In naher Zukunft soll es Millionen verschiedener Token geben. Wir sehen aktuell nur den Beginn einer neuen Ökonomie. Das zumindest behauptet Pavel Matveev. Matveev startete sein englisches Fintech-Unternehmen Wirex 2014, in einer Zeit, als die Hauptnutzer von Kryptowährungen noch Technikfreaks und Computer Nerds waren und Blockchain gerade mal in Kinderschuhen steckte. Kryptoszene.de hat sich mit dem Wirex-Gründer unterhalten.
Wirex soll eine Brücke zwischen der digitalen und der traditionellen Fiatgeld-Welt bilden. „Wirex ist der größte und einer der ersten Player auf dem Markt, der versucht die traditionelle Banken-Sphäre, Transaktionen und Girokonten mit der Kryptowelt zu kombinieren“, so Matveev.
Das zukünftige Geschäftspotenzial ist groß, die Konkurrenz blieb bisher jedoch übersichtlich. In Deutschland gibt es beispielsweise Bitwala, dessen CFO Kryptoszene.de bereits vor Kurzem ein Interview gegeben hat.
„In sehr naher Zukunft schon, werden alle Zahlungen in digitaler Form sein“
„Bitwala hat ein ähnliches Business-Modell wie wir“, sagt Matveev, „wenn ich aber ganz ehrlich bin, ist dieses Feld – zumindest im Vergleich zu traditionellen Fintech-Banken, wie Revolut oder Monzo – nicht sehr kompetitiv.“
Wirex soll eine digitale Zahlungsplattform zugunsten der wachsenden Token-Ökonomie beherbergen. CEO Pavel Matveev glaubt, dass virtuelle Währungen die Hauptzahlungsmethode für alle Arten von Transaktionen sein werden: „In sehr naher Zukunft schon, werden alle Zahlungen in digitaler Form sein.“
Die konventionelle Banken-Infrastruktur sei alt und teuer und werde den modernen Anforderungen des E-Commerce und Überweisungssektors und den hohen Erwartungen der jüngeren Generation nicht gerecht. So sind 78 % der Nutzer vom englischen Fintech-Unternehmen Robinhood und 60 % der deutschen Direktbank N26 jünger als 35 Jahre, wie Daten von Statista zeigen. Können Blockchain-basierte Währungen also eine praktische Lösung für zukünftige Transaktionen werden: Digital, global und schnell?
„Bitcoin ist keine nutzbare Währung“
Die Vision einer digitalen Zukunft klingt sinnvoll und absehbar. Dass Zahlungsgewohnheiten sich allerdings auch nicht über Nacht ändern, ist auch klar. Die Übergangsphase wird dauern. So können viele Token noch nicht zum Warenkauf oder Bezahlungen für Dienstleistungen benutzt werden. „Die Industrie muss noch ausreifen“, so Matveev, „um wirklich eine Chance im Finanzwesen zu haben, ist eine stabile Kryptowährung die Voraussetzung.“
Wirex setzt daher auf Stable Coins als digitalen Vermögenswert im Finanzwesen. Sie sind beliebt, weil sie deutlich weniger schwankungs-intensiv sind als beispielsweise Bitcoins.
„Sehr viele Bitcoin-Maximalisten behaupten Bitcoin wird die Welt regieren und Menschen als universelles Zahlungsmittel dienen. Das ist leider nicht die Realität“, erklärt der Wirex Gründer, „Bitcoin ist keine nutzbare Währung, sondern eher digitales Gold.“
Stable Coins würden hingegen als sicher eingestuft und eignen sich demnach für schnelle und kostengünstige Abwicklungen von Finanztransaktionen. „Ich sehe Riesenpotenzial in Stable Coins, damit meine ich Fiat-backed Stable Coins, wie den digitalen Euro oder digitalen Pfund.“
Bei knapp 3000 Kryptowährungen sind „die meisten Betrug oder inaktiv“
Eine staatlich überwachte digitale Währung fordert auch der Handelsverband Deutschland (HDE). Der Grund: Der digitale Euro soll „die Anforderungen von Bargeld mit den Möglichkeiten des digitalen Handelns vereinen.“ Dies schrieb HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth an Minister Olaf Scholz vor einigen Tagen.
Regulierung und Überwachung solcher digitalen Währungen wären notwendig, denn bei knapp 3000 verschiedenen Kryptowährungen auf dem Markt, sind laut Matveev „die meisten Betrug oder inaktiv.“
Um die Token-Ökonomie für die Masse zugänglich zu machen, dauert es. Genauso wie der Siegeszug des Internets in den 1990ern zwar ausgereift war, brauchte es Zeit bis Menschen wirklich verstanden haben, wie man eine Website nutzt. Damals hätten wir noch über Unternehmen wie Amazon oder Facebook gelacht bei der Frage: „wer kauft sich schon Küchengeräte online oder postet auf sozialen Netzwerken?“ Und heute? Jegliche wirtschaftliche und soziale Interaktion passiert im Internet.
Den gleichen Weg muss auch die Token-Ökonomie beschreiten. Bis dahin müssen Governance-Regulierungen geklärt werden. Erst dann wird entschieden, wie groß die Welle ist, die die Technologie auslöst, wenn wir sie nur erst richtig beherrschen und verstanden haben. CEO Pavel Matveev schließt ab: „die Technologie wird sich verbessern und die Unternehmenslandschaft, sowie andere Felder verändern. Wir befinden uns gerade noch in einem frühen Stadium“, sagt er, „aber ich bin von dem großen Potenzial der Technologie überzeugt. Unsere Zukunft ist digital.“
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