FTX

Der Crash der Kryptobörse FTX war der absolute Tiefpunkt für alle Anleger von Bitcoin & Co. im Jahr 2022. Denn der Zusammenbruch einer bis dahin größten Handelsbörsen am Markt führte zu einem weiteren Kollaps der Kurse. So erreichte Bitcoin im Zuge der News rund um die Vorgänge bei dem Unternehmen von Sam Bankman-Fried einen neuen Tiefpunkt und fiel bis auf 15.500 Dollar. Eine Korrektur von mehr als 77 Prozent gegenüber den Bestmarken ein Jahr zuvor.

Schlimmer noch als die vielen Investoren am Kryptomarkt, die durch den FTX-Kollaps indirekt Geld durch die sinkenden Kurse verloren, traf es jedoch alle Anleger, die ihr Vermögen FTX anvertraut hatten und dieses von der Börse verwalteten ließen. Denn im Zuge der ganzen Insolvenznachrichten rund um FTX, die unter anderem durch Binance-Chef Changpeng Zhao via Twitter noch schneller Verbreitung fanden, stürzte der Kurs der börseneigenen Kryptowährung FTT ins Bodenlose. Auch der Solana-Kurs brach zusammen, nachdem bekannt wurde, dass ein hoher Teil der Absicherung von FTX auf SOL Token basierte.

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Dies versetzte FTX einen weiteren Liquiditätsschock. Gleichzeitig gerieten viele Anleger in Panik und wollten ihr Geld sofort von FTX abziehen. Diese Gemengelage führte schließlich zum Super Crash, so dass FTX seinen Auszahlungen an die Kunden komplett stoppte. Viele der geprellten Anleger verloren schnell die Hoffnung, dass sie jemals wieder etwas von ihrem Geld sehen werden. Denn der frühere CEO Bankman-Fried wurde festgenommen und gab an, nur noch etwa 100.000 Dollar auf dem Konto zu haben. Wo das ganze Geld der Kunden abgeblieben ist, blieb lange Zeit unklar.

Bargeld, Kryptowährungen und Wertpapiere bei FTX gefunden

Doch nun gibt es gute Nachrichten für die insgesamt rund 9 Millionen identifizierten Kunden von FTX. Denn die im Fall zuständigen Anwälte haben rund fünf Milliarden Dollar an Vermögenswerten sichergestellt. Dieser beachtliche Betrag wurde in Form von Bargeld, aber auch liquider Kryptowährungen und liquider Wertpapiere gefunden, teilte der mit der Insolvenz vertraute Jurist Andrew Dietderich von der Kanzlei Sullivan & Cromwel mit. Zudem, so Dietderich weiter, sei man auf einem guten Weg weitere Anlagen mit einem Buchwert von 4,6 Milliarden Dollar zu veräußern.

Für die ehemaligen FTX Kunden und heutigen Gläubiger ist das die beste Neuigkeit seit langem. Denn insgesamt könnte damit im besten Fall eine Summe von 9,6 Milliarden Dollar zur Verfügung stehen, um Rückzahlungen an die Kunden zu leisten. Bei einer Zahl von bis zu 9 Millionen betroffenen ehemaligen FTX-Nutzern, relativiert sich diese Summe allerdings deutlich. Denn jeder Anleger bekäme damit im Durchschnitt einen Betrag von 1.066 Dollar.

Schaden von FTX-Kunden könnte 10 Milliarden Dollar deutlich übersteigen

Bei einigen Kleinanlegern könnte damit der entstandene finanzielle Schaden sicher abgedeckt werden. Allerdings gibt es auch viele größere Anleger, die auf FTX zehntausende, hunderttausende oder sogar Millionen von Dollar investiert haben. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die 9,6 Milliarden Dollar nur einen Bruchteil des Gesamtschadens abdecken können. Noch laufen dazu jedoch die Ermittlungen und es gibt keine offizielle Zahl zu der entstandenen Liquiditätslücke von FTX. Auch Anwalt Dietderich betonte in seinem Statement, dass es  noch zu früh für eine Aussage darüber sei, welche Summe FTX aufbringen muss, um seine früheren Kunden zu entschädigen.

