Die Löschung dienstlicher Nachrichten von Ex-SEC-Chef Gary Gensler sorgt in Washington für politischen Sprengstoff. Ein Bericht des Office of Inspector General (OIG) deckt auf, dass über einen gewissen Zeitraum die SMS-Kommunikation des einst mächtigsten Finanzregulators der USA verloren ging – ausgerechnet in der Zeit, in der die Behörde mit aller Härte gegen Krypto-Unternehmen wie etwa Coinbase vorging. Nun steht die SEC selbst im Fokus: Der US-Kongress hat eine Untersuchung eingeleitet, während Coinbase eine richterliche Anhörung zur mutmaßlichen Dokumentenvernichtung erzwingt.

  • OIG-Bericht: Dienstliche SMS von Ex-SEC-Chef Gary Gensler wurden gelöscht – der US-Kongress ermittelt.
  • Vier republikanische Ausschusschefs erhöhen den Druck auf die SEC und verlangen Aufklärung zur internen Recordkeeping-Panne.
  • Coinbase erzwingt eine Anhörung am 8. Oktober – im Fokus steht mögliche Dokumentenvernichtung bei der Behörde.
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Gary Gensler löscht Textnachrichten

Ein interner Bericht des Office of Inspector General (OIG) der US-Börsenaufsicht SEC hat es schwarz auf weiß festgehalten: Nahezu ein Jahr an dienstlichen Textnachrichten des damaligen SEC-Vorsitzenden Gary Gensler ist weg – gelöscht durch eine Kette vermeidbarer IT-Fehler. Der Befund füttert im Kongress den Vorwurf eines doppelten Standards: Während die SEC Finanzhäuser wegen Dokumentationslücken zur Kasse bat, versagte ausgerechnet die eigene Behörde bei der Aktenführung. Vier republikanische Ausschussvorsitzende haben nun eine Untersuchung eingeleitet und SEC-Chef Paul Atkins offiziell in die Pflicht genommen.

Was der OIG wirklich fand

Der OIG-Report Nr. 587 datiert auf den 3. September 2025 und dokumentiert detailliert, wie zwischen dem 18. Oktober 2022 und dem 6. September 2023 Genslers Textnachrichten verloren gingen. Auslöser war die im August 2023 eingeführte automatisierte 45-Tage-Wipe-Policy; Genslers Smartphone galt fälschlich als „inaktiv“. Beim Versuch, das Gerät am 6. September 2023 wiederherzustellen, setzten Mitarbeiter es werksseitig zurück – ohne vorheriges Backup. Ergebnis: permanente Löschung nahezu sämtlicher SMS in dem Zeitraum. Der OIG hebt zudem hervor, dass Protokolle nicht vorlagen, eine Aufarbeitung dadurch erschwert wurde und die SEC später behördenweit Textnachrichten deaktivierte (mit Ausnahmen) sowie die National Archives (NARA) über potenziellen Aktenverlust informierte.

Jetzt ermittelt der Kongress – vier Vorsitzende machen Druck

Am 30. September 2025 informierten vier republikanische Vorsitzende des House Financial Services Committee via Pressemitteilung – French Hill, Ann Wagner, Dan Meuser und Bryan Steil – den amtierenden SEC-Chair Paul Atkins in einem Schreiben über eine aufsichtsrechtliche Untersuchung. Der Brief verweist explizit auf die OIG-Feststellungen: Das Mobile-Device-Management markierte Genslers Telefon ab 6. Juli 2023 als offline, 62 Tage lang passierte nichts; obwohl die neue Wipe-Policy am 10. August aktiviert war, erfolgte der Löschvorgang erst am 6. September – danach setzte die IT zusätzlich ein Factory-Reset, der die Wiederherstellung verhinderte. Die Abgeordneten betonen außerdem, die SEC habe im Haushaltsjahr 2023 „mehr als 400 Mio. US-Dollar“ von Instituten wegen Recordkeeping-Verstößeneingezogen – während die eigenen Systeme gravierende Lücken aufwiesen. Diese Asymmetrie solle nun parlamentarisch aufgearbeitet werden.

