Bei Anlegern am Kryptomarkt herrscht derzeit Langeweile bis hin zur Verunsicherung vor. Seit der starken Korrektur im Mai befindet sich der Bitcoin-Kurs nun schon knapp zwei Monate in einer Seitwärtsbewegung. Es scheint fast so, als würde sich BTC/USD etwas orientierungslos bewegen ohne ein klares Kursziel. Doch ist dem wirklich so? Und befindet sich Bitcoin längst in einem Bärenmarkt? Oder holen die Bullen nur tief Luft für den nächsten Angriff auf neue Rekordmarken?

Das spricht für den Bärenmarkt

Die Bären haben derzeit ein paar gute Argumente in der Hand, warum die Kurse von Bitcoin noch weiter seitwärts laufen könnten oder sogar stärkere Korrekturen bevorstehen.

Der offensichtlichste Hinweis auf einen Bärenmarkt könnte natürlich der Bitcoin-Preis sein. Nach dem Rekord von 65.000 Dollar im Mai ist BTC/USD um mehr als 50 Prozent korrigiert und hat es bisher nicht geschafft eine echte Trendwende zu vollziehen. Zwar notiert Bitcoin mit aktuell mehr als 35.000 Dollar wieder klar über den Tiefständen bei 28.800 Dollar, aber eine Kursexplosion ist bislang nicht erkennbar.

BTC unter wichtigem Widerstand

Über dem Bitcoin-Kurs liegen massive Widerstände im Bereich von 40.000 Dollar. Solange diese nicht überwunden werden, bleibt der Trend zumindest auf den größeren Zeitrahmen bärisch. BTC/USD befindet sich auf den Tageskerzen zudem weiterhin unter den EMA Ribbons. Diese Bänder beschreiben die gleitende Durchschnittskurse der vergangenen 50, 100, 200 Tage. Auch die in vergangenen Bullenmärkten wichtige Stütze des 21 Week EMA konnte BTC/USD bislang nicht wieder überqueren. Sie liegt aktuell bei rund 41.000 Dollar.

Klar bärisch ist die aktuelle Stimmung am Markt. Viele Anleger scheinen aktuell wenig Interesse am Kauf von Bitcoin zu haben, obwohl die Kurse so niedrig stehen wie zuletzt zu Jahresbeginn.

Dies zeigt sich etwa am Bitcoin-Handelsvolumen. Die Marktanalyse von Glassnode zeigt, dass das Zuflussvolumen auf Kryptobörsen wie Binance, Kraken oder Coinbase allein in den vergangenen 24 Stunden um mehr als 28 Prozent gefallen ist. Natürlich muss hier berücksichtigt werden, dass die Volumen an Wochenenden grundsätzlich niedriger sind als an Werktagen. Allerdings zeigt auch der Trend für die vergangenen sieben Handelstage klar nach unten.

Quelle: Glassnode

Da insgesamt derzeit weniger gehandelt wird, nimmt zugleich das Abflussvolumen von den Börsen ab. Binnen 24 Stunden ist das Abflussvolumen um mehr als 55 Prozent gesunken und der 7-Tage-Trend ist ebenfalls klar rückläufig. Das ist nicht verwunderlich, denn viele Anleger haben nach der Korrektur im Mai ihre Bitcoins entweder längst verkauft oder sie halten ihre Bestände auf einer Hardware Wallet wie z.B. Ledger.

Dieser Schritt ist in einem Bärenmarkt auch grundsätzlich nachvollziehbar. Auf Hardware-Wallets können Anleger ihre Kryptobestände sicher aufbewahren. Die Exchange-Börsen werben zwar auch mit hohen Sicherheitsstandards, aber in der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte über Hackerangriffe auf einzelne Börsen oder über Manager von Kryptobörsen, die sich mit den Beständen ihrer Kunden aus dem Staub machen wollten. Allerdings sollte man hier nicht pauschalisieren. Kryptoszene.de erklärt, welche Kryptowährungs-Börsen empfehlenswert sind.

Auch die Indikatoren von Tradingview bestätigen das derzeit geringe Handelsinteresse. Das Tagesvolumen ist in den vergangenen 2 Wochen klar rückläufig. Sehr starkes Handelsvolumen war zuletzt am 19. Mai 2021 zu beobachten als Bitcoin in seiner starken Korrektur auf Tiefstände von 30.000 Dollar fiel. Viele Anleger haben hier schnell ihre Bitcoins verkauft.

Weniger neue BTC-Adressen, sinkende Exchange-Gebühren

Ebenfalls rückläufig sind laut Glassnode derzeit die Anzahl neuer Adressen, die Bitcoin besitzen, die Anzahl der Transaktionen und die Handelsgebühren der Exchange-Plattformen. Auch dies sind alles bärische Anzeichen. So versuchen die Handelsplattformen aktuell durch niedrige Gebühren, Anleger für das Trading von Bitcoin zu gewinnen. Doch aktuell scheint die Vorsicht im Markt zu groß zu sein, als dass hier wirklich ein Trendwechsel gelingt.

