Tether ist mit weitem Abstand der meistgenutzte Stabelcoin von Anlegern am Kryptomarkt. Aktuell beziffert sich die Marktkapitalisierung von USTD auf 62 Milliarden Dollar. Damit liegt Tether direkt hinter Bitcoin und Ethereum auf Position 3 nach Marktkapitalisierung.
Tether: Mehr gehandelt als Bitcoin und Ethereum
Betrachtet man das Handelsvolumen liegt der Stabelcoin sogar an der Spitze. Allein in den vergangenen 24 Stunden wurden Tether im Wert von 111 Milliarden Dollar an den Märkten bewegt. Das ist deutlich mehr als bei Bitcoin (67 Milliarden Dollar) und Ethereum (50 Milliarden Dollar) im Vergleichszeitraum.
Die Marktstellung von Tether liegt darin begründet, dass er von den meisten Nutzern verwendet wird, um ohne den Umweg einer Fiat-Währung Kryptowährungen wie Bitcoin handeln und gegen andere Digitalwährungen tauschen zu können. Denn als Stablecoin ist Tether im Verhältnis 1:1 an den Dollar-Kurs gekoppelt.
Gestartet wurde die Kryptowährung 2014 zunächst unter dem Namen Realcoin. Dabei verfolgte man zunächst den Ansatz jeden Realcoin durch 1 US-Dollar als Reservewährung abzudecken. Kurze Zeit später wurde Realcoin in Tether umbenannt, um eine stärkere Abgrenzung vom Bitcoin zu schaffen. Dabei kam es in der Folgezeit auch zu Partnerschaften mit Bitfinex und anderen Handelsplattformen.
Angriff mit 31 Millionen Dollar Schaden in 2017
Doch nicht erst seit 2017 steht die verwaltende Firma Tether Limited in der Kritik. Damals wurde bekannt, dass es einen Angriff auf die Hauptwallet von Tether Limited gegeben habe. Im Zuge des Hacks ist es den Kriminellen gelungen 31 Millionen Dollar an eine Bitcoin-Adresse zu transferieren. Tether Limited reagierte mit einer Aussetzung des Handels für die angegriffene Wallet und einer Verbesserung der Software.
Hauptkritikpunkt an Tether von Experten sind die undurchsichtigen Geschäftsstrukturen des Unternehmens und die Tatsache, dass der Stablecoin mit Tether Limited von einer zentralen Firma verwaltet wird. Zudem gab es immer wieder Vermutungen, dass die immer wieder stark gestiegenen Mengen der in Umlauf befindlichen USDT nicht 1:1 durch die Fiat-Währung US-Dollar gedeckt sein könnten.
Schließlich gab Tether zu, dass es nicht nur Dollar sind, mit denen die USDT abgedeckt sind, sondern auch andere Kryptowährungen sowie zum Teil auch durch Kredite.
Ermittlungen der US-Behörden gegen Tether
Im April 2019 hat die US-Staatsanwalt schließlich Ermittlungen gegen iFinex aufgenommen, weil dem Konzern vorgeworfen wurde, den Verlust von Geldern im Gesamtwert von 850 Millionen Dollar verschleiert zu haben. iFinex ist u.a. von Tether Limited und Bitfinex der Mutterkonzern.
Im Februar 2021 kam es dann zunächst zu einer guten Nachricht für alle Anleger am Kryptomarkt, die Tether als Stablecoin nutzen. Mit dem ermittelten US-Bundesstaat New York wurde eine Einigung erzielt. Demnach wurde eine Strafzahlung von 18,5 Millionen Dollar verhängt. Außerdem musste sich iFinex dazu verpflichten, künftig keine Geschäft mehr mit Nutzern im US-Bundesstaat New York abzuwickeln.
Ein wichtiger Bestandteil der Entscheidung war zudem, dass iFinex zu deutlich mehr Transparenz hinsichtlich seiner Geschäftstätigkeit verpflichtet wird. So muss über einen Zeitraum von zwei Jahren jedes Quartal ein Bericht veröffentlicht werden, aus dem ersichtlich ist, mit welcher Menge an Fiat-Währungen USDT tatsächlich abgedeckt sind. iFinex wurde im Gegenzug für die in der Anklage aufgenommenen Vorwürfe nicht verurteilt. Die Einigung war somit durchaus ein Erfolg für iFinex, da das Unternehmen somit nicht wegen Betrugs verurteilt wurde, was die gesamten Geschäftsaktivitäten gefährdet hätte.
Allerdings wehrte der Frieden mit der Justiz nur kurz. So wurde kürzlich bekannt, dass das US-Justizministerium angeblich neue Ermittlungen aufgenommen hat. Im neuen Verfahren könnte geprüft werden, ob die Verantwortlichen des Unternehmens Bankbetrug begangenen haben.
Neue Vorwürfe gegen Tether werden laut
iFinex hat Stellung zu den Vorwürfen bezogen, die zunächst von der Nachrichtenagentur Bloomberg veröffentlicht wurden und teilte mit: „Tether führt routinemäßig einen offenen Dialog mit den Strafverfolgungsbehörden, einschließlich des DOJ, als Teil unserer Verpflichtung zur Zusammenarbeit und Transparenz…Heute veröffentlichte Bloomberg einen Artikel, der auf ungenannten Quellen und Jahre alten Behauptungen basiert und offensichtlich dazu dient, Klicks zu generieren. Dieser Artikel folgt einem Muster der Neuverpackung veralteter Behauptungen als „Nachrichten“. Die fortgesetzten Bemühungen, Tether zu diskreditieren, werden unsere Entschlossenheit nicht ändern, in der Community führend zu bleiben“, so das Unternehmen.
Für Nutzer von Stablecoins kann bislang keine 100-prozentige Entwarnung gegeben werden, dass es in Zukunft nicht doch zu einer Verurteilung rund um die Tether-Verantwortlichen kommt. Ob dies in der Konsequenz zu einem Delisting von USDT auf den marktführenden Kryptobörsen führen würde, darüber lässt sich derzeit nur spekulieren.
Für alle Anleger die USDT nutzen, um etwa in volatilen Märkten ihre Kryptowährungen in einem Stablecoin zu „parken“ stellt sich daher die Frage, welche Alternativen zu Tether genutzt werden können. Die bekannten Alternativen im Überblick.
USDC: Stablecoin auf Coinbase
Eine der meistgenutzten Alternativen zu Tether ist der Stablecoin USDC, der von den Unternehmen Circle und der Kryptobörse Coinbase verantwortet wird. Die Bedeutung des USD Coin lässt sich gut an der Marktkapitalisierung bemessen. So wird der Marktwert von USDC aktuell auf rund 21 Milliarden Dollar beziffert, womit USDC im Krypto-Ranking auf Platz 8 liegt. Im Vergleich zu Tether kommt USDC damit nur auf etwa ein Drittel dessen Größe.
Der USD Coin ist ein Ethereum-Token und damit mit jeder Ethereum Wallet kompatibel. Nach Angaben von Coinbase, wird von Centre, dem Konsortium, das USDC ausgibt, jeder USDC mit einem echten US-Dollar hinterlegt. Diese Mittel würden auf einem speziellen Bankkonto aufbewahrt, das regelmäßig überwacht und geprüft werde.
Auch wenn Coinbase USDC als absolut sicher bezeichnet, gibt es auch hier kritische Stimmen. So hat erst kürzlich das US-Unternehmen Paxos, das Binance USD (BUSD) herausgibt, Vorwürfe erhoben, die sich nicht nur gegen USDT, sondern auch USDC richten. „Weder USDC- noch Tether-Token sind Stablecoins, und zwar nicht nur dem Namen nach. Diese Token sind mit illiquiden und riskanten Schuldverschreibungen unterlegt – eine kritische Schwäche, die keine Aufsichtsbehörde zulassen würde, da dies ein unangemessenes Risiko für ihre Kunden schafft“, sagt Dan Burstein, Chief Compliance Officer bei Paxos.
BUSD: Stablecoin-Alternative auf Binance
Die Kritik von Paxos scheint jedoch nicht ganz uneigennützig zu sein. Schließlich würde der eigene Stablecoin BUSD massiv profitieren, wenn es zu weiteren Ermittlungen oder gar einem Verbot von USDT oder USDC kommen würde. BUSD ist gemessen an seiner Marktkapitalisierung die Nummer drei unter den Stablecoins. Doch auch das Image von BUSD scheint etwas angekratzt. Immerhin sieht sich die Kryptobörse Binance derzeit weltweit mit Auseinandersetzungen mit Aufsichtsbehörden konfrontiert. Erst kürzlich wurde für Nutzer aus Deutschland der Service eingeschränkt, wie Kryptoszene.de berichtete.
Damit scheinen weder USDT noch USDC und BUSD frei von Makeln zu sein und Anleger haben eher die Qual der Wahl, wenn sie einer dieser markführenden Stablecoins nutzen möchten.
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