Ab sofort gilt Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador. Nachdem die Regierung des kleinen Staates in Zentralamerika ein entsprechendes Gesetz bereits im Juni verabschiedet hatte, tritt dies ab sofort in Kraft. Damit ist die wertvollste Kryptowährung der Welt nun die offizielle Währung in El Slavador neben dem US-Dollar.

Auch für den Handel im Land hat das Gesetz folgen. Er muss ab sofort die Zahlung mit Bitcoin in seinen Geschäften für Waren und Dienstleistungen akzeptieren, sofern die Händler über die technische Infrastruktur verfügen, um BTC annehmen zu können.

Förderprogramm für BTC-Zahlungen

In dem kleinen Land an der Pazifikküste dürfte es jedoch eher die Ausnahme sein, dass entsprechende Technologie für die Verarbeitung von Krypto-Zahlungen bereitsteht. Hierfür hat die Regierung ebenfalls eine Lösung entwickelt. So werden BTC von der Regierung angenommen, um diese in US-Dollar zu tauschen. Daneben soll ein Förderprogramm für die technische Infrastruktur im Handel aufgelegt werden. 150 Millionen Euro sollen in dem Treuhand-Fonds für die Projekte zur Verfügung stehen.

Außerdem sollen die Bewohner von El Salvador dazu animiert werden, sich mit der Technik von Kryptowährungen vertraut zu machen und an das Thema Bitcoin als Zahlungsmittel herangeführt werden. So gibt es bereits einen staatlichen Werbespot, indem auf die Nutzung der digitalen Bitcoin-Geldbörse des Landes, der sogenannten Chivo Wallet aufmerksam gemacht wird.

Wallet-Download wird mit 30 Dollar belohnt

Und die Regierung schafft durchaus einen Anreiz die BTC-Wallet zu nutzen. So erhält jeder, der die Software Wallet herunterlädt, Bitcoin im Wert von 30 US-Dollar. Für die Bewohner des etwa im Vergleich zu Deutschland armen Staates, dürfte dies durchaus ein gutes Argument sein. Schließlich ist der Betrag etwa 200 Prozent höher als das durchschnittliche Tageseinkommen eines Einheimischen.

Zudem hat die Regierung beschlossen, dass auf Tauschgeschäfte mit dem Bitcoin keine Kapitalertragssteuer erhoben wird. Die jährliche Einkommens- bzw. Umsatzsteuer dürfen Arbeitnehmer bzw. Betriebe künftig neben Dollar auch in Bitcoin bezahlen.

Wird El Salvador reich durch BTC-Bestände?

Für die Regierung dürften in der Annahme von Bitcoin jedoch auch strategische Gründe eine Rolle spielen. Denn durch den Tausch von BTC in Dollar, wachsen die Bitcoin-Bestände der Regierung kontinuierlich. Und das dürfte ganz im Interesse von Staatspräsident Nayib Bukele sein, der selbst als großer Fan der Kryptowährung gilt und die treibende Kraft hinter der Gesetzesvorlage zur Einführung von BTC als Landeswährung war.

Offenbar spekuliert die Regierung auf weiter steigende BTC-Preise im Vergleich zum US-Dollar. Denn neben dem Währungsaspekt dürfte es auch ein Ziel sein, Bitcoin als Wertspeicher im Land zu nutzen. Steigen die Bitcoin-Preise würden damit auch automatisch die Reserven der Digitalwährung im Land steigen. Sollte die Rechnung aufgehen, könnte der Staat erhebliche Vermögenswerte aufbauen, sofern der BTC-Kurs z.B. auf die oft genannten 100.000 Dollar steigen wird. Gemessen am aktuellen BTC-Niveau könnte sich der BTC-Wertbestand in Dollar gemessen etwa verdoppeln.

Extreme Bitcoin-Preisschwankungen sorgen Einwohner

Allerdings könnte der Plan auch scheitern, sofern der Bitcoin-Preis nicht wie erhofft weiter steigt, sondern es zu einer heftigen Korrektur kommt. Fällt der BTC/USD-Preis beispielsweise auf 25.000 Dollar, würde dies das BTC-Vermögen der Regierung gemessen in Dollar halbieren. Es ist also eine durchaus riskante Strategie für die Regierung nun voll auf Bitcoin als Währung, Zahlungsmittel und Wertspeicher zu setzen.

