Justin Sun zählt zu einem der größten Besitzer von Staked Ethereum (stETH). Doch nun hat der Gründer des Kryptoprojektes Tron überraschend 30.000 stETH abgestoßen. Anleger sorgen sich jetzt darum, ob der Schritt auf bevorstehende Probleme für stETH-Investoren hindeuten könnte.

Sun verkauft stETH für mehr als 50 Millionen Dollar

Insgesamt 290.000 stETH-Token sollen sich zuletzt auf mehreren Wallets von Sun befunden haben. Doch nun zeigen OnChain-Daten, über die auch auf Twitter berichtet wird, dass der Kryptounternehmer über zwei Adressen 30.000 seiner stETH-Token verkauft hat. Beim aktuellen stETH-Kurs, den coinmarketcap.com zum Zeitpunkt der Veröffentlichung mit knapp 1.700 US-Dollar ausweist, beträgt die Verkaufssumme damit rund 51 Millionen Dollar.

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Das ist ein beachtlicher Betrag. Deshalb ist es kaum überraschend, dass in sozialen Netzwerken unter Kryptoanlegern eine Diskussion darüber entbrannt ist, was Sun zu diesem Schritt bewogen hat. Weiß Sun womöglich etwas über den Token, was die Community noch nicht weiß? Besteht vielleicht ein Problem bei der Lido-Plattform und Anleger haben berechtigt die Sorge, einen Shitcoin zu kaufen? Oder gibt es Zweifel am Herausgeber der stETH? Oder ist die aufkommende Panik vielleicht komplett unbegründet? Immerhin hält Sun weiterhin stETH im Wert von geschätzten 442 Millionen Dollar.

Kann stETH den Kurs zu ETH halten?

Für den Hintergrund ist zunächst wichtig zu wissen, was stETH überhaupt sind. Dabei handelt es sich um Token, die vom Kryptofinanzunternehmen Lido für gestakte Ethereum auf seiner Plattform herausgegeben werden. Nutzer erhalten dabei täglich eine Aktualisierung ihres stETH-Bestandes, der sich aus den für das Staking zur Verfügung gestellten ETH-Token sowie den erhaltenen Belohnungen für den Einsatz des eigenen Kapitals zusammensetzt. Der Wert von stETH ist dabei an den Ethereum-Preis gekoppelt. Ziel ist es, dass stETH immer 1:1 den Preis von ETH abbildet.

  • ethereum
  • Ethereum
    (ETH)
  • Preis
    $3,357.08
  • Marktkapitalisierung
    $403.13 B

Allerdings hat die Vergangenheit bei anderen Projekten am Kryptomarkt und auch bei stETH gezeigt, dass diese Wertstabilität nicht immer gegeben ist. So fiel der Kurs von einem stETH auf bis zu 0,94 ETH, als es zu einem Angriff auf die Liquidität von Alameda Research im Zuge des FTX-Crashes im November 2022 kam. Durch die Marktmacht von Walen, damit gemeint sind Krypto-Anleger mit hohen Tokenbeständen, und Panikverkäufen, können solche Liquiditätsschocks ausgelöst werden, die mindestens zeitweise zu Kursrutschen führen. Ein weiteres prominentes Beispiel ist der UST Stablecoin aus dem Luna-Projekt, der inzwischen vom Markt verschwunden ist.

Anleger von stETH sind verunsichert

Auch wenn aktuell kein vergleichbares Black Swan Event am Kryptomarkt erkennbar ist, bleibt die Stimmung unter Anlegern verhalten. Trotz einer Erholung der Kurse zu Jahresbeginn stagniert der Markt seit geraumer Zeit und wirkliche Euphorie ist nicht vorhanden. Dazu trägt auch die gesamtwirtschaftliche Lage bei. Krisen, Inflation und Zinssorgen bremsen die Kaufbereitschaft von Investoren.

Dies bekommt auch die Lido Finanzplattform zu spüren. Der Total Value Locked am Krypto- und DeFi-Markt ist im Vergleich zum Bullenmarkt 2021 gering. Zudem ist in den vergangenen Tagen das Netzwerkwachstum von stETH rückläufig gewesen, was auf eine gewisse Verunsicherung unter Anlegern nach dem Justin Sun Verkauf von stETH zurückgeführt werden kann.

Analysten: Droht das Schicksal von Three Arrows Capital?

