Frankreich bemüht sich seit einiger Zeit, die sogenannten „Finfluencer“ besser zu regulieren. Am 15. Mai dieses Jahres hatte das französische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das die Arbeit der Influencer stark einschränkte. Unter anderem sollten sie ihre Werbeinhalte deutlicher kenntlich machen. Nun trifft es gezielt die Influencer im Bereich der Finanzen und des Investments.
Am 7. September haben gleich zwei französische Behörden, die Autorité des Marchés Financiers (AMF) und die Autorité de Régulation Professionelle de la Publicité (ARPP) zu den Finfluencern Stellung bezogen. Darin kommen sie auf ein „Responsible Influence Certificate“ zu sprechen. Dieses Zertifikat deckt eine Reihe von Finanzinstrumenten ab, darunter auch Kryptowährungen. Zudem gibt es Schulungskurse.
Finfluencer müssen Fragen beantworten
In diesem Schulungskurs müssen die Finfluencer 25 Fragen beantworten und bei mindestens 75 % richtig liegen. Dann erhalten sie das Zertifikat. Bei den Fragen geht es um verschiedene Anlageprodukte, darunter Aktien, Anleihen, ETFs, Fonds und auch weniger traditionelle Assets wie Kryptowährungen oder Wein. Bevor sie jedoch dieses Zertifikat erhalten dürfen, müssen sie das allgemeine Zertifikat für Influencer haben. Die Behörden sind jederzeit in der Lage, die Berechtigung zum Zertifikat abzuziehen, obwohl es nicht „obligatorisch“ für Influencer ist.
Damit geht Frankreich wesentlich lockerer mit ihnen um als vergleichsweise das Vereinige Königreich. Hier blühen den Influencern eventuell Gefängnisstrafen von ein bis zwei Jahren, eine Geldstrafe oder beides. In erster Linie gilt der Vorstoß der französischen Behörden als ein Versuch, anderen Ländern der Europäischen Union ein Beispiel zu sein und eine Vorlage zu liefern, um ähnliche Gesetze für Finfluencer einzuführen. Außerdem will man mithilfe des Zertifikats die Meinungsfreiheit und den Verbraucherschutz in Einklang bringen.
Ziel sei eine klare und ausgewogene Anlagekommunikation, die zur Professionalisierung des Bereichs beitragen soll. In den letzten Jahren ist der Einfluss der Finfluencer immer stärker geworden. Auf YouTube, Twitter, Instagram und anderen sozialen Medien geben sie Tipps zu Anlagen, Investitionen und zur Einschätzung der Märkte. Nicht immer haben sie dabei das Wohl ihrer Zuschauer und Leser im Sinn, zum Beispiel, wenn es um neue Coin Launches geht.
Nehmen Spezialeinheiten bald Krypto-Influencer ins Visier?
Anfang des Jahres hatte ein Papier der französischen Generaldirektion Wettbewerb, Verbraucherschutzes und Betrugsbekämpfung ergeben, dass fast zwei Drittel aller untersuchten Influencer sich nicht an geltendes Recht halten würden. Die Gesetzesentwürfe können als das Resultat dieser Untersuchungen gesehen werden.
Als Ergebnis hatte der Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire eine Spezialeinheit aus Ermittlern ins Leben gerufen. Diese sollen Betrüger und Gesetzesbrecher im Bereich der Influencer festnehmen, welche Konsumenten täuschen, um sich selbst bereichern. Die Finfluencer im Krypto-Bereich dürften davon ebenfalls betroffen sein.
Letztlich soll damit mehr Transparenz geschaffen werden, etwa wenn die Fans der Finfluencer Altcoins kaufen wollen. Inwieweit sich dadurch Scams vermeiden ließen, bleibt fraglich, jedoch hätten die Behörden mehr Mittel, die Schuldigen als solche anzugehen.