Die Zollbehörde erhielt viele Hinweise, gab jedoch nur einige wenige Verdachts-Meldungen weiter. Dies geht aus Recherchen von NDR und SZ hervor. Demnach habe die Anti-Geldwäsche-Einheit des Zolls, die FIU, dutzende Hinweise auf möglicherweise strafbare Handlungen von Wirecard-Mitarbeitern nicht an die Strafverfolgungsbehörden weitergegeben.
Die FIU erhielt rund 1.000 Meldungen im Zusammenhang mit der Wirecard-Bank. Diese standen im Zusammenhang zu Straftaten wie Bilanzfälschung, Betrug, Untreue, Insiderhