FTX Token crasht mehr als 80 Prozent auf 2,7 USD (1)

Der Crash der Kryptobörse FTX, bei dem zahlreiche Kunden viel Geld verloren haben, gilt als größtes Desaster am Kryptomarkt seit Mt. Gox. Die Vorfälle haben nicht nur direkte Anleger auf FTX stark geschadet, die teilweise Millionen Dollar verloren haben sollen, sondern alle Anleger, die in Digitalwährungen investiert sind. Vertrauen in den Markt wurde verspielt und die Kurse erreichten neue Tiefstände in diesem Jahr.

Im Fokus dieses Trauerspiels steht der ehemalige FTX-Boss Sam Bankman-Fried. Wurde er noch vor kurzem als großer Star der Branche gefeiert, der zahlreiche Magazin-Cover zierte und als großer Lobbyist in der US-Politik auftrat, steht er nun vor einem Scherbenhaufen seines Lebenswerks. Viele Beobachter haben ihr Urteil über Sam Bankman-Fried längst gefällt und sehen in ihm einen Kriminellen, der mit betrügerischem Vorgehen gutgläubige Investoren geprellt hat, sich dabei womöglich selbst bereichert hat und ins Gefängnis gehört.

Ehemaliger FTX-CEO mit Auftritt bei New York Times

Doch diese kritische Bewertung passt offenbar so gar nicht zu der Selbstwahrnehmung des Unternehmers. Dies wurde jetzt noch einmal deutlich als Sam Bankman-Fried kürzlich auf dem Dealbook-Summit der New York Times auftrat. Bei der renommierten Veranstaltung wurde der ehemalige FTX-Boss aus seiner Heimat auf den Bahamas per Videokonferenz zugeschaltet und stand Journalisten Rede und Antwort. Der Auftritt wurde dabei durchaus kritisch gesehen. Manchen Beobachter meinten, Sam Bankman-Fried sollte sich lieber mit der Polizei unterhalten und ein Geständnis ablegen anstatt von der New York Times eine große Bühne zu bekommen.

Medien berichten, dass Sam Bankman-Fried bei der Veranstaltung einen physisch schlechten Eindruck hinterlassen hat und ihm die Vorkommnisse offenbar zugesetzt haben. Er selbst spricht gegenüber der Presse von einem schlechten Monat für sich, was durchaus eine amüsante Bezeichnung dieser schwerwiegenden Ereignisse ist.

Sam Bankman-Fried

Anwälte haben Bankman-Fried von Pressestatements abgeraten

Auf die Fragen hin, was seine Anwälte über den öffentlichen Aufritt denken, machte Bankman-Fried klar, dass ihm diese davon abgeraten haben. Denn natürlich wissen die Juristen genau, dass jedes falsche Wort von ihm seine Aussichten in einem erwarteten Gerichtsprozess weiter verschlechtern wird und alles andere als eine lange Gefängnisstrafe laut Beobachtern ohnehin überraschend wäre. Schon jetzt laufen neben Ermittlungen in den Vereinigten Staaten auch Untersuchungen an seinem Wohnort, den Bahamas, sowie in der Türkei. Und das dürfte erst der Anfang einer Kette an Verfahren sein, die auf Bankman-Fried in den nächsten Jahren zukommen könnten.

Bankman-Fried macht jedoch in seinen Statements schnell klar, dass er von Betrug nichts wissen will. Offenbar sieht er sich nicht als den Kriminellen, als der er dargestellt wird. Seine Verteidigungstaktik wird schnell klar: So sei vieles aus Versehen passiert. Eine Aneinanderreihung von falschen Entscheidungen, Irrtürmern, Naivität und Missmanagement soll zu dem Absturz der Kryptobörse geführt haben.

Bankman-Fried bestreitet Zahlungsprobleme bei FTX USA

Seinen Auftritt vor den Medien sieht Bankmann-Fried als gute Tat, um den geprellten Kunden der Kryptobörse zu helfen. „Ich habe die Pflicht zu reden und zu erklären, was passiert ist“, sagt er auf die Frage eines Journalisten. Genauer beschäftigen mit den Einzelschicksalen seiner Kunden will sich Bankman-Fried offenbar aber nicht. So geht er auf eine entsprechende Frage nicht näher ein und verweist lediglich darauf, dass die US-Börse von FTX nicht von dem Crash betroffen sei, sondern nur die anderen Geschäftsbereiche, wie zum Beispiel in Europa. FTX USA sei demnach weiter zahlungsfähig.

