Die indische Zentralbank, Reserve Bank of India (RBI), hat jüngst einen Hackathon veranstaltet, um den Einsatz eines „Zentralbankwährungs-Retailer“ als digitales Zahlungsinstrument des Landes zu beschleunigen. Laut Quellen versuchen die Architekten des sogenannten CBDC-R-Systems, die Anzahl der Nutzer in nur drei Monaten auf eine Million anwachsen zu lassen und die Herausforderung eines offline-fähigen CBDC-R in Angriff zu nehmen. Wird das Projekt ein Erfolg, könnte dies ein Fingerzeig für die gesamte Branche werden. Erfahren Sie mehr in unserem Artikel.
Indien führt Zentralbankwährung ein
Seit 1. Dezember 2022 ist das CBDC Projekt der indischen Zentralbank nun am Laufen. Ursprünglich sollten lediglich 500.000 User aufgenommen werden, inzwischen wird jedoch publik, dass sich die Bank offenbar zum Ziel gesetzt hat, innerhalb von nur drei Monaten bis zu einer Million Nutzer für die digitale Währung zu gewinnen. Bislang nahmen rund 100.000 Verbraucher teil.
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„Da Indien die global größte Bevölkerung hat, gehen wir davon aus, dass wir den Meilenstein von einer Million Nutzern leicht erreichen werden“, zitiert Coindesk eine Quelle.
Die Zentralbankwährung ist so konzipiert, dass sie mehr Transparenz und Einfachheit für Verbraucher gewährleistet, während sie gleichzeitig Sicherheit bieten soll. Es wird erwartet, dass die neue digitale Währung auch schnellere und einfachere Überweisungen ermöglicht, insbesondere für User, die bisher keinen Zugang zu Bankdienstleistungen hatten.
Im Rahmen der indischen Krypto-Offensive werden verschiedene CBDC-Pilotprojekte sowohl für Privatkunden als auch für Großkunden durchgeführt. In mindestens 15 Städten sind Verbraucher aktiv beteiligt, und mehr als 13 Banken sind integriert.
Hackathon soll weiterhelfen
Um eine schnelle Adaption der CBDC-Währung voranzutreiben, hat die Reserve Bank of India kürzlich einen Hackathon angestoßen. Der Hackathon namens Harbinger 2023, der Anfang Februar startete und noch bis Mitte August laufen soll, war offen für Einzelpersonen, Teams und Vereinigungen aus dem Finanzsektor. Die Teilnehmer erhalten hier die Möglichkeit, ihre Ideen und Lösungen bezüglich CBDC und Zahlungsdienstleistungen vorzustellen und zu diskutieren. Auf der offiziellen Website heißt es hierzu:
HARBINGER 2023 zielt darauf ab, Lösungen und/oder Geschäftsmodelle zu identifizieren und zu ermöglichen, die das Potenzial haben, digitale Finanzdienstleistungen zugänglicher, effizienter, gesetzeskonformer und effektiver zu machen, die Erfahrung der Nutzerinnen und Nutzer zu bereichern und gleichzeitig die Technologien zu erforschen, die die Systeme robuster und skalierbarer machen können.
Die Teilnehmer können an vier verschiedenen Themen arbeiten, nämlich der Erforschung schnelleren Transaktionen (TPS), der Anwendung von digitalen Banking-Technologien und Zahlungsdienstleistungen, der Förderung über die CBDC-Use-Cases und die Evaluierung von RegTech Compliance.
Alle Teams präsentierten ihre Ideen und Lösungen dann im Sommer vor einer Expertenjury. Für die Gewinner winken ₹ 40.00.000 in jeder der Problemstellung-Kategorien.
Nach dem Hackathon wolle die RBI alle Ideen und Lösungen in Betracht ziehen, um die Entwicklung ihrer CBDC zu beschleunigen und zu verbessern. Durch die Veranstaltung sollen entsprechend viele Ideen und Lösungen gesammelt und diskutiert werden, die zu einer schnelleren Einführung der Zentralbankwährung beitragen sollen.
Die Kombination einer Verbesserung der Skalierbarkeit, die Erhöhung der Transaktionen pro Sekunde und Lösungen für Offline-Transaktionen wird dabei als große Herausforderung gesehen: „Das ist eine fast unmögliche Dreifaltigkeit. Bislang kann man zwei Ziele erreichen, aber nicht das dritte“, so eine weitere Quelle. „Hoffentlich wird dieses Problem bald durch technologische Innovationen gelöst“.
Vorbildfunktion für G20?
Indiens digitale Rupie war offenbar auch im internationalen Kontext bereits Gegenstand großen Interesses. Beim jüngsten Treffen der Gruppe der 20 (G-20), das Indien in Bengaluru veranstaltete, sagte RBI-Boss Nirmala Shaktikanta auf einer Pressekonferenz:
„Ein hochrangiger Vertreter des internationalen Finanzsektors ging sogar so weit, das Design unseres CBDC zu loben und fügte hinzu, dass das Einzige, was er im CBDC vermisse, der Geruch der neuen Währung sei“.
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Es wurde auch angekündigt, dass der RBI ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum einrichten wird, um die Realisierung der neuen digitalen Währung zu unterstützen. Die RBI betonte, dass die Zentralbankwährung zu jeder Zeit durch sorgfältige Prüfung und Überwachung sicher bleiben wird. Hierbei geht es also nicht um Coins, die explodieren werden. Indien erhofft sich vielmehr von seiner CBDC, dass sie das Wirtschaftswachstum des Landes unterstützen und die finanzielle Inklusion verbessern kann. Entsprechend soll noch im April ein Zusammentreffen verschiedener Nationen stattfinden, die das Thema Kryptowährung explizit diskutieren sollen. So dürfte auch auf der Agenda stehen, wie man einen offiziellen Online Broker Test im dezentralen Kryptomarkt etablieren könnte.
Wird das Projekt Erfolg tragen?
Das ehrgeizige Vorhaben stellt Experten vor eine Reihe von Herausforderungen. Ob es erfolgreich sein wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Ein digitales Währungssystem, das Offline-Transaktionen erleichtern kann, wird trotzdem als eine Möglichkeit gesehen, die finanzielle Inklusion in Schwellenländern wie Indien zu verbessern.
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So hofft die RBI insbesondere, Offline-Transaktionen durchführen zu können, indem sie den Einsatz von Wearables, Debit- und Kreditkarten, Bluetooth-Technologie und Smartphones testet. Ein weiteres wichtiges Anliegen der RBI ist das Risiko der Doppelverwendung. Mehr als 50 Vorschläge wurden bis zum 24. März bei der RBI eingereicht, um das Problem der Offline-Transaktionen zu lösen, so eine Quelle.
Die indische Zentralbank habe sich zudem mit privaten Unternehmen ausgetauscht, um Lösungen zur Verbesserung der Skalierbarkeit zu finden, auch wenn noch keine Partnerschaft mit prominenten Blockchain-Unternehmen eingegangen wurde. Ebenfalls gebe es bislang keinen konkreten Zeitplan für die Einführung einer umfassenden CBDC für den Einzelhandel. Bis Ende des Jahres soll dieser allerdings stehen.
Bis dahin könne man sich überlegen, wie man die Verbraucher über die digitale Rupie informieren möchte. Diese müssten den Wert der CBDC verstehen und wissen, wie man sie am besten nutzt. Hierfür wären eine breite Palette an Verbraucherinformationen notwendig. Auch hierzulande ist die Verwendung von Kryptowährungen nach wie vor oftmals unklar und viele Anleger wissen nicht, dass man etwa Bitcoin mit Paysafecard kaufen kann.