Syan Mahmud ist Krypto- und Finanz-Influencer und vereint in den sozialen Medien wie TikTok (@syancloud) mehr als 25.000 Follower. Im Interview mit Kryptoszene spricht er über den nächsten Bullrun, Altcoins und die zu tragende Verantwortung als Influencer im Finanzbereich.
Frage: Zuletzt hat sich der Krypto-Markt deutlich erholen können. Insbesondere die Gerüchte um die Genehmigung eines Bitcoin-Spot-ETFs hatten für Euphorie am Markt gesorgt. War das Deiner Meinung nach bereits der Startschuss für den nächsten Bullrun oder benötigen Anleger weiter Geduld?
Syan Mahmud: Die jüngste Erholung und die Gerüchte um die Genehmigung eines Bitcoin-Spot-ETFs haben zweifellos für Begeisterung gesorgt. Doch ob dies bereits der Startschuss für den nächsten Bullrun war, ist eine komplexere Frage.
Die gespannte makroökonomische Lage spielt eine entscheidende Rolle. Die anhaltenden Unsicherheiten in der Weltwirtschaft, Inflationsängste und die Geldpolitik der Zentralbanken sind alles Faktoren, die die Nachfrage nach alternativen Anlagen wie Bitcoin beeinflussen können. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit flüchten Investoren oft in Kryptowährungen, was den Preis steigen lässt.
Die Stärke oder Schwäche des US-Dollars hat ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf den Bitcoin-Kurs. Ein schwacher Dollar kann die Nachfrage nach Bitcoin erhöhen, da er als Absicherung gegen eine abwertende Fiat-Währung dient. Umgekehrt kann ein starker Dollar vorübergehend den Krypto-Markt belasten.
Hinsichtlich des anstehenden Bitcoin-Halvings im April 2024 gibt es historische Belege dafür, dass dies zu Preisanstiegen geführt hat. Dies könnte als unterstützender Faktor für einen möglichen Bullrun dienen.
Zusammengefasst stehen die Zeichen auf einen möglichen Bullrun, aber es ist wichtig zu betonen, dass der Krypto-Markt äußerst volatil ist. Investoren sollten weiterhin geduldig bleiben und die makroökonomischen Entwicklungen sowie die Dollar-Stärke oder -Schwäche genau beobachten, da diese Faktoren den Bitcoin-Kurs maßgeblich beeinflussen können. Eine breite Analyse und das Abwarten weiterer Entwicklungen sind entscheidend, bevor man Schlussfolgerungen zieht.
Gerade im Bullrun verbrennen sich viele Privatanleger die Finger am Krypto-Markt. Grund hierfür dürfte vor allem der FOMO-Effekt sein. Was rätst Du Krypto-Einsteigern, bevor Sie investieren?
Dollar-Cost Averaging ist zweifellos eine der besten Strategien, um den FOMO-Effekt zu minimieren. Anstatt alles auf einmal zu investieren, kauft man regelmäßig in festen Zeitintervallen Kryptowährungen. Diese Methode glättet den Einfluss von kurzfristigen Preisschwankungen und ermöglicht es, kostengünstig zu kaufen, wenn der Markt volatil ist.
Bei einigen Bitcoin-Enthusiasten sind Altcoins verpönt. Haben Altcoins Deiner Meinung nach eine Daseinsberechtigung?
Ja, Altcoins haben aus meiner Sicht definitiv eine Daseinsberechtigung im Krypto-Markt. Während Bitcoin zweifellos die erste und bekannteste Kryptowährung ist und eine wichtige Rolle als digitales Gold und Wertaufbewahrungsmittel spielt, haben Altcoins ihre eigenen einzigartigen Eigenschaften und Anwendungsfälle. Ethereum ist ein hervorragendes Beispiel für einen Altcoin, der die Kryptowelt maßgeblich beeinflusst hat.
Ethereum hat die Idee von Smart Contracts und dezentralen Anwendungen (DApps) eingeführt. Diese Technologie ermöglicht es Entwicklern, maßgeschneiderte Anwendungen auf der Ethereum-Blockchain zu erstellen, die eine Vielzahl von Anwendungsfällen abdecken, darunter:
- Dezentrale Finanzen (DeFi)
- Non-Fungible Tokens (NFTs)
- Tokenisierung von Vermögenswerten
- Supply Chain und Identitätsmanagement
Diese Beispiele zeigen, dass Altcoins wie Ethereum neue Möglichkeiten für Innovation und Anwendungsfälle in der Blockchain-Technologie eröffnen. Andere Altcoins verfolgen ebenfalls spezifische Ziele, sei es die Verbesserung der Skalierbarkeit, die Sicherung von Privatsphäre oder die Anpassung an bestimmte Branchen.
Allerdings sind einige Altcoins deutlich riskanter als andere. Daher ist gründliche Recherche und Überlegung entscheidend, bevor man in Altcoins investiert. Dennoch spielen Altcoins eine wichtige Rolle in der Entwicklung und Diversifizierung des Krypto-Marktes und tragen zur Erweiterung der Anwendungsbereiche der Blockchain-Technologie bei.
Worauf kommt es an, wenn Anleger in Altcoins investieren wollen?
Um es simpel zu halten:
- Gute Tokenomics: Es sollten möglichst viele Coins/Tokens im Umlauf sein. Wir sehen allzu oft, dass Projekte, die stetig Coins auf den Markt werfen, in Schieflage geraten.
