Der Wirecard Aktienkurs bricht am Donnerstag um bis zu 66 Prozent ein. Die Rechnungsprüfer verweigern den Segen für den Jahresabschluss, das Unternehmen mit Sitz bei München sieht sich wiederum als Opfer eines „gigantischen Betrugs„. Eigentlich beabsichtigte Wirecard, den Jahresabschluss 2019 heute Vormittag vorzulegen.
Zwischenzeitlich notierte die Wirecard Aktie bei 35 Euro. Am Abend zuvor mussten Anleger noch dreistellige Summen begleichen, um das Aktiendepot mit dem DAX-Wertpapier zu bestücken. Die Vorlage der Geschäftszahlen des vergangenen Jahres wurde bereits zuvor drei Mal verschoben. Nun vertröstet der Tech-Konzern die Anleger erneut.
Wirecard News sorgt für Entsetzen unter Aktionären
Die Abschlussprüfer Ernst & Young informierten – so die Argumentation von Wirecard – das Unternehmen darüber, dass über die Existenz von zu konsolidierenden Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro noch keine Prüfungsnachweise erlangt werden konnten. Zudem bestünden Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden.
Die Nachricht führte zu erheblichen Turbulenzen auf dem Börsen-Parkett. So war das Handelsvolumen der Wirecard Aktien bereits um 13 Uhr fünf Mal so hoch wie am gesamten Mittwoch.
Der Zahlungsdienstleister sieht sich unterdessen als Opfer. Wirecard stellte Strafanzeige gegen unbekannt. Seit nunmehr mehreren Monaten kommt der Konzern nicht zur Ruhe. Erst unlängst schaltete sich die Bafin ein, die gegen Vorstandschef Braun sowie drei Vorstandskollegen ermittelt. Der Vorwurf: Verdacht auf Markt-Manipulation.
Wirtschaftsexperten sprechen von „Gau“
Christian Strenger, seines Zeichens Experte für Unternehmensführung, sieht Wirecard in der Pflicht, nun alle offenen Fragen zu klären. Gegenüber der „Wirtschafts Woche“ äußerte er, dass umgehend ein Sondergutachten beauftragt werden müsse. Es gelte, dringend zu klären, „wer wann etwas wusste – und wer wen gegebenenfalls getäuscht hat. Dafür muss es Zugang zu allen Dokumenten geben„. Die erneute Verschiebung des Abschlusses sei nicht weniger als ein Gau.
Bereits bis dato handelte es sich bei Wirecard um das volatilste DAX-Wertpapier. Im Angesichts der aktuellen Situation dürfte die Schwankungsanfälligkeit der Wirecard Aktien noch weiter zunehmen.