Die Sorgen rund um die Delta-Variante des Corona-Virus wirken sich zunehmend auf den Finanzmarkt aus. Manch Analyst befürchtet, dass sich ein ähnliches Szenario wie im März 2020 wiederholen könnte, als die Pandemie weltweit die Kurse von Aktien, Kryptowährungen und andere Anlageformen dramatisch einbrechen ließ.
Delta-Variante verunsichert Anleger
Denn die Delta-Variante breitet sich immer stärker aus und ist beispielsweise in Deutschland bereits die dominierende Form des Corona-Virus. Das Tückische dabei ist, dass offenbar auch Geimpfte sich nicht nur mit der Delta-Variante infizieren können, sondern diese auch an andere übertragen können.
So geht aus einem Bericht der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) hervor, dass auch Geimpfte hochansteckend sind. Der Unterschied sei jedoch, dass die Ansteckungsgefahr in kürzerer Zeit abnimmt als bei Ungeimpften.
Zudem verbreitet sich in Finanzkreisen die Sorgen, dass das Corona-Virus eine gegen die Schutzimpfung resistente Mutation bilden könnte. Die Folgen könnten dramatisch sein. Denn würde die Impfung keinen Schutz mehr bieten, würde den Politikern in der Konsequenz wohl nicht anderes übrig bleiben als einen erneuten Lockdown zu verhängen und Geschäfte zu schließen, um die Ausbreitung der Pandemie unter Kontrolle zu bringen.
Neuer Lockdown als Schock für die Wirtschaft?
Ein „Herunterfahren“ der weltweiten Wirtschaft ist wohl das Schreckensszenario schlechthin für die Finanzmärkte. Denn wenn börsennotierte Unternehmen Umsatzverluste erleiden macht sich das in aller Regel auch schnell in einer starken Kurskorrektur bemerkbar. Anlegern droht dann ein starker Verlust bei ihren Investments.
Noch ist das ein rein spekulatives Szenario, das nicht so eintreten muss. Doch die Entwicklungen der Finanzmärkte werden oft von Erwartungen an die Zukunft bestimmt – im positiven wie im negativen Sinne. Bestes Beispiel dafür ist die rasante Erholung der Märkte nach dem Corona-Crash in 2020.
Schon allein die Hoffnung auf die baldige Verfügbarkeit eines Impfstoffes trug wesentlich zu der V-förmigen Erholung der Kurse bei. Und nicht nur das. Der Optimismus auf eine bessere Zukunft trieb sowohl Aktien als auch Kryptowährungen mitten in der Pandemie zu einer unvergleichlichen Rallye und neuen historischen Rekordmarken.
Die Angst wiederum auf eine schwierige Zukunft mit der Delta-Variante und wieder ansteigenden Infektionszahlen könnte an den Märkten die genau gegenteilige Kursbewegung auslösen. Insbesondere, da der Herbst und Winter erst noch bevorsteht und führende Immunologen mit stark steigenden Infektionszahlen rechnen.
„Der Markt ist aufgrund der weltweiten Delta-Welle beunruhigt“, sagt etwa die Devisenexpertin Antje Praefcke von der Commerzbank zur Stimmung unter Anlegern, wie das Handelsblatt berichtet.
US-Dollar profitiert von Ängsten der Anleger
Ihrer Einschätzung gibt es jedoch auch einen Profiteur der Krisenstimmung. Der US-Dollar als Weltreservewährung kann durch die angespannte Stimmung an Stärke gewinnen. Das zeigt sich am Wechselkurs zum Euro. So ist der Euro-Kurs am heutigen Tag klar unter die Marke von 1,17 Dollar gefallen. Zeitweise notierte der Euro sogar nur bei 1,166 Dollar. Das ist der tiefste Stand seit dem November 2020.
Eine zunehmende Angst unter Anleger könnte also dazu führen, dass Investments von Anlagen wie Aktien und Kryptowährungen abgezogen werden und in den US-Dollar umgeschichtet werden. So wollen die Anleger möglicherweise einen plötzlichen Preissturz an den Märkten zuvorkommen.