- Starkes Team: Das Team sollte Doxxed sein (die Identitäten der Gründer sind öffentlich). Vorzugsweise hat es bereits Erfahrung mit vorherigen Projekten oder es hat Advisor im Team, die zuvor erfolgreiche Projekte begleitet haben.
- Community: Das A und O bei Altcoins. Die Community sollte das Projekt in jeder Hinsicht unterstützen und selbst das Projekt proaktiv vorantreiben, indem es auf allen möglichen Kanälen geteilt und darüber gesprochen wird. Sollte sich eine toxische Community herauskristallisieren bei der Recherche, dann würde ich nicht in den Altcoin investieren.
- Narrative: Der Altcoin muss in eine aktuelle Narrative passen. Wir haben gesehen, dass jeder Bullrun seine eigenen Sektoren mitgebracht hat, die besser verformt haben, als andere. Beispielsweise war 2021 das Metaverse Narrativ ein sehr starkes. Genau darauf muss man bei seinen Altcoin investments achten. Meine persönlichen Narrativ Plays für den Bullrun sind DeSci (Decentralized Science), GambleFi, Tokenized RWAs und AI.
Oft werden neue Investoren mit Gewinnversprechen gelockt, Trading-Systeme und Ähnliches auszuprobieren. Was hältst Du von Krypto-Trading?
Eine Statistik, die ich gerne heranziehe, ist folgende: „9 von 10 Menschen verlieren Geld beim Krypto-Trading“. Unter diesem Aspekt würde ich sagen: „Lass es lieber sein und fang gar nicht erst an.“ Ich kenne genug Menschen, bei denen es geklappt hat und auch weiterhin klappt. Sie sind auf einen langen Zeitraum profitabel. Doch das ist die absolute Ausnahme. Wer es dennoch versuchen möchte, der sollte sich darauf einstellen, genug Lehrgeld zu zahlen. Der Krypto-Markt ist bedingt durch seine noch unregulierte Natur extrem manipuliert. Man wird gnadenlos ins Minus laufen, wenn man das Handwerk nicht beherrscht. Kleiner Hebel, kleine Margin ist hier die Devise.
Als Content-Creator bist Du hauptsächlich auf TikTok aktiv. Aus welchem Grund hast Du Dich dazu entschieden, einen Social Media Auftritt rund um Finanzen und Krypto aufzubauen? Und warum ausgerechnet TikTok?
Ich war sehr eng in zwei Krypto-Projekten als Advisor eingebunden und habe nebenbei versucht, Partnerschaften mit Influencern für die Projekte zu gewinnen. Es war verdammt schwer die KOLs (Key Opinion Leader) zu erreichen und wenn man sie erreicht hat, dann wurden horrende Preise gefordert.
Die meisten haben nicht einmal geantwortet. Ich dachte mir, dass ich die Sache selbst in die Hand nehmen und auf Social Media anfangen muss. Ich wusste nur nicht wie. Dann habe ich das XRP Video von Kryptoszene gesehen und konnte meinen Augen nicht trauen, als ich in die Kommentare geschaut habe. Da war mir klar: Ich muss darauf reagieren und die XRP Investoren auf den Boden der Tatsachen holen. Es hat funktioniert und ich sah die Nachfrage nach nachträglicher Validierung von Kurzvideos von Fin-Fluencern.
Warum TikTok? Naja, meine Reactions sind zu lang, um sie auf anderen Plattformen hochzuladen und auf TikTok hat man das bestmögliche Wachstumspotenzial.
Gerade im Kryptosektor sind soziale Medien wie Twitter, YouTube und auch TikTok sehr wichtig für die Informationsbeschaffung der Anleger. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat ebenfalls vor “Fin-Fluencern” gewarnt. Welche Verantwortung haben Krypto-Influencer und wie versuchst Du, dieser Verantwortung gerecht zu werden?
Wir haben gewiss eine große Verantwortung. Menschen, die unseren Content konsumieren, vertrauen uns. Sie gehen von Grund auf davon aus, dass unsere Informationen gut recherchiert sind. Dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden. Ich bin der Meinung, dass wir mit „Fin-Fluencern“ eine Art Test durchführen sollten und ein Zertifikat ausstellen, was diese dazu berechtigt Content in dieser Nische zu produzieren. Ich bin mir sicher, dass einige diesen Test nicht bestehen werden.
Wie investierst Du privat? Ist der Anteil an Kryptos in Deinem Portfolio größer als der Anteil traditioneller Wertpapiere?
Tatsächlich sind Bitcoin und ETH meine größten Positionen im Portfolio. Meine Aufteilung liegt bei 1/3 Crypto, 1/3 ETFs und 1/3 Einzelaktien. Top Performer ist der Krypto-Anteil in meinem Depot. Gemäß der antizipierten Wertsteigerung wird der Krypto-Teil wahrscheinlich überwiegen.
Du bekommst sicherlich immer wieder Nachrichten von Zuschauern. Welche Nachricht kommt besonders häufig vor.
„Welche Coins kannst Du empfehlen?“
Über Syan Mahmud
Syan ist Volkswirt und sog. Fin-Fluencer. Er klärt auf Social Media andere Marktteilnehmer darüber auf, was zu beachten ist, wenn man in Krypto und Aktien investiert. Syan ist seit 2016 im Krypto-Markt und hat bereits 2 Bullenmärkte miterlebt. Neben seiner Tätigkeit auf Social Media berät er Krypto-Projekte als Advisor und hilft ihnen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.