Für eine insgesamt bärische Marktstimmung sprechen weitere Faktoren, wie etwa das allgemeine Interesse an Bitcoin im Internet. So zeigt etwa die Statistik der Suchmaschine Google, dass der Begriff „Bitcoin kaufen“ aktuell so wenig gesucht wird, wie zuletzt im November 2020. Der Indexwert liegt hier aktuell bei 18 von 100. Anfang Januar 2021 lag der Wert hingegen noch ganz an der Spitze bei 100 von 100.

Auch ein Blick auf Social-Media-Kennzahlen zeigen das schwindende Interesse für Bitcoin. So zeigen etwa die Statistiken auf YouTube, dass die Aufrufe von bekannten Krypto-Influencern rückläufig sind. Der bekannte YouTuber MMCrypto gibt dies in seinem aktuellen Video sogar zu. Aus seiner Sicht ist dies jedoch eher ein Anzeichen für potenziell steigende Bitcoin-Kurse.

Damit könnt er nicht ganz unrecht haben. Denn die Korrekturen am Kryptomarkt fallen erfahrungsgemäß immer dann am stärksten aus, wenn die FoMO (Fear of missing out), die Gefahr etwas zu verpassen, am größten ist. Dann wenn alle Bitcoin kaufen wollen, und sogar jene, die sich bislang noch nicht mit dem Kauf von Kryptowährungen beschäftigt haben, ist vielleicht nicht unbedingt der beste Zeitpunkt es zu tun.

Screenshot Google

Das spricht für eine Fortsetzung des Bullenmarktes

Viele gute Argumente liegen auf Seiten der Bären. Doch es gibt auch ein paar Signale, die dafür sprechen könnten, dass der Bullenmarkt noch nicht vorbei ist.

Betrachtet man die Bitcoin-Kursentwicklung rund um das Allzeithoch von 65.000 Dollar und die nachfolgende Korrektur, unterscheidet sich diese deutlich von den vergangenen Bullenmärkten. Jeder Zyklus endete bisher mit einer steilen Kursspitze und dann einem scharfen Abwärtstrend. Diesmal ist das Markt-Top rund geformt und sieht eher aus wie eine Krone.

Auch viele bullische Marktanalysen für diesen Zyklus wurden bislang bei weitem noch nicht erreicht. So ist ein gern genanntes Kursziel für das Jahresende 2021 die Marke von 100.000 Dollar. Der bekannte Analyst Plan B beschreibt dieses Niveau in seinem Stock-to-Flow-Modell als Mindestziel für den Bitcoin-Kurs. Auch andere Analysten und Bitcoin-Influencer trauen dem Bitcoin bis Jahresende locker sechsstellige Kurse zu.

Als möglicherweise bullisch könnte sich für den Bitcoin-Kurs auch ein vielzitiertes Chartmuster der Analysten-Legende Richard Wyckoff erweisen. Bislang folgt BTC/USD ganz akkurat seinem „Accumulation Schematic #1“, das nach einer starken Korrektur eine explosive Trendwende der Kurse beschreibt. Kryptoszene.de berichtete bereits ausführlich über dieses möglich Szenario, nachdem der Bitcoin-Kurs bald wieder stark steigen könnte.

Für eine Fortsetzung des Bullenmarktes könnten nicht zuletzt fundamentale Entwicklungen an den Finanzmärkten sprechen, die sich trotz der jüngsten Korrektur nicht wesentlich verändert haben. So befinden sich Fiat-Währungen wie der Dollar weiterhin in einer schwachen Position, wie etwa die inflationäre Ausgabe von US-Dollar seitens der amerikanischen Regierung zeigt.

Bargeld hat nicht erst seit der Corona-Krise klar an Wert verloren. Eine Nullzinspolitik hat dazu geführt, dass Anleger für ihr Geld lieber Aktien kaufen, in Kryptowährungen investieren oder Immobilen anschaffen anstatt ihre Ersparnisse ohne Rendite auf die Bank zu bringen.

Kryptowährungen sind ein sehr volatiles, unreguliertes Investmentprodukt. Ihr Kapital ist im Risiko.

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Steffen Bösweich

Steffen hat Medien, Politik und Kulturwissenschaft studiert und nebenher bereits erste Erfahrungen im Print-, Radio- und Hörfunkjournalismus gesammelt. Nach seinem Studienabschluss hat er seine Journalistenausbildung in einem Verlag für Wirtschaft & Sport absolviert. Dem Wirtschaftsjournalismus ist er auch bei seinen weiteren Tätigkeiten als Redakteur stets treu geblieben und verfügt inzwischen über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung.

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