch diese Phase B hat der Bitcoin-Kurs genau erfüllt und bewegt sich seit mehreren Wochen zwischen Widerstand und Unterstützung hin und her.
Es folgt die spannende Phase C in der sich der Bitcoin-Kurs genau jetzt befinden könnte. Gekennzeichnet ist diese Phase von einer kurzen Korrektur unterhalb der Unterstützungszone (genannt „Spring“), bevor eine Trendumkehr gestartet wird.
Liegt der YouTuber MMCrypto richtig oder falsch?
Der Bitcoin-Kurs müsste nach der Wyckoff-Methode also kurzzeitig unter 30.000 Dollar fallen, bevor ein neuer Bullenmarkt eingeläutet werden kann. Doch das ist bisher nicht passiert. Zwar ist der Bitcoin-Kurs gestern kurzzeitig unter 31.000 Dollar gefallen, aber hat somit noch nicht das vorherige Tief bei 30.000 Dollar aus Phase A unterboten.
Manche Analysten und bekannten Krypto-YouTuber deuten das gestrige Tief von rund 31.000 Dollar trotzdem bereits als „Spring“ und gehen davon aus, dass der Bitcoin-Kurs bereits jetzt seinen Tiefpunkt gefunden hat.
Zu nennen ist hier der YouTuber MMCrypto, der auf seinem Channel mehr als 400.000 Abonnenten zählt und damit zu den größten Krypto-Influencern der Welt zählt. Er verkündet in seinem neuesten Video, dass sich das von ihm herangezogene Wyckoff-Modell bereits erfüllt hat und er es genauso vorhergesagt habe.
Ob er damit richtig liegt, dürften die nächsten Tage zeigen. Denn laut Wyckoff müsste der Kurs eigentlich unbedingt noch kurzzeitig unter 30.000 Dollar fallen, um das Reversal Pattern zu erfüllen.
Weitere Anzeichen für möglichen Sturz unter 30.000 Dollar
Es gibt noch weitere Hinweise darauf, dass die 30.000 Dollar kurzzeitig und hauchdünn durchbrochen werden könnten. Zieht man den logarithmischen Chart des Brave New Coin Liquid Index heran, zeigt sich, dass BTC/USD sich seit Wochen in einem sogenannten Falling Wegde bewegt.
Dies ist ein bullisches Pattern, dass in der Regel nach oben ausbricht. Der Bitcoin-Kurs hat zwar gestern die Widerstandslinie des Musters durchbrochen, aber es könnte sich auch um einen Fakeout handeln, sofern der Kurs wieder unter 36.000 Dollar fällt. Sollte dies passieren könnte Bitcoin nochmals die Unterstützungslinie testen, die am kommenden Sonntag ganz knapp unter 30.000 Dollar liegen würde.
Und in der Chartanalyse lässt sich noch ein dritter möglicher Hinweis auf eine Korrektur unter 30.000 Dollar finden. So gibt es eine Unterstützungs- und Widerstandslinie, die der Bitcoin-Kurs bereits seit Ende März 2019 mehrfach getestet hat. Im Dezember 2020 konnte Bitcoin diese Linie zuletzt im Kursbereich von 24.000 Dollar überqueren. Was folgte war ein explosiver Anstieg, der den Kurs bis auf 65.000 Dollar führte.
Genau dieser wichtigen Linie ist der Kurs nun wieder extrem nah gekommen. Es ist ebenfalls der kommende Sonntag, wo diese Linie genau in den Preisbereich von 30.000 Dollar kommt. Sollte das beschriebene Szenario eintreten, könnte der Bitcoin-Kurs diese wichtige Unterstützung erneut antesten, bevor der Bullenmarkt fortgesetzt wird.
Kurse von mehr als 50.000 Dollar in wenigen Wochen?
Denn das Analysemodell von Wyckoff sieht nach dem Tiefpunkt in Phase C einen deutlichen Kursanstieg bevorstehen. In dieser Phase C gibt es noch ein paar Auf- und Ab-Bewegungen (diese könnten bei BTC/USD weiter im Bereich zwischen 30.000 und 40.000 Dollar liegen), bevor die bullische Phase D folgt.
Die Phase D ist gekennzeichnet von einem explosiven Kursanstieg, der den Bitcoin-Kurs nach Wyckoff schnell wieder über 40.000 und auch 50.000 Dollar führen könnte. Sollte dieses Chartmodell wirklich eintreffen, könnte das 2. Halbjahr 2021 für den Bitcoin-Kurs extrem bullisch werden.
In diesem Fall dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Bitcoin wieder in den Preisbereich des Allzeithochs bei 65.000 Dollar vorstößt. Setzt sich der Bullenmarkt nach diesem Muster fort, werden auch andere Chartanalysenmodelle wieder sehr interessant.
Wiederholt sich die Geschichte und BTC steigt bis Jahresende über 100.000 Dollar?
So hat etwa der Analyst Plan B vorhergesagt, dass der Bitcoin-Kurs in diesem Zyklus mindestens auf 100.000 Dollar steigen wird. Nach einem aktualisierten Modell von ihm könnten sogar Kurse von fast 300.000 Dollar erreicht werden.
Der Bitcoin-Kurs könnte sich damit ähnlich verhalten wie im Bullenzyklus 2013. Auch dieser war von einer heftigen Korrektur in der Mitte geprägt bevor der Kurs seinen Anstieg fortsetzen und sogar deutlich über das vorherige Allzeithoch klettern konnte.
Anleger von Bitcoin sollten aber auch ein bärisches Szenario im Blick behalten. Fällt Bitcoin deutlich unter 30.000 Dollar könnte dies ein Anzeichen für einen länger anhaltenden Bärenmarkt sein. In diesem Fall wäre nicht damit zu rechnen, dass BTC/USD in den nächsten Monaten wieder in die Sphären von 50.000 oder 60.000 Dollar klettern kann.
Es bleibt eine aufregende Zeit für die Anleger am Kryptomarkt. Die nächsten Tage versprechen Hochspannung – unabhängig davon, welches Szenario sich am Ende für Bitcoin erfüllen wird.