Großbritannien befindet sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Der Austritt aus der EU hat dem Vereinigten Königreich bisher deutlich mehr geschadet als genutzt. Die Schwäche zeigt sich auch an dem Wert der Landeswährung. Das britische Pfund hat zwischen dem Juni 2021 und dem September 2022 eine historische Talfahrt erlebt.

Im Vergleich zum US-Dollar fiel der Wert eines Pfund von 1,42 Dollar bis auf 1,03 Dollar. Damit war ein Dollar zeitweise genauso viel Wert wie ein Pfund. Auch gegenüber dem Euro büßte der Pfund an Stärke ein. Von knapp 1,22 Euro im März 2022 rutschte der Wert eines Pfund bis auf rund 1,08 Euro im September 2022 ab.

Inzwischen hat sich der Pfund leicht erholen können. Für 1 Pfund bekommt man aktuell etwa 1,12 Euro bzw. 1,20 Dollar. Dennoch bleibt die Position der Landeswährung weiter schwach und die wirtschaftlichen Probleme sind weiterhin groß. Vielleicht spielt dies eine Rolle bei dem Plan eine eigene staatliche Digitalwährung in Großbritannien einzuführen. Durch das digitale Geld könnte ein neues Zahlungsmittel etabliert werden, dass mehr Ansehen genießt als das Bargeld im Land. Auch praktische Vorteile verspricht sich die Regierung von dem Schritt.

Digitales Pfund soll Bargeld nicht ersetzen

Das Finanzministerium in London teilte jetzt mit, dass man gemeinsam mit der Zentralbank entsprechende Pläne für die Einführung des digitalen Pfunds diskutiert. Der neue Coin soll von der Bank of England herausgegeben werden und damit nicht dezentral verwaltet werden, wie es etwa beim Bitcoin der Fall ist. Er soll den der Bank vollständig abgesichert sein und wäre in seinem Wert an das Bargeld gekoppelt. Vor allem verspricht sich die Regierung für Privatverbraucher, aber auch für Firmen ein komfortables digitales Zahlungsmittel für alltägliche Zahlungen zu schaffen – sowohl im stationären Handel als auch im Online-Handel.

Dabei betont die Regierung, dass das digitale Pfund keinen Ersatz schaffen soll, sondern eine Ergänzung. „Bargeld wird es weiterhin geben. Ein digitales Pfund, herausgegeben und gesichert von der Bank of England, könnte eine neue Bezahlmethode sein, die vertrauenswürdig, zugänglich und einfach zu verwenden ist“, erklärte dazu Finanzminister Jeremy Hunt.

Bis es den neuen digitalen Pfund tatsächlich gibt, dürfte jedoch noch einige Zeit verstreichen. Die Rede ist aktuell von einer Einführung frühestens ab der zweiten Hälfe des Jahrzehnts und damit nicht vor 2026. Zunächst wollen die Verantwortlichen prüfen, wie das Projekt umgesetzt werden kann. Geplant ist unter anderem eine Wallet-Funktion einzuführen mit der bequem per Smartphone oder einer entsprechende Bezahlkarte Einkäufe getätigt werden können. Nach den Plänen der Regierung, soll die Digitalwährung lediglich als Zahlungsmittel genutzt werden. Es ist nicht geplant, Zinsen auf Wertguthaben zu Zahlen und somit ist das digitale Pfund als Vermögensanlage nicht interessant.

EU und USA prüfen eigene Digitalwährungen

Das Vereinigte Königreich steht mit seinen Plänen für eine Digitalwährung nicht allein da. Weltweit gibt es Bestrebungen digitale staatliche Währungen einzuführen oder dies hat in einzelnen Staaten sogar schon stattgefunden.

Zum Beispiel gibt es innerhalb der Eurozone schon länger entsprechende Prüfungen. Aktuell läuft eine auf insgesamt 2 Jahre angelegte Untersuchung bei der analysiert werden soll, wie das Projekt auf technologischer Ebene umgesetzt werden kann und welche Herausforderungen hinsichtlich des Datenschutzes bestehen. Ein digitaler Euro, sofern er denn kommt, dürfte aber wie in Großbritannien frühestens im Jahr 2026 in Umlauf gebracht werden.

