- Microsoft erklärt OpenAI sowohl zum Partner als auch zum Konkurrenten: In einem Bericht bei der SEC bezeichnet Microsoft OpenAI gleichzeitig als strategischen Partner und Rivalen.
- Untersuchungen der Wettbewerbsbehörden: In den USA, Großbritannien und der EU laufen Untersuchungen wegen möglicher wettbewerbswidriger Praktiken zwischen Microsoft und OpenAI.
- Finanzielle Beziehungen und Investitionen: Microsoft investierte 2019 eine Milliarde Dollar in OpenAI und später weitere 10 Milliarden Dollar, was exklusive Hosting-Rechte und frühen Zugang zu GPT-4 ermöglichte.
- Chancen und Herausforderungen: Die Partnerschaft birgt Potenzial zur Revolutionierung der KI-Nutzung, aber auch Bedenken bezüglich der Wettbewerbsbedingungen.
Microsoft und OpenAI: Partner und Rivalen
Microsoft und OpenAI stehen derzeit im Mittelpunkt von Untersuchungen der Wettbewerbsbehörden in den USA und der EU. Der Technologiegigant Microsoft hat in seinem Bericht bei der US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) eine interessante Darstellung seiner Beziehung zu OpenAI geliefert, die die Dynamik zwischen Partnerschaft und Konkurrenz beleuchtet.
In einem kürzlich eingereichten Bericht, dem sogenannten Form 10-K, beschreibt Microsoft seine finanzielle Leistung und Bedingungen und bezeichnet OpenAI sowohl als strategischen Partner als auch als Rivalen. Diese Dualität in der Beziehung spiegelt sich in mehreren Passagen des Dokuments wider. Während Microsoft zahlreiche Konkurrenten, darunter Apple und Nintendo, auflistet, wird OpenAI als einziger strategischer Partner hervorgehoben. Insgesamt gibt es im Bericht 72 Erwähnungen von „Partner“ oder „Partnerschaft“, wobei OpenAI die einzige namentlich genannte Partnerschaft ist.
Microsoft viewing OpenAI as a major strategic partner, giant customer, and competitor this early on will be a case study for the ages. pic.twitter.com/m28WBf1kC3
— Suhail (@Suhail) August 1, 2024
Eine solche Darstellung ist besonders bemerkenswert angesichts der laufenden Untersuchungen zur Wettbewerbssituation der beiden Unternehmen. Microsoft und OpenAI werden in Großbritannien, den USA und der EU wegen ihrer strategischen Partnerschaft auf mögliche wettbewerbswidrige Praktiken hin untersucht. Die Beziehung weist eben viele Merkmale einer großen Technologiefusion auf, jedoch ohne eine vollständige Übernahme.
Die Geschichte der Partnerschaft
Im Juli 2019 investierte Microsoft wie bereits erwähnt eine Milliarde Dollar in OpenAI und wurde damit zum alleinigen Cloud-Anbieter für das Unternehmen. Die Investition sicherte Microsoft die exklusiven Rechte, ChatGPT zu hosten, lange bevor der Dienst offiziell gestartet wurde. Als ChatGPT schließlich auf den Markt kam, investierte Microsoft weitere 10 Milliarden Dollar. Dadurch erhielt Microsoft frühzeitigen und teilweise exklusiven Zugang, um GPT-4 in seine eigenen Dienste wie „Copilot“ und „Bing“ zu integrieren.
2023 erlebte OpenAI dann eine turbulente Phase, in der CEO und Mitbegründer Sam Altman kurzzeitig abgesetzt wurde und sich Änderungen im Vorstand ergaben. Während Altman abwesend war, bot Microsoft an, ihn und andere OpenAI-Mitarbeiter, die entlassen wurden oder bereit waren zu wechseln, zu übernehmen und ihnen eine eigene Abteilung innerhalb des Unternehmens zu geben. Altman kehrte schließlich als CEO zurück, und Microsoft erhielt einen Beobachterplatz im OpenAI-Vorstand, den es jedoch acht Monate später wieder aufgab.
Wettbewerbsrechtliche Untersuchungen
Die Wettbewerbsermittlungen gewannen Ende 2023 und Anfang 2024 an Fahrt, als die UK und die EU entsprechende Untersuchungen einleiteten. Im Juni 2024 begannen auch das US-Justizministerium und die Federal Trade Commission formelle Ermittlungen gegen Microsoft, Nvidia und OpenAI wegen Bedenken hinsichtlich der Dominanz der drei Unternehmen in der KI-Branche.
OpenAI in Microsofts Ökosystem
Microsoft hebt in seinem Bericht auch die Vorteile seiner Partnerschaft mit OpenAI hervor. Als exklusiver Cloud-Anbieter von OpenAI betreibt Azure alle Workloads von OpenAI und beschleunigt deren Forschung durch spezialisierte Supercomputing-Systeme. Microsoft bietet zudem eine hybride Infrastruktur mit integrierten Sicherheits-, Compliance-, Identitäts- und Managementfunktionen, die den realen Bedürfnissen und sich entwickelnden regulatorischen Anforderungen von Kunden und Unternehmen gerecht werden.
Azure ist die Cloud-Plattform von Microsoft und konkurriert ihrerseits mit Unternehmen wie Amazon, Broadcom, Google, IBM, Oracle und Open-Source-Angeboten. Microsofts Wettbewerbsvorteil liegt in der Bereitstellung einer hybriden Cloud, die die Integration bestehender Rechenzentren mit der öffentlichen Cloud ermöglicht.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten für die „Parterschaft“
Die Partnerschaft zwischen Microsoft und OpenAI birgt also sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Microsoft hat bereits bedeutende Fortschritte bei der Integration von OpenAI-Modellen in seine Produkte gemacht, darunter Consumer- und Enterprise-Lösungen. Die Kombination von Microsofts umfangreicher Infrastruktur und OpenAIs fortschrittlichen KI-Modellen hat das Potenzial, die Konkurrenz eindeutig abzuhängen und die Entwicklung von KI entscheident zu beschleunigen.
Enge Beziehungen zwischen Microsoft und OpenAI könnten die Konkurrenzsituation im KI-Bereich jedoch so negativ beeinträchtigen, dass die laufenden Untersuchungen der Wettbewerbsbehörden durchaus auch zu ihrem Nachteil ausgehen könnten. Es bleibt daher nur abzuwarten, wie sich diese Untersuchungen entwickeln und welche Auswirkungen sie auf die Partnerschaft haben werden.
Fakt ist jedoch, dass beide Unternehmen Vorstöße in Sachen künstlicher Intelligenz und der Integration selbiger in den Alltag stark beschleunigen, was wiederum auch anderen KI-Unternehmen und neuen KI-Kryptowährungen zum Vorteil gereichen könnte.