Die Aussage von Bankman-Fried dürfte jedoch die wenigsten Anleger beruhigen. Denn wie bekannt ist, betrifft das eingeleitete Insolvenzverfahren auch den amerikanischen Geschäftsbereich. Zudem berichten auch Kunden aus den USA davon, dass sie keine Auszahlungen von FTX mehr vornehmen können. Bankman-Fried äußerte sich überrascht über diese Nachrichten und sagte er sei „verwirrt“.

Weiter erklärte der Unternehmer, dass die Tradingfirma Alameda Research der Ursprung der Ereignisse sei. Hier habe es Schwächen beim Risikomanagement gegenüber. Er selbst weist die Verantwortung jedoch zurück und erklärt, dass er nicht Alameda Research geleitet habe, wie das Medien berichteten. Er hätte Bedenken gehabt, zu sehr in einen Interessenkonflikt mit seinem Posten als CEO von FTX zu geraten.

Nicht der richtige Zeitpunkt, um über Strafe nachzudenken

Auf die Frage, ob er sich Sorgen um mögliche strafrechtliche Konsequenzen macht, erklärt Bankman-Fried, dass er nicht denkt, dass dafür jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen sei. Mehrmals in dem Interview beteuert er, kein Betrüger zu sein. Er räumt jedoch ein, einige Dinge vielleicht als zu positiv dargestellt zu haben, um Werbung für die Kryptobörse zu machen, und zu wenig auf eventuelle Nachteile eines Investments auf FTX einzugehen.

In einem weiteren Statement erklärte Sam Bankman-Fried nun, dass er möglicherweise nicht bei der Anhörung des bevorstehenden Ausschusses des US-Repräsentantenhauses anwesend sein will, um über den Zusammenbruch seines Kryptoimperiums auszusagen.

Maxine Wasser vom US House Comitee on Financial Services hatte ihn via Twitter dazu eingeladen, dort Rede und Antwort zu stehen: „Herr Präsident, @SBF_FTX, wir wissen es zu schätzen, dass Sie in Ihren Diskussionen über das, was bei #FTX passiert ist, offen waren. Ihre Bereitschaft, mit der Öffentlichkeit zu sprechen, wird den Kunden, Investoren und anderen des Unternehmens helfen. In diesem Sinne würden wir Ihre Teilnahme an unserer Anhörung am 13. begrüßen“, schrieb Wasser.

Bankmann-Fried will (noch) nicht vor Repräsentantenhaus aussagen

Bankmann-Fried antworte darauf: „Sobald ich damit fertig bin, zu lernen und zu überprüfen, was passiert ist, würde ich das Gefühl haben, dass es meine Pflicht war, vor dem Ausschuss zu erscheinen und zu erklären. Ich bin mir nicht sicher, ob das bis zum 13. passieren wird. Aber wenn es soweit ist, werde ich Zeugnis ablegen.

Indes wird die Kritik an dem Unternehmer auch aus der Kryptobranche immer lauter. So erhob Brian Armstrong, der CEO der großen Kryptobörse Coinbase, den Vorwurf, dass Sam Bankman-Fried Kundengelder gestohlen habe. Gegenüber Fortune hat Armstrong zudem erklärt, dass es für ihn unverständlich ist, warum Bankman-Fried nicht bereits in Haft sei.“

Auch James Bromley, der Berater des neuen Management von FTX ist, ließ kein gutes Haar an der alten Führungsriege rund um Sam Bankman-Fried. Während einer Insolvenzanhörung erklärte er, dass ein „erheblicher Betrag“ der Vermögenswerte von FTX entweder fehlt oder gestohlen wurde. „Was wir hier haben, ist eine weltweite, internationale Organisation, die aber als persönliches Lehen von Sam Bankman-Fried geführt wurde“, so Bromley weiter.

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Steffen Bösweich

Steffen hat Medien, Politik und Kulturwissenschaft studiert und nebenher bereits erste Erfahrungen im Print-, Radio- und Hörfunkjournalismus gesammelt. Nach seinem Studienabschluss hat er seine Journalistenausbildung in einem Verlag für Wirtschaft & Sport absolviert. Dem Wirtschaftsjournalismus ist er auch bei seinen weiteren Tätigkeiten als Redakteur stets treu geblieben und verfügt inzwischen über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung.

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