Der Kryptomarkt könnte 2023 einen weiteren Absturz sehen.

Der Kryptomarkt befindet sich weiter im Aufwärtstrend. Nach der massiven Rallye zum Jahresstart notiert die Leitwährung Bitcoin zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Bereich des Jahreshochs von 25.000 Dollar. Die Kauflaune ist deutlich gestiegen bei Anlegern. Das zeigt auch der Krypto Fear and Greed Index, ein Stimmungsbarometer für den Markt. Demnach liegt der Wert heute bei 58 und damit im Bereich der „Gier“.

Anleger-Profis trauen der Rallye nicht

Doch nicht alle trauen dieser starken Markterholung. So zeigen aktuelle Daten, dass die Rallye an der Börse und am Kryptomarkt vor allem von kleinen Privatanlegern getrieben wird. Viele große institutionelle Investoren halten sich indes zurück und vermuten, dass der Bullenlauf schon bald zum erliegen kommen könnte und womöglich ein böses Erwachen folgt.

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Die gute Stimmung am Markt ist insbesondere darauf zurück zu führen, dass man davon ausgeht, dass sich die straffe Zinspolitik bald entspannt und man schon in diesem Jahr wieder Zinssenkungen sehen könnte. Getrieben wurde diese Hoffnung in den vergangenen Monaten von der deutlich gesunkenen Inflation in den USA. Von einem 40 Jahreshoch von 9,1 Prozent im Juni 2022 ist sie zuletzt bis auf 6,4 Prozent gefallen. Dieser Rückgang ist durchaus beachtlich.

Allerdings ist die Inflation schon im Januar 2023 deutlich weniger gefallen als davor und der überschaubare Rückgang von 0,1 Prozent fiel 0,2 Prozent schwächer aus als erwartet. Trotz dieser Enttäuschung scheinen Anleger weiter auf der Euphoriewelle zu schwimmen. So stiegen die Kurse von Bitcoin & Co. in der vergangenen Woche sogar deutlich an, was widersprüchlich erscheint, weil die Inflationszahlen dies eigentlich nicht rechtfertigen.

Inflation noch lange nicht im Griff

Doch wird es womöglich schon bald zu einer harten Korrektur kommen, die Anleger aus ihrem Traum reißt, dass das Schlimmste schon überstanden ist? Für diese Szenario gibt es zumindest Warnsignale. So zeigen die Inflationsdaten bei genauerer Betrachtung, dass der Rückgang der vergangenen Monate vor allem auf ein Ende der heftigen Preisanstiege bei Energie und Lebensmitteln zurückzuführen ist. Diese waren allerdings zuvor auch komplett explodiert und hatten jeden Bezug zu den vorherigen Preisen verloren , so dass diese leichte Entspannung eigentlich nicht unerwartet erscheint.

Jedoch steigen die Preise im Dienstleistungssektor weiter. Auch bei den Einkaufspreisen der Unternehmen geht es immer noch kräftig nach oben. Diese höheren Kosten dürften die Unternehmen in Form von teureren Produkten und Dienstleistungen in den nächsten Monaten an die Verbraucher weitergeben. Damit werden unter dem Strich die Lebenshaltungskosten weiter steigen.

Weitere Preissteigerungen wahrscheinlich

Zeitgleich sind die Wirtschaftsdaten der USA sehr stark und die Arbeitslosenquote befindet sich auf extrem niedrigen Niveau. Das klingt zwar positiv, könnte aber für die Zinsentwicklung negative Folgen haben. Denn bei niedriger Arbeitslosigkeit wird es für die Unternehmen schwieriger, noch qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, die frei verfügbar sind. Entsprechend verbessert sich die Verhandlungsposition von Arbeitnehmern höhere Löhne durchzusetzen bzw. von Gewerkschaften Tarifverträge zu erhöhen. Das führt in der Folge zu höheren Kosten bei den Unternehmen. Um diese abzufedern müssen sie Produkte und Dienstleistungen ebenfalls teurer machen – und die Inflation steigt zusätzlich.