Weiter unklar bleibt, ob und in welchem Umfang Bankman-Fried oder weitere ehemalige Manager von FTX oder dem Hedgefonds Alameda Research Geld beiseite geschafft haben, um es möglicherweise vor dem Zugriff der Justiz zu verstecken. Erst im Laufe der weiteren Aufarbeitung wird sich zeigen, ob noch weitere Finanzmittel – sei es in Form von Kryptowährungen, Bargeld oder auch verwertbaren Luxusgütern wie Immobilien oder Fahrzeuge vorhanden sind, die zu einer höheren Rückzahlung an die ehemaligen FTX Kunden führen können.

https://twitter.com/WatcherGuru/status/1613254140490321921

 

Gläubiger wollen mit Sammelklage Ansprüche sichern

Die Gläubiger von FTX hatten erst vor kurzem eine Sammelklage gegen die ehemalige Kryptobörse eingereicht, um ihre Forderungen geltend zu machen. „Die Mitglieder der Kundengruppe sollten nicht zusammen mit gesicherten oder ungesicherten Gläubigern in diesem Konkursverfahren Schlange stehen müssen, nur um an den verminderten Vermögenswerten der FTX-Gruppe und Alameda teilzuhaben“, hieß es in einer beim US-Konkursgericht in Delaware eingereichten Klageschrift.

Allerdings gibt es weitere Parteien, die Ansprüche an den vorhandenen oder auffindbaren Finanzmitteln von FTX anmelden. Dazu zählen sowohl Insolvenzverwalter auf den Bahamas und Antigua sowie der Verwalter der Konkursmasse von Blockfi, einem anderen Kryptounternehmen, das inzwischen in die Insolvenz gerutscht ist.

Die Teilnehmer der Sammelklage haben das Ziel, dass rückverfolgbare Kundenvermögen nicht der Konkursmasse von FTX und auch nicht von Alameda Research zugerechnet werden. Allerdings könnte es sein, dass das Gericht feststellt, dass die Kundengelder Eigentum der Krypto-Unternehmen sind. In diesem Fall fordern die Unterzeichner der Sammelklage, dass die Privatkunden ein vorrangiges Recht auf Rückzahlung gegenüber anderen Gläubigern erhalten.

Kryptounternehmen sind nur geringfügig reguliert und haben ihren Sitz oft außerhalb der Vereinigten Staaten. Daher sind Einlagen nicht wie bei US-Banken und -Brokern garantiert. Das wirft die Frage auf, ob das Unternehmen oder die Kunden Eigentümer der eingezahlten Gelder sind.

Schnelle Auszahlungen sind unwahrscheinlich

Die Mühlen der Justiz laufen jedoch bekanntlich langsam, so dass es noch Jahre dauern könnte, bis Klarheit darüber herrscht, ob und in welcher Höhe, die geprellten Anleger ihr Geld wiedersehen werden. Eine Schlüsselfigur könnte dabei der ehemalige FTX-Boss werden. Erst im Dezember wurde Sam Bankman-Fried auf den Bahamas festgenommen und kurze Zeit später in die USA ausgeliefert. Die Anklage gegen ihn beinhaltet den Vorwurf des Betrugs und der Geldwäsche. Zudem gibt es Spekulationen, dass Bankman-Fried bis zu zehn Milliarden Dollar abgezweigt haben könnte. Er befindet sich allerdings gegen Zahlung auf Kaution auf freiem Fuß bzw. wird im Haus seiner Eltern überwacht, da die Ermittler eine Fluchtgefahr sehen.

Bis der von der ganzen Kryptobranche erwartete Prozess beginnt und schließlich ein Urteil gesprochen wird, könnte noch sehr viel Zeit verstreichen. Der Fall könnte wegweisend sein, auch hinsichtlich des künftigen Umgangs mit Kryptounternehmen aus finanzrechtlicher Sicht. Bisher sind die Anbieter nämlich kaum reguliert und haben ihren Sitz oft außerhalb der Vereinigten Staaten, um sich Kontrollen zu entziehen. Im Gegensatz zu Einlagen bei US-Banken oder amerikanischen Brokern zum Kauf von Aktien, sind die Einlagen damit nicht garantiert und Anleger immer einem gewissen Risiko ausgesetzt.

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Steffen Bösweich

Steffen hat Medien, Politik und Kulturwissenschaft studiert und nebenher bereits erste Erfahrungen im Print-, Radio- und Hörfunkjournalismus gesammelt. Nach seinem Studienabschluss hat er seine Journalistenausbildung in einem Verlag für Wirtschaft & Sport absolviert. Dem Wirtschaftsjournalismus ist er auch bei seinen weiteren Tätigkeiten als Redakteur stets treu geblieben und verfügt inzwischen über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung.

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