Der gestrige Handelstag war nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Die Kursbewegungen glichen einer Achterbahnfahrt. Zunächst rutschte die Leitwährung Bitcoin massiv ab und erreichte neue Tiefstände in diesem Jahr bei rund 33.000 Dollar. Die Altcoins reagierten sogar noch mit stärkeren Kursverlusten und fielen teilweise bis zu 20 Prozent in wenigen Stunden. Darunter Top-Altcoins wie Solana, wie kryptoszene.de berichtete.
Der Kursrutsch wurden angetrieben von den US-Börsen, die ebenfalls eine starke Korrektur erlebten. Besonders Tech-Aktien wie etwa das Papier der Tesla-Aktie gerieten in den frühen Handelsstunden stark unter Druck und verlor bis zu 10 Prozent, was in Anbetracht der geringeren Volatilität am Aktienmarkt gegenüber dem Kryptomarkt ein enormer Preisrutsch ist.
Zinserhöhung der Fed und Ukraine-Krise treiben Kurse
Der Kursrutsch an den Finanzmärkten wird dabei laut Analysten derzeit von zwei wesentlichen Faktoren getrieben. Einerseits sorgen sich die Märkte um den schwellenden Konflikt um die Ukraine zwischen USA und Russland. Die Sorge, dass der russische Präsident Putin ein Manöver im Nachbarland starten könnte und es zu einer Eskalation kommen könnte, die auch wirtschaftliche Folgen hat, sind groß.
Besondere Bedeutung hat für die Märkte zudem die künftige Politik der US-Notenbank Fed. Dass es aufgrund der massiven Inflation und den stark steigenden Preise in den USA zu Zinserhöhungen in diesem Jahr kommt, scheint beschlossene Sache, auch wenn es noch keine abschließende Vereinbarung gibt.
Aktien und Kryptos weniger attraktiv in 2022?
Für Aktien und Kryptowährungen bedeutet das, dass das Marktumfeld an Attraktivität verliert und viele Anleger ihr Geld aus diesen Märkten ziehen und anders verteilen. Zuletzt konnte davon bereits der Dollar profitieren, während Bitcoin & Co. seit Jahresstart eine Talfahrt verzeichnet haben. Allerdings sagen führende Analysten auch, dass gewisse Zinserhöhungen in diesem Jahr bereits als Erwartung in die aktuellen Kurse eingepreist sind.
In den kommenden zwei Tagen kommt die Fed zusammen, um ihre Pläne zu konkretisieren und Beschlüsse zu fassen. Sollten die Notenbank dabei Maßnahmen treffen, die so in etwa vom Markt erwartet wurden oder die sogar moderater ausfallen als von Anlegern befürchtet, könnte dies die Kurse sogar steigen lassen, erwarten einige Marktbeobachter.
Entschließt sich die Fed jedoch im Hinblick auf die Rekordinflation doch stärker durchzugreifen und etwa anstatt der erwarteten 3 Zinserhöhungen in diesem Jahr weitere Anpassungen festzusetzen oder die Zinsen stärker als erwartet zu erhöhen, könne dies die Märkte noch stärker nach unten rutschen lassen.
Achterbahnfahrt von Unsicherheit bestimmt
Die aktuell Unsicherheit hat sich am gestrigen Tag massiv in den Aktienkursen und auch am Kryptomarkt widergespiegelt. Denn nach dem massiven Crash, konnten die Aktienmärkte in den USA am Nachmittag eine Kehrtwende einleiten und sogar leicht im Plus schließen.
Am Kryptomarkt fiel die Gegenbewegung von Bitcoin-Tief von 33.000 Dollar sogar noch massiver aus. Innerhalb weniger Stunden kletterte BTC/USD auf mehr als 37.500 Dollar. Das ist ein Plus von fast 15 Prozent. So hat der Bitcoin-Kurs die Tageskerze unter dem Strich am Ende mit mehr als 1 Prozent im Gewinn gegenüber dem Vortag geschlossen, was angesichts der krassen Korrektur am Vormittag wohl kaum ein Käufer von Kryptowährungen noch erwartet hätte. Auch die Altcoins konnten noch eine starke Gegenbewegung einleiten und die anfänglichen zweistelligen Tagesverluste stark begrenzen oder sogar in kleine Gewinne drehen.