Zudem sorgt nun eine neue Studie der Analysten von Kaiko für Aufsehen, die die Frage aufwirft, wie liquide Lido wirklich ist und ob ein Black Swan Event zum Crash von stETH führen könnte.

Auf den ersten Blick scheint Lido eine einzige Erfolgsgeschichte. So attestieren die Forscher eine beeindruckende Nachfrage an stETH-Token über die Plattform. Allein innerhalb von 1,5 Jahren habe sich das Angebot von 1,5 auf rund 7,5 Millionen Token verfünffacht. Zudem sei die Zahl der stETH-Anleger von 40.000 auf knapp 220.000 gestiegen.

Doch wie sieht es hinter der Fassade aus, fragen die Analysten. Die Forscher zeichnen dabei mögliche Parallelen zu Three Arrows Capital, einem Krypto-Hedgefonds, der nach mehreren unglücklichen Investments mit Luna und den Grayscale Bitcoin Trust in die Insolvenz gerutscht ist.

Grundsätzlich sei nicht stETH selbst das Problem, wobei es sich laut der Analysten um einen auf technischer Ebene gut gestalteten Token handelt. Schwierig sei hingegen die Art und Weise wie stETH verwendet wird. Kritisch blickt die Studie insbesondere auf die Liquidität und Hebelwirkung im Zusammenhang mit stETH.

Liquiditätspool stark eingebrochen

Für ein Staking-Derivat wie stETH sei der Liquiditätspool von großer Bedeutung, der durch die Nutzer generiert wird. Ohne ihn würde das Geschäftsmodell von Lido nicht funktionieren. Der Liquidität von Lido sei jedoch massiv vom st-ETH-ETH-Pool auf der Plattform Curve abhängig. Und dieser Liquiditätspool ist in den vergangenen Monaten massiv zurückgegangen, wie das dargestellte Schaubild von Kaiko verdeutlicht.

Die Analysten warnen, dass eine sich verschlechternde Liquidität bei möglicherweise gleichzeitig steigender Verschuldung ein Black Swan Event auslösen kann. Ein Marktereignis vergleichbar wie der FTX-Crash würde wahrscheinlich dazu führen, dass in kurzer Zeit sehr viele Investoren ihre Liquidät von Lido abziehen wollen.

Könnte es zu einem Auszahlungsproblem auf Lido kommen?

Dies könnte das System jedoch überfordern, da eine Auszahlung unter „normalen Umständen“ schon 1 bis 5 Tagen dauern kann. Verlängert sich die Auszahlungswarteschlange und können stETH-Inhaber ihre Token nicht zurück in ETH wechseln, würde dies im schlimmsten Szenario zu einem schnellen Sturz des stETH-Kurses führen.

Kaskadeneffekte könnten auch dazu beitragen, dass der Liquiditätsmangel die Liquidierung umfangreicher stETH-Positionen behindere und die Kreditvergabe- und Kreditaufnahmeprotokolle möglicherweise mit erheblichen Forderungsausfällen belasten.

Bedenklich ist laut den Forschern auch die schwache Off-Chain-Liquidität von stETH. So wird zwar auf Kryptobörsen wie Bybit ein hohes stETH-Volumen von Nutzern generiert, aber dahinter befände sich keine echte Marktkapitalisierung wie bei ETH. Kaiko empfiehlt in seiner Studie, dass Lido darüber nachdenken sollte, Market Maker zu bezahlen, um Liquidität auf einer Vielzahl von zentralen und dezentralen Börsen bereitzustellen.

Haben die möglichen Schwachstellen von Lido und stETH vielleicht auch Justin Sun dazu bewogen , sein Investment in stETH zu überdenken? Darüber lässt sich derzeit nur spekulieren, bis der Unternehmer sich vielleicht selbst zu seinem Verkauf äußern wird.

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Christian Becker

Christian Becker ist Journalist von Beruf, seit ein paar Jahren ist er aber spezialisiert auf Kryptowährungen und Kursanalysen von Aktien bei Kryptoszene.de tätig. Er hat hauptberuflich bei IsarGold GmbH als Journalist und Analyst gearbeitet und schrieb auch regelmäßig für Kryptoszene.de, indem er Charts von Kryptowährungen und Aktien analysierte. Im März 2020 entschloss er sich weiterhin freiberuflich aber in Vollzeit bei Kryptoszene.de anzufangen und ist bis jetzt als einer der Hauptautoren und Redakteuren hier tätig.

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