Auch in den USA könnte es in Zukunft einen digitalen Dollar geben. US-Präsident Joe Biden hatte per Erlass dazu aufgefordert die Chancen und Risiken einer zentral gesteuerten Digitalwährung für die Vereinigten Staaten zu prüfen. Auch Notenbankchef Jerome Powell gilt zumindest als offen für eine solche Entwicklung. Er deutete bereits an, dass ein national gesteuerter digitale Dollar, der gegebenenfalls in seinem Wert an den realen Dollar geknüpft ist, eine bessere Alternative sein könnte gegenüber privat geschaffenen Digitalwährungen und Stablecoins. Auch die Fed-Vizechefin Lael Brainard wird zum Lager der Befürworter eines digitalen Dollar gezählt.

Allerdings gibt es in den USA auch Bedenken gegenüber entsprechenden Plänen. Dazu zählt etwa der US-Währungshüter Christopher Waller. Er kritisierte, dass es bisher keine überzeugenden Argumente geben, warum die USA eine solche digitale Version des Dollars schaffen sollten. Immerhin gilt der Dollar immer noch als Weltreservewährung.

Chinas E-Yuan steht in der Kritik

Deutlich weiter als die USA ist China bei der Einführung seiner Digitalwährung. Der E-Yuan ist technologisch bereits komplett entwickelt und wurde bereits in Umlauf gebracht. So hatte China etwa im April 2022 eine Aktion gestartet bei der Bürger eines Distrikts der Metropole Shenzen das digitale Geld in höhe von 15 Millionen Yuan geschenkt bekommen. Um das Interesse der Bevölkerung anzukurbeln gab es auch über soziale Netzwerke bereits Verlosungen von E-Yuans.

Allerdings gibt es auch deutlich Kritik an der Umsetzung in China. Den Beobachter befürchten, dass China das elektronische Geld dazu benutzten will, um seine Bevölkerung noch stärker kontrollieren zu können. Demnach sei der E-Yuan ein Werkzeug, um den Überwachungsstaat im Land auszubauen. Indes versucht China andere Digitalwährungen wie Bitcoin aus dem Land zu drängen. Dafür wurden bereits Verbote von Mining und Transaktionen mit Bitcoin verhängt.

Viel Potenzial für Digitalgeld in Afrika

Auch auf dem amerikanischen Kontinent gibt es bereits Umsetzungen von Digitalwährungen. Gerade in Afrika sehen Experten viel Potenzial für das Digitalgeld, weil viele Einwohner bislang keinen Zugang zu einem regulären Bankkonto haben. Dies liegt unter anderem an der schwachen Infrastruktur des Landes, so dass besonders die ländliche Bevölkerung vom digitalen Geld profitieren kann. Denn das Smartphone als Zugangsmittel zu einem digitalen Zahlungsmittel haben inzwischen viele Afrikaner, selbst in strukturschwachen Regionen.

Ein Vorreiter ist hier Nigeria. Um den „eNaira“ in der Bevölkerung stärker zu verbreiten, sollen sogar Bargeldabhebungen in Zukunft beschränkt werden. Dazu wurde ein entsprechendes Gesetz auf den Weg gebracht.

Bitcoin als Wertspeicher nicht bedroht

Was bedeuten die weltweiten Bestrebungen zu digitalen Landeswährungen nun für den Bitcoin? Hier muss man klar differenzieren zwischen BTC als Zahlungsmittel und BTC als Wertspeicher. Bitcoin als weltweite Währung zu etablieren, dürfte durch die Pläne der einzelnen Staaten deutlich erschwert werden. Denn am Ende werden sich die Nutzer für ein digitales Zahlungsmittel entscheiden. Gegenüber Bitcoin sind zumindest einige Digitalwährungen von den staatlichen Zentralbanken abgesichert und dürften durch ihre Kopplung an das „harte“ Geld nicht eine solche Volatilität wie BTC haben, was sie als Währung geeigneter erscheinen lässt.

Auf der anderen Seite aber ist Bitcoin vor allem ein Wertspeicher für Investoren. Und daran dürften die Zentralbankwährungen nichts ändern. Denn diese sind eben gerade nicht als Anlage konzipiert und werden in den meisten Fällen, wie etwa in Großbritannien, keine Renditen für Anleger einbringen.

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Steffen Bösweich

Steffen hat Medien, Politik und Kulturwissenschaft studiert und nebenher bereits erste Erfahrungen im Print-, Radio- und Hörfunkjournalismus gesammelt. Nach seinem Studienabschluss hat er seine Journalistenausbildung in einem Verlag für Wirtschaft & Sport absolviert. Dem Wirtschaftsjournalismus ist er auch bei seinen weiteren Tätigkeiten als Redakteur stets treu geblieben und verfügt inzwischen über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung.

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