Die Gesamtsituation sieht also nicht danach aus, als könnte sich die US-Notenbank nun entspannt zurücklehnen und die Zinsanhebungen beenden oder sogar zurückfahren. Vom anvisierten Ziel von 2 Prozent ist man noch meilenweit entfernt und beim aktuellen Trend scheint es nicht ausgeschlossen, dass die Inflation im Februar gar nicht mehr sinken wird oder sogar wieder steigt. Und wohlgemerkt: Die Inflation beschreibt nur die Teuerungsrate. Selbst bei sinkender Inflation steigen die Preise weiter, nur das Tempo verringert sich.

Notenbanker: 0,5 Prozent Zinsanhebung angemessen

Mit Blick auf die Situation kommen nun sowohl von Notenbankern, als auch Finanzexperten immer mehr warnende Stimmen, dass man den Kampf gegen die Inflation noch längst nicht gewonnen hat. So betont etwa die Chefin der regionalen Notenbank in Cleveland, dass beim nächsten Meeting der Fed im März eine Anhebung um 0,5 Prozent „durchaus angemessen“ sei. Damit würde die Fed die Zinsen sogar wieder stärker anheben als zuletzt. Denn beim letzten Treffen der Notenbanker Anfang des Monats hatte man die Zinsen nur noch um 0,25 Basispunkte angepasst, nachdem es 2022 noch starke Anheben von 0,5 und sogar mehrfach 0,75 Basispunkten gegeben hatte.

Mit einer Anpassung von 0,5 Prozent würde man jedoch in diesem Jahr wohl auch über einen Leitzins von 5 Prozent in den USA hinausgehen, den viele Analysten noch vor kurzem als Zielkorridor der Notenbank bewertet hatten. Das es so kommen kann, glaubt zum Beispiel der Chefökonom des Finanzinvestors Apollo, Torsten Slok. Wie das Handelsblatt berichtet, glaubt der Experten, dass der Leitzins 2023 locker 6 Prozent erreichen kann.

Dieses Szenario ist von den Finanzmärkten aktuell jedoch nicht eingepreist und könnte beim nächsten Fed-Meeting am 21. März zu einem bösen Erwachen für viele Anleger führen, wenn es denn so kommt.

USA droht Zahlungsunfähigkeit

Daneben bleiben weitere Unsicherheiten bestehen, die die Rallye schneller abwürgen könnten, als viele denken. So tobt etwa in den USA ein Streit über die Schuldenpolitik des Landes. Die Schuldengrenze muss zeitnah angehoben werden, sonst könnte die Regierung schon im Sommer kein Geld mehr zur Verfügung haben. Es droht im schlimmsten Fall ein Zahlungsausfall, der die Bonität der Vereinigten Staaten verschlechtern kann. Doch die Regierung um US Präsident Biden und die neue von den Republikanern gestellte Mehrheit im Repräsentantenhaus lassen bisher keine Einigung erkennen. Kommt es zum Schuldenkollaps, könnte es zu einer heftigen Korrektur an den Märkten kommen.

Weiterhin sorgen sich Beobachter um den schwellenden Konflikt zwischen den USA und China. Man befürchtet, dass China Russland im Angriffskrieg auf die Ukraine schon bald mit Waffenlieferungen unterstützen könnte. Damit wäre nach Aussage der US-Regierung jedoch eine rote Linie überschritten. Hier könnte es gegenseitig zu starken Sanktionen kommen, die die Märkte abwürgen. Zudem bleibt unklar, wie Russland den Krieg fortsetzen wird, der vor knapp einem Jahr begonnen wurde. Einige Beobachter rechnen, dass Russland zu diesem Jahrestag am kommenden Freitag seine Offensive nochmals massiv verstärken wird.

Insgesamt scheint der aktuelle Hype an den Finanzmärkten auf einem äußerst dünnen Fundament zu stehen und kann jederzeit einbrechen.

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Steffen Bösweich

Steffen hat Medien, Politik und Kulturwissenschaft studiert und nebenher bereits erste Erfahrungen im Print-, Radio- und Hörfunkjournalismus gesammelt. Nach seinem Studienabschluss hat er seine Journalistenausbildung in einem Verlag für Wirtschaft & Sport absolviert. Dem Wirtschaftsjournalismus ist er auch bei seinen weiteren Tätigkeiten als Redakteur stets treu geblieben und verfügt inzwischen über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung.

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