Auch Coinbase zwingt die SEC vor Gericht

Parallel bahnt sich juristischer Druck für die SEC an. Paul Grewal, Chefjurist von Coinbase, teilte am Dienstag mit, ein Bundesgericht habe alle Parteien für den 8. Oktober einbestellt, um die Dokumentenvernichtung durch die „Gensler-SEC“ zu thematisieren; sie steht im Kontext der Discovery-Streitigkeiten zwischen Coinbase und der SEC. Sollte das Gericht Anhaltspunkte für Aktenvernichtung sehen, wären sanktionsähnliche Maßnahmen bis hin zu Beweisvermutungen gegen die SEC denkbar.

Warum das für Krypto relevant sein könnte

Der gelöschte Nachrichtenzeitraum überlappt mit der aggressivsten Krypto-Phase der Gensler-Jahre – von FTX-Kollaps bis zu breiten Enforcement-Wellen gegen Börsen und Projekte. Unabhängige Auswertungen zeigen, dass die SEC unter Gensler deutlich über 100 krypto­bezogene Maßnahmen initiierte; 2023 war ein Rekordjahr, 2024 folgten 33 weitere Fälle.

Genau hier setzt die Kritik an: Wenn substanzieller SMS-Verkehr zwischen Gensler, Kommissaren und Top-Beamten verloren ist, schneidet sich das im Bezug auf TransparenzFOIA-Antwortfähigkeit und die Beweislage in laufenden Verfahren. Der OIG-Bericht bestätigt, dass die SEC die gesamte betroffenen Nachrichten nicht mehr bestimmen kann, was im Übrigen über den Einzelfall hinaus auf starke strukturelle Defizite in der digitalen Aktenführung widerspiegelt.

Politischer Kontext: Kurswechsel unter Atkins

Politisch fällt die Affäre in eine Neuausrichtung der Behörde. Paul S. Atkins wurde im April 2025 zum SEC-Vorsitzenden vereidigt; seitdem betont er einen „leichtfüßigen“ Regulierungsansatz und arbeitet an Rücknahmenfrüherer Initiativen. In einigen Interviews kritisierte Atkins starre Berichtspflichten und versprach Entlastungen – ein klarer Bruch mit dem Gensler-Kurs.

Aus Branchensicht ist das relevant, weil bereits im Sommer Gesetzesinitiativen wie der GENIUS Act Rückenwind für Stablecoins und digitale Assets gebracht haben. Mehr Hintergründe zu Atkins’ Richtungswechsel und den US-Reformen findet ihr in unserer Berichterstattung zur Agenda des neuen SEC-Chefs und der Krypto-Woche im Repräsentantenhaus.

Einordnung

Juristisch ist die Lage für die SEC heikel, aber nicht ausgemacht. Der OIG bescheinigt vermeidbare Fehler; er unterstellt keine Absicht. Politisch jedoch ist das verdammt dünnes Eis: Wenn die Behörde Unternehmen für Off-Channel-Kommunikation abmahnt, selbst aber Offiziellen-Traffic verliert, kratzt das am Vertrauen. Der Kongress-Brief setzt genau hier an, die Gerichtsanhörung am 8. Oktober liefert die Bühne für eine erste Belastungsprobe. Für die Krypto-Branche ist die Affäre zweischneidig: Einerseits könnte sie die Durchschlagskraft mancher SEC-Klagen mindern; andererseits bleibt der regulatorische Druck – wenn auch unter neuer Führung – hoch.

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Pia pro-investor-shield

Pia ist fasziniert von Web3 und Künstlicher Intelligenz. Mit ihrem geisteswissenschaftlichen Hintergrund liebt sie es, gesellschaftliche Trends aufzuspüren und den Zeitgeist zu hinterfragen. Früher war sie im Think Tank und Forschungszentrum der Frankfurt School of Finance tätig und hat dort als Bitcoin- und NFT-Talent am Frankfurt Blockchain Center mitgewirkt. Wenn sie nicht gerade schreibt oder über neue Technologien nachdenkt, ist sie gerne am Atlantik – am liebsten auf ihrem Surfbrett.

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