Das Trump-nahe DeFi-Projekt World Liberty Financial (WLFI) hat Wallets – darunter das von Tron-Gründer Justin Sun – gesperrt, nachdem On-Chain-Daten einen Transfer von 9 Mio. US-Dollar in $WLFI zeigten. Sun kontert mit Transparenz-Appell, WLFI verweist auf Nutzerschutz. Was wirklich passiert ist.
- WLFI sperrt 272 Wallets – inklusive Justin Sun – nach On-Chain-Transfers über 9 Mio. US-Dollar.
- Sun sagt Tokens seien „unreasonable frozen“, ruft WLFI zur Entsperrung auf.
- WLFI-Kurs seit Listing deutlich schwächer; Markt zweifelt an Governance.
Was ist passiert?
Am Donnerstag, 4. September, zeigte ein Beitrag des Datenanalysehaus Arkham auf X, dass die WLFI-Adresse von Tron Gründer, Justin Sun, nach einem Transfer von rund 9 Mio. US-Dollar in $WLFI auf die Blacklist 595 Mio. freigeschalteten WLFI-Token (ca. 107 Mio. US-Dollar zum Zeitpunkt der Meldung) auf die Blacklist gesetzt wurde.
Sun widerum hat via X öffentlich gemacht, dass seine Token „unreasonably frozen“ seien und forderte die Entsperrung. Das Listing von WLFI begann Anfang der Woche; seither gab es einen deutlichen Kursrückgang. Wer stattdessen auf etabliertere Assets setzt, findet praktische Einstiege in unseren Leitfäden zu Bitcoin kaufen sowie Ethereum kaufen.
JUST IN: JUSTIN SUN’S ADDRESS BLACKLISTED FOR TRANSFERRING $9M $WLFI pic.twitter.com/O25281D7mi
— Arkham (@arkham) September 4, 2025
Suns Antwort: Token seien “unverhältnisgemäß gesperrt”
Sun adressierte sein Anliegen direkt an das WLFI-Team auf X. Er betonte, als Frühinvestor die gleichen Rechte zu erwarten wie andere Teilnehmer und forderte Fairness, Transparenz und Vertrauen – ohne Käufe/Verkäufe seinerseits, wie er ergänzte.
To the World Liberty Financials team and the global community,
As one of the early major investors in World Liberty Financials, I have contributed not only capital but also my trust and support for the future of this project. My goal has always been to grow alongside the team…
— H.E. Justin Sun 👨🚀 (Astronaut Version) (@justinsuntron) September 5, 2025
Vorwürfe und Kritik gegenüber Sun
Gleichzeitig kursierten in sozialen Medien aber auch Vorwürfe gegen Sun: Der Analyst Quinten François schrieb auf X, sollte Sun WLFI-Token über HTX-Nutzer mittels „20 % APY“ eingesammelt und dann vor dem Vesting verkauft haben, sei eine Sperre gerechtfertigt.
If Justin sun really lured in WLFI tokens from HTX users with a 20% APY to lock them, and then sell them to get out of ‘his’ own position while they’re still unvested, then he deserves to get his account frozen.
Especially if just 2 days ago he said that he wouldn’t sell any of…
— Quinten | 048.eth (@QuintenFrancois) September 4, 2025
WLFI erklärt öffentlich “Kein Bann für normale Marktteilnahme“
Am 5. September veröffentlichte WLFI eine Thread-Erklärung: 272 Wallets seien in den vergangenen Tagen gesperrt worden, überwiegend wegen Phishing/Kompromittierungen, um „rechtmäßige Besitzer“ zu schützen. Wörtlich heißt es außerdem: ”Wir blacklisten nicht für normale Marktteilnahme.“
2/
Over the past few days, 272 wallets were blacklisted. This is a very small segment of total holders and was done solely to prevent harm while we investigate and help impacted users.— WLFI (@worldlibertyfi) September 5, 2025
Hat Sun den Kursrutsch ausgelöst?
Wesentlich für die Bewertung ist der Zeitpunkt von Suns Transaktionen im Verhältnis zur Kursbewegung. CoinDesk verweist auf Nansen-Daten: Suns 50 Mio. WLFI (rund 9,2 Mio. US-Dollar) wurden nach der steilsten Abwärtsbewegung transferiert – damit folgte die Aktivität dem Rutsch, aber sie löste ihn nicht aus. Auch Nansen-Gründer Alex Svanevik schrieb auf X, eine Zeitstempel-Prüfung stütze diese Sicht.
Zwar sind mehrere ausgehende Transaktionen von Sun dokumentiert, doch Suns eigene Aussage, es habe sich um Einzahlungs-/Dispersionstests gehandelt, bleibt bislang weder widerlegt noch belegt. Unstreitig ist: Eine Sperrfunktion im Smart Contract ermöglicht es WLFI, Adressen zu blockieren – was den Zentralisierungs-Trade-off des Projekts offenlegt.
Kursreaktion: Abwärtsfahrt
Rund um die Blacklist-Meldung fiel der WLFI-Kurs zunächst zweistellig; bereits zuvor hatte der Markt seit dem Debüt spürbar nachgegeben. Noch immer notiert der Kurs auf knapp 40 Prozent unter dem Handelsstart am 01. September.
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Governance unter der Lupe: Dezentralisierung wo?
Der Fall befeuert die Debatte, wie „dezentral“ DeFi-Protokolle sind, die Blacklist-/Freeze-Funktionen behalten. Wo TradFi Rechtsabteilungen braucht, genügt im Zweifel ein Function Call. Diese Eingriffsmacht kann Nutzer schützen; aber auch Vertrauen kosten, wenn Begründung und Prozess intransparent sind.
Außerdem stellt sich die Frage der rechtlichen Notwendigkeit solcher Blacklists: Ohne regulatorische Pflicht bleibe die Frage, weshalb ein Projekt unilateral sperrt.
Einordnung für Anleger:innen: Risiken, Chancen – und was jetzt zählt
Kurzfristig hängt viel an WLFI-Kommunikation, Audit-Transparenz und daran, ob das Team prüfbare Kriterien für Sperren offenlegt. Mittel- bis langfristig entscheidet Governance-Qualität – also, ob Eigentumsrechte und Protokoll-Eingriffe klar geregelt und on-chain nachvollziehbar sind.
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