Vielen Anleger von Kryptowährungen werden sich jetzt die Frage stellen, ob BTC bei 33.000 Dollar und Ethereum bei rund 2.150 Dollar den Boden gefunden haben und der große Aufschwung am gestrigen Abend nun den Startschuss eines weiteren Bullenmarktes in den kommenden Monaten sein kein.
Mittwoch könnte Vorentscheidung für Märkte sein
Werden Bitcoin und Co. vielleicht noch ein neues Allzeithoch in 2022 erreichen oder sogar die Marke von 100.000 Dollar knacken, die viele Analysten, wie etwa Plan B, schon für 2021 ausgerufen hatten?
Betrachtet man hierzu, die eben genannten Faktoren wie die Ukraine-Krise und die Fed-Zinsentscheidung, kann dies zum aktuellen Zeitpunkt eindeutig nicht seriös mit Ja oder Nein beantwortet werden. Denn die Unsicherheiten für die Märkte bestehen trotz des bullischen Endspurtes von gestern weiterhin.
Doch womöglich kann bereits am morgigen Tag eine Richtungsentscheidung – zumindest für die kurzfristige Kursentwicklung – fallen. Denn die zweitägige Konferenz der Notenbank geht am Mittwoch zu Ende und die Analysten warten gespannt, welche konkreten Ergebnisse verkündet werden. Diese könnten – je nach Ausgang – bereits morgen zu einer starken bullischen Rallye oder einer weiteren Korrektur, womöglich auch auf neue Tiefstände für Bitcoin und Altcoins führen. Anleger sollten deshalb die Fed-Entscheidung genau im Auge behalten und sich erneut auf starke Volatilität der Kurse einstellen.
Bitcoin und Ethereum weiter in bullischen Chartmustern
Neben diese von den Nachrichten getriebenen Faktoren, kann auch die Analyse der aktuellen Kurscharts von Bitcoin und Ethereum Hinweise für mögliche kurzfristige Preisszenarien liefern.
Der Blick auf den Bitcoin-Chart zeigt, dass sich BTC/USD trotz der starken Achterbahnfahrt am gestrigen Tag, immer noch im gleichen Muster befindet, dass der Kurs der Leitwährung bereits seit dem Allzeithoch vom 10. November 2021 bei 69.000 Dollar geformt hat.
Dabei hat Bitcoin gestern erneut die untere Supportlinie getestet und ist erfolgreich nach oben abgeprallt. BTC/USD könnte sogar in den Kursbereich von 40.000 Dollar steigen ohne die Formation zu verlassen und ein wirklich bullisches Signal einer Trendwende zu senden. Die Wahrscheinlichkeit für ein Ende der Dominanz der Bären steigt erst sehr stark an, wenn es Bitcoin gelingt aus dem fallenden Keil nach oben auszubrechen und bestenfalls den bisherigen Widerstand als neuen Support zu bestätigen. Das technische Preisziel würde dann am Ausgangspunkt der Formation bei 69.000 Dollar liegen.
Auf der anderen Seite haben aber auch die Bären weiter alle Chancen für eine große Korrektur zu sorgen, wenn Bitcoin die Supportlinie nach unten verlässt. Das technische Preisziel könnte Bitcoin im Worst-Case-Szenario sogar auf Kurse von rund 10.000 Dollar zurückführen. Das wäre genau das Niveau vor Beginn des Bullenzyklus 2020/2021 und würde den Bärenmarkt bestätigen.
Es bleiben also weiter alle Optionen für den Bitcoin-Kurs offen.
Entscheidung spätestens im März
Der Blick auf den Kurs von Ethereum zeigt indes ein ähnliches Muster wie für Bitcoin. So bewegt sich Ethereum ebenfalls in einem großen fallenden Keil, was nach der technischen Analyse als bullisches Muster gilt und einen Ausbruch nach oben wahrscheinlicher macht als eine Korrektur nach unten.
Allerdings befindet sich auch ETH/USD derzeit noch genau zwischen Support und Widerstandslinie, so dass kurzfristig nicht unbedingt mit einer Richtungsentscheidung zu rechnen ist. Je nach Zeitpunkt könnte der Altcoin Kurs in dieser Formation noch bis rund 2.750 Dollar steigen oder bis rund 1.500 Dollar fallen ohne die Formation zwingend zu verlassen. Spätestens bis März ist jedoch mit einer Richtungsentscheidung zu rechnen, wenn die Formation ihren Endpunkt erreicht.