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Die weltweit größte Kryptobörse Binance räumt Versäumnisse im Umgang mit den Geldern ihrer Kunden ein. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben bereits dabei, die Fehler zu korrigieren. Im Zuge der zunehmenden Bemühungen, Kryptowährungen regulatorisch zu kontrollieren, erfährt Binance zudem eine Rüge der britischen Finanzaufsicht.

Binance Überblick: das ist der Krypto Megakonzern

Um den Einfluss und die Größe von Binance zu begreifen, ist ein Blick auf die wichtigsten Kennzahlen hilfreich.

  • 120 Millionen registrierte Nutzer
  • 38 Milliarden Handelsvolumen in 24h
  • Mehr als 350 gelistete Kryptowährungen

Der plattformeigene Token, BNB (steht für “Build and Build”) wurde im Jahr 2017 über ein Initial Coin Offering (ICO) eingeführt. Bis zum vergangenen Jahr wurde der native Coin Binance Coin (BNB) genannt, aber bei einem Rebranding in BNB umbenannt. Das allgemein gültige Kürzel BNB blieb erhalten.

  • binancecoin
  • BNB
    (BNB)
  • Preis
    $707.33
  • Marktkapitalisierung
    $103.29 B

Das Ökosystem hat sich vom Start als reine Kryptobörse ausgehend sukzessive erweitert. Zum Angebot gehören unter anderem Pool Mining, Future Trading sowie eine hauseigene Krypto-Debitkarte: Die eigene Kryptowährung dient dabei als Zahlungsmittel für Aktivitäten auf der Plattform sowie auf der BNB Chain und wird darüber hinaus zur Reduzierung von Transaktionsgebühren eingesetzt.

Laut Statista steht der Coin der fünften Stelle der größten virtuellen Währungen, was beeindruckend ist, aber der Relevanz, die die Börse für den Kryptomarkt hat, nicht ganz gerecht wird.

Groß und mächtig, aber nicht perfekt

Wenn Binance Token von Drittanbietern ausgibt, hinterlegt das Unternehmen dafür bestimmte Mengen zur Absicherung. Dies entspricht der gängigen Praxis und gilt für rund die Hälfte der insgesamt 94 Münzen, die die Börse ausgibt. Die sogenannten Binance-Peg-Token (B-Token), die zur Sicherung dienen sollen, wurden aber, wie nun bekannt wurde, aber irrtümlich in derselben Wallet verwahrt, in der auch die Gelder der Kunden aufbewahrt werden. Dies könnte den selbst erklärten Richtlinien zur Besicherung widersprechen.

https://twitter.com/emilyjnicolle/status/1617846676030631937

Aus der auf der Binance-Website veröffentlichten Auflistung geht hervor, dass eine einzige Wallet mit dem Namen „Binance 8“ dazu dient, Kundengelder und die vorgenannten Sicherheitstoken gemeinsam zu speichern.

„Binance 8 ist eine Exchange Cold Wallet. Sicherheiten wurden zuvor irrtümlich in diese Wallet verschoben und auf der Seite des Proof-of-Collateral für B-Token entsprechend referenziert“, sagte ein Binance-Sprecher gegenüber Bloomberg. Er fügte hinzu: „Binance ist sich dieses Fehlers bewusst und ist dabei, diese Vermögenswerte auf spezielle Sicherheiten-Wallets zu übertragen.“

Was genau sind B-Token? (Vielleicht kann man diesen Abschnitt in Form einer Info-Box einfügen, die anders formatiert ist)

Digitale Vermögenswerte sind meist nur mit der Blockchain kompatibel, auf der sie programmiert und entwickelt wurden. Daher braucht es Möglichkeiten, um Kryptowährungen wie Bitcoin auch außerhalb ihrer “natürlichen Umgebung” verwenden zu können.

Binance prägt dazu eigene Versionen von Token, die von Drittanbietern stammen. Ether, USDT oder Tether werden im Wert von Milliarden Dollar geschaffen, um sie auf der BNB Smart Chain handelbar zu machen.

Um diese B-Token abzusichern, sollten sie durch eine separate und gesperrte Reserve der originalen Münzen gedeckt sein. Der Prozess benötigt in aller Regel kein Eingreifen der eigentlichen Schöpfer der Kryptomünzen.