Wie schnell eine starke Korrektur stattfinden kann, zeigt das „Black Swan“-Event der Corona-Krise im März 2020. So stürzte etwa der Deutsche Aktienindex Dax innerhalb nur eines Monats von rund 13.750 Dollar auf unter 9.000 Dollar. Ein Minus von rund 35 Prozent.
Ähnlich heftig verlief die Korrektur auch an den US-Börsen. Der S&P 500 beispielsweise mit 500 der größten amerikanischen Firmen fiel damals von knapp 3.400 Dollar auf 2.300 Dollar, ein Rückgang von 32,5 Prozent.
Noch gravierender fiel die Korrektur am Kryptomarkt aus. Die Leitwährung Bitcoin rutschte innerhalb kurzer Zeit von mehr als 10.000 Dollar auf unter 5.000 Dollar, was einem Rückgang von deutlich über 50 Prozent entspricht.
Der US-Dollar gewann dagegen zur gleichen Zeit an Stärke. So gab es etwa für 1 Euro zeitweise nur noch 1,08 Dollar. Im weiteren Jahr drehten sich die Vorzeichen dann jedoch wieder um. Aktien- und Kryptomarkt gingen steil nach oben, während der Dollar deutlich schwächelte. So stieg der Wechselkurs des Euro im Verhältnis zum Dollar auf bis zu 1,23 Dollar an.
Bitcoin derzeit noch bullisch
Ist die aktuelle Stärke des Dollar damit ein Warnsignal, dass es bald zum nächsten Crash von Bitcoin & Co. kommen wird? Womöglich ist es zu früh, dazu eine klare Aussage zu treffen. Klar ist jedoch, dass die Anleger an den Finanzmärkten Verunsicherung verspüren und wohl zunehmend Sicherheit im Dollar suchen.
In den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen, ob das Schreckensszenario für die Käufer von Bitcoin wahr wird oder, ob es sich nur um eine vorübergehende Stärke des Dollars handelt.
Grundsätzlich scheinen die Fundamentaldaten für den Kryptomarkt weiter positiv. So hat BTC/USD in den letzten Wochen eine Trendwende geschafft und ist in einer starken Rallye von unter 30.000 Dollar auf mehr als 48.000 Dollar gestiegen.
Doch in den vergangenen Tagen ist die Aufwärtsbewegung etwas ins Stocken geraten und der Bitcoin-Kurs hat leicht korrigiert. So notiert BTC/USD zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bei rund 45.700 Dollar. Kryptoszene.de hatte Anleger in der Analyse darauf hingewiesen, dass im Bereich von 47.000 Dollar ein starker Widerstand zu erwarten ist.
BTC besser in Stablecoin parken?
Es besteht allerdings kein Grund panisch seine BTC zu verkaufen. Denn eine wirklich starke Korrektur hat sich bislang noch nicht gezeigt. Wer jedoch Angst vor einer großen Korrektur der Kurse hat, der muss seine Kryptowährungen nicht unbedingt in FIAT-Währungen wie den US-Dollar tauschen.
Eine Alternative ist es, seine BTC vorübergehend in einem Stablecoin wie Tether, BUSD oder USDC zu „parken“. Denn diese Stablecoins sind direkt an den Dollar-Kurs gekoppelt und damit unabhängig von den Kursschwankungen des Bitcoin.
Allerdings haben die Stablecoins nicht alle unbedingt den besten Ruf. So sah bzw. sieht sich etwa der Stablecoin Tether juristischen Ermittlungen ausgesetzt, da im Raum steht, inwieweit die Kryptowährung USDT tatsächlich mit echten Dollar abgedeckt ist. Auch die Kryptobörse Binance, die den BUSD herausgibt, war zuletzt negativ in die Schlagzeilen geraten, wie kryptoszene.de berichtete.
Die Bitcoin-Bullen sind jedoch ohnehin davon überzeugt, dass es auf lange Sicht die beste Option ist seine BTC zu halten, auch wenn es immer mal wieder zu Korrekturen kommen wird. Denn für sie ist der Bitcoin weit mehr als eine alternative Anlageform zum Dollar.
Der Bitcoin selbst soll laut der Vision der Bullen einmal zur Weltreservewährung werden. Denn im Gegensatz zum Dollar ist BTC nur begrenzt verfügbar und soll damit ein besserer Inflationsschutz sein.