Das Drama um die Kryptobörse JPEX geht in die nächste Runde. Wie zuvor berichtet, hatte die Hongkonger Securities and Futures Commission (SFC) eine Untersuchung gegen die Plattform JPEX eingeleitet. Die Börse soll ohne Lizenz ihre Handelsprodukte angeboten und für sich geworben haben. Investoren klagen über Verluste von 166 Millionen US-Dollar (1,3 Milliarden Hongkong-Dollar) durch den Handel mit Kryptowährungen auf der Plattform. Insgesamt erreichten 2.000 Personen Klage bei den Behörden ein.
Im Zuge der Untersuchungen kam es zu elf Verhaftungen, darunter einige bekannte Influencer. Laut lokalen Zeitungen könnte es der größte Fall von Betrug in der chinesischen Sonderzone sein. Es zeigt weiterhin, wie Hongkong als globaler Umschlagplatz für den Handel mit Kryptowährungen agiert.
JPEX wehrt sich
JPEX sieht sich laut einem Blogpost als Opfer von negativer Berichterstattung. Partner hatten den Handel mit Kryptowährungen eingefroren, was die Lage nur verschlimmerte. Die Plattform selbst sagt, man habe sein Bestes getan, um den Anforderungen der Behörden gerecht zu werden. Allerdings haben diese der Kryptobörse die kalte Schulter gezeigt.
Die Polizei berichtet, dass viele Klagen von unerfahrenen Tradern stammen, die zu hohe Renditen erwartet hatten. JPEX hatte nicht nur über Influencer für sich geworben, sondern auch in der Hongkonger U-Bahn und auf Werbetafeln überall in der Stadt.
Zuvor waren einige Handelsoptionen bei JPEX weiterhin verfügbar. So lief der Spothandel uneingeschränkt weiter. Mittlerweile scheinen die Behörden den Webaccess zur Seite zu blockieren. Währenddessen versucht die Kryptobörse mit seinen Partnern eine Übereinkunft zu finden, um die Liquiditätsengpässe zu beseitigen.
Hongkong will sich als Zentrum für den Handel mit digitalen Assets im asiatischen Raum positionieren. In den vergangenen Monaten führte die Stadt dazu einen neuen regulatorischen Rahmen ein, der mehr Klarheit und Sicherheit sowohl für Investoren als auch für Krypto-Firmen bieten soll. Allerdings bedeutet das nicht, dass Kryptobörsen freie Hand haben. Fälle wie diese zeigen, sie müssen sich ebenfalls an die Gesetze halten und die notwendigen Lizenzen erwerben.
Influencer sorgen für Schlagzeilen
Nun war im Fernsehen zu sehen, wie einer der verhafteten Influencer, Joseph Lam, von der Polizei abgeführt wurde, nachdem sie sein Haus durchsucht hatten. Der ehemalige Anwalt dann Versicherungsvertreter beschreibt sich selbst auf Instagram als der „Trolling King“ von Hongkong. In den sozialen Medien zeigt er, wie man in Bitcoin investieren kann und er sich ein neues Haus leisten konnte. Außerdem wurde Chan Yee verhaftet, ein YouTuber mit 200.000 Abonnenten.
Auf Facebook formiert sich mittlerweile der Unmut über die Börse. Dort hatten Nutzer eine Gruppe namens „JPEX Sufferers“ gegründet. Einer dieser Leidtragenden sagte, die viele Werbung in der Hongkonger U-Bahn hatte ihn dazu verleitet, auf der Plattform zu handeln. Ein Kommentator erhielt 3.700 Likes und 400 Weiterleitungen, weil er den U-Bahnbetreiber kritisierte.
Crypto influencer Joseph Lam (Lin Zuo) arrested in Hong Kong for JPEX crypto exchange association. pic.twitter.com/yox95rwRAV
— Ophelus.wealth (@opheluswealth) September 18, 2023
Im Zuge des wachsenden Interesses häufen sich die Ungereimtheiten bezüglich der Kryptobörse. Laut der eigenen Webseite hat JPEX seine Zentrale in Dubai und verfügt über Lizenzen, um den Handel mit digitalen Assets in den USA, Kanada und Australien abzuwickeln. Assets im Wert von 2 Milliarden US-Dollar soll das Unternehmen umgesetzt haben. Allerdings zeigt die Webseite nur verschwommene Bilder, welche für die Lizenzen stehen sollen.
Eine lokale Zeitung hatte den Hongkonger Sitz besucht und dort eine andere Firma vorgefunden. Die Polizei war ebenfalls dagewesen. Dortige Mitarbeiter haben nichts mit JPEX zu tun, behaupten sie. Die Büros in Taiwan scheint das Unternehmen ebenfalls geräumt zu haben. Der taiwanesische Influencer Nine Chen, der zuvor für das Unternehmen geworben hatte, hatte sich auf Instagram zu dem Vorfall geäußert. Jegliche Versuche, mit JPEX Kontakt aufzunehmen, gingen bislang fehl. Er stehe den Behörden zur Kooperation zur Verfügung.