Der militante Zweig der radikalislamischen Palästinensergruppe Hamas greift laut einer Meldung des Nachrichtendienstes Reuters zu immer kreativeren Mitteln, um seinen Kampf zu finanzieren. Demnach bedienen sich die bewaffneten al-Qassam-Brigaden zunehmend Spenden in Form von Bitcoin. Das gehe aus Recherchen des Blockchain-Analyseunternehmen Elliptic aus London sowie des US-Konkurrenten Chainalysis hervor, der die US-Behörden in Sicherheitsfragen berät.
Die in Gaza operierenden Izz el-Deen al-Qassam-Brigaden riefen ihre Unterstützer laut im Januar zu Spenden mit Kryptowährungen auf, so Reuters. Aber nicht nur, dass die Organisation die digitalen Währungen für ihre Zwecke verwendet. Sie wird auch klüger darin, die Spuren der Gelder zu verwischen.
Ein Wallet pro Spende
Ein zweiminütiges Video auf der Webseite der al-Qassam-Brigaden erklärt Unterstützern in arabischer Sprache, wie sie den etablierten Finanzsektor übergehen und Kryptowährungen an die Brigaden überweisen können. War im Rahmen der Spenden-Kampagne zunächst nur eine einzige, fixe Wallet-Adresse verfügbar, werde laut der Recherchen mittlerweile für jede Überweisung ein eigenes Wallet generiert – ganz automatisch.
Damit werde es laut der Analysten von Elliptic sehr schwer, den Spendenflüssen noch entgegenzuwirken. Denn während es möglich sei, Krypto-Börsen dazu anzuhalten, Transaktionen auf bestimmte Wallet-Adressen zu unterbinden, stoße man an seine Grenzen, wenn es um eine Vielzahl an ständig neuen Adressen geht.
Nachvollziehen lassen sich Spenden in Höhe von rund 6.600 Euro, die seit Januar an die Hamas auf diese Weise geflossen sind. Das ist nicht viel Geld verglichen mit den zweistelligen Millionenbeträgen, die laut Israel und den USA jährlich aus dem Iran an die Hamas gespendet werden. Aber es demonstriert, wie sich die fehlende Regulierung des Kryptowährungen-Markts weltweit auswirken kann. So könnten die Kryptowährungen den Terroristen mehr und mehr dazu dienen, auch aus privater Hand Spendengelder zu beziehen.
Hamas experimentieren mit Kryptowährungen
„Sie sind noch in einer Experimentier-Phase. Sie probieren herum und finden heraus, wie viel sie eintreiben können, und ob es funktioniert“, sagte Tom Robinson von Elliptic gegenüber der Nachrichtenagentur. Ein Sprecher der Hamas war gegenüber Reuters nicht dazu bereit, sich zu äußern.
Beide Firmen, Elliptic und Chainalysis, haben sich in der Vergangenheit mit ihren Analysen einen Namen gemacht. Sie beraten Blockchain-Unternehmen und den Finanzsektor und stellen den Firmen Tools zur Verfügung. Darüber hinaus beraten sie Regierungen in Fragen zu Regulation und Sicherheit und kooperieren mit Ermittlungs-Behörden, um zum Beispiel Geldwäsche zu bekämpfen.
Die Hamas gelten in den USA sowie in der Europäischen Union als Terrororganisation. Andere Länder, auch Großbritannien, stufen lediglich die al-Qassam-Brigaden so ein.
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