Auch innerhalb der Bevölkerung gibt es keineswegs nur Begeisterung für die Bitcoin-Strategie des Staatspräsidenten. Große Bedenken gibt es vor allem hinsichtlich der Volatilität der Kurse. Denn die Preisschwankungen von BTC sind immer noch erheblich. Gab es einen Bitcoin vor rund einem Jahr noch für 10.000 Dollar zu kaufen, kostete dieser im Mai 2021 mehr als 60.000 Dollar, im Juli 2021 wieder weniger als 30.000 Dollar und inzwischen erneut mehr als 50.000 Dollar. Die Schwankungsbreite des Kurses ist also weiter erheblich.

Auch beklagen viele Einwohner, dass ihnen das nötige Know-how für die Nutzung von Bitcoin als Zahlungsmittel fehlt und sie allein schon deshalb weiter zum Dollar greifen werden. Etwa 70 Prozent der Staatsbewohner gaben in einer Umfrage deshalb an, Bitcoin als Währung eher skeptisch gegenüber zu stehen.

Werden VW und Coca Cola Bitcoin akzeptieren?

Die Frage ist zudem, wie die großen ansässigen Konzerne im Land auf die Bitcoin-Strategie reagieren werden. Zu den namhaften Unternehmen, die über eine Präsenz im Land verfügen zählen etwa Coca-Cola, McDonalds, Volkswagen oder die Hotelkette Sheraton. Sie werden sich entscheiden müssen, ob sie nun Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren, auch wenn dies an den Standorten in anderen Ländern bisher nicht der Fall ist.

Bei den großen Konzernen können hier unternehmenspolitische Gründe einer Akzeptanz im Wege stehen auch wenn sie, im Gegensatz zu den kleinen Einzelhändlern in El Salvador, zweifellos die Mittel und das Know-how aufbringen können, um eine entsprechende technische Infrastruktur für die Annahme von Bitcoin zu schaffen.

Sollten sie sich jedoch dagegenstellen, ist noch nicht abzusehen, welche Folgen dies haben könnte. Sofern die Staatsregierung auf die Akzeptanz von Bitcoin per Gesetz pocht, könnte den Unternehmen im Worst-Case-Szenario womöglich der Handel untersagt werden. Oder die Konzerne reagieren selbst und ziehen sich aus dem Land zurück.

Das wiederum dürfte jedoch gar nicht im Sinne des Staatspräsidenten sein, da die Konzerne schließlich wichtige Umsatzsäulen im Land sind, die Kunden anziehen und den Tourismus im Pazifikstaat ankurbeln. Man darf gespannt sein, wie Volkswagen und Co. auf das neue Gesetz reagieren werden.

Bringt El Salavdor weltweite Bitcoin-Akzeptanz ins Rollen?

Das Beste wäre aus Sicht der BTC-Befürworter natürlich, wenn El Slavador zu einer Initialzündung wird und die Konzerne daraufhin eine weltweite Strategie für Bitcoin als Zahlungsmittel entwickeln. Dies könnte die Bitcoin-Akzeptanz erheblich steigern, wenn ein Konzern wie Coca-Cola offiziell die Unterstützung von Bitcoin oder anderen Kryptowährungen im Handel bekannt gibt.

Welchen Effekt dies auch für den Kurs haben könnte, zeigen die Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit. So hat etwa die Ankündigung von PayPal im Herbst 2020 BTC und ausgewählte Altcoins als Zahlungsmittel zu integrieren, den Kurs einen starken Schub verliehen. Damals notierte Bitcoin nämlich noch bei rund 10.000 Dollar und stieg unmittelbar im Zuge der Ankündigung massiv an.

Ebenso hat die Ankündigung von Tesla-Boss Elon Musk Anfang dieses Jahres für Furore gesorgt, dass der Autobauer nicht nur BTC gekauft hat im Wert von 1,5 Milliarden Dollar, sondern auch als Zahlungsmittel in seinem Online-Shop integrieren will. Als Musk diese Maßnahme kurz danach jedoch wieder zurücknahm und dafür ökologische Gründe anführte, reagierte der Markt mit einer steilen Korrektur.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Einführung von Bitcoin als Währung in El Salvador langfristig auswirkt. Sowohl für den kleinen Staat selbst, als auch für die Entwicklung von BTC.

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Steffen Bösweich

Steffen hat Medien, Politik und Kulturwissenschaft studiert und nebenher bereits erste Erfahrungen im Print-, Radio- und Hörfunkjournalismus gesammelt. Nach seinem Studienabschluss hat er seine Journalistenausbildung in einem Verlag für Wirtschaft & Sport absolviert. Dem Wirtschaftsjournalismus ist er auch bei seinen weiteren Tätigkeiten als Redakteur stets treu geblieben und verfügt inzwischen über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung.

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