Die Wallet, die als Aufbewahrungsort und Reserve für Binance-peg-Versionen der großen Kryptowährungen gedacht ist, wird auch als “Exchange Wallet” bezeichnet und soll eine schnelle und unkomplizierte Überprüfung der bereitgehaltenen Reserven sicherstellen.

Fehlt die Trennung von Kundengeldern, macht das eine Überprüfung der Höhe der eigenen Reserve schwierig und kann zu großen Problemen führen, wenn Rücknahmeanträge für die geprägten B-Token gestellt werden sollten.

Der Binance-Sprecher sagte hierzu, dass die Guthaben der Nutzer „1:1 gesichert wurden und weiterhin gesichert werden“.

Trotz der Bemühungen, sich als kritikfähig und engagiert zu zeigen, gab der Unternehmenssprecher nicht bekannt, wann das Problem mit der Binance 8 Wallet festgestellt wurde.

Die Causa FTX ist längst noch nicht vergessen

Die Frage, wie Kryptounternehmen ihre, beziehungsweise die Reserven ihrer Kunden, verwalten, ist von besonderer Brisanz. Das gilt umso mehr, nachdem im Zuge des Zusammenbruchs von FTX, der bis dato zweitgrößten Börse, Details über deren zweifelhafte Geschäftspraktiken bekannt wurden.

Diese hatte unter der Leitung von Sam Bankman-Fried dem Schwesterunternehmen Alameda Research freien Zugang zu Kundengeldern ermöglicht. Alameda hatte damit hochspekulative Geschäfte finanziert, wie aus zahlreichen zwischenzeitlich erschienenen Medienberichten hervorgeht.

Verständlicherweise sind Anleger spätestens seit den vorgenannten Enthüllungen ganz besonders auf die Sicherheit ihrer Kryptowerte bedacht. Diese Entwicklung fand ihren vorläufigen Höhepunkt, als bekannt wurde, dass FTX die Auszahlung von Guthaben ausgesetzt hatte und Kunden massenweise ihre Gelder abzogen. Der Vorgang wird heute von einigen Beobachtern als der erste digitale Bank Run bezeichnet.

Die nachfolgende Vertrauenskrise führte dazu, dass die Krypto-Handelsplattformen sogenannte Proof-of-Reserve-Berichte (PoR) offenlegen, um zu signalisieren, dass die Gelder der Kunden bei ihnen sicher seien. So tat es auch Binance und war fortan bemüht, maximale Transparenz zu signalisieren. Der CEO Chanpeng Zhao (CZ) macht seitdem mit Rufen nach einer Regulierung der Branche auf sich aufmerksam.

Aber derartige Offenlegungen sind nicht mehr als Momentaufnahmen. An die Anforderungen an einen Finanzbericht, wie ihn beispielsweise DAX-Unternehmen vorlegen müssen, reicht ein PoR bei weitem nicht heran. Es fehlen unter anderem Informationen zu Verbindlichkeiten des Unternehmens, was eine Beurteilung der Finanzkraft unmöglich macht.

Analyst von Nansen Research spricht von “unvollständigen, symbolischen Gesten zur Transparenz”

Andrew Thurman, Analyst bei der Krypto-Analyse-Plattform Nansen Research, sagte gegenüber Bloomberg News, dass das zunehmende Wissen über die Arbeitsweise der großen Börsen bei den Anlegern große Auswirkungen haben könnte. Es könnte, seiner Meinung nach, dazu führen, dass Fehler, wie der, den Binance nun eingestehen musste, künftig früher und häufiger entdeckt werden.

Thuman fügte hinzu: „Das passiert, wenn man selbst unvollständige, symbolische Gesten zur Transparenz wie Proof of Reserves mit einer wachsenden Armee von Beobachtern kombiniert, die sich mit der Chain auskennen.“

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Christian Becker

Christian Becker ist Journalist von Beruf, seit ein paar Jahren ist er aber spezialisiert auf Kryptowährungen und Kursanalysen von Aktien bei Kryptoszene.de tätig. Er hat hauptberuflich bei IsarGold GmbH als Journalist und Analyst gearbeitet und schrieb auch regelmäßig für Kryptoszene.de, indem er Charts von Kryptowährungen und Aktien analysierte. Im März 2020 entschloss er sich weiterhin freiberuflich aber in Vollzeit bei Kryptoszene.de anzufangen und ist bis jetzt als einer der Hauptautoren und Redakteuren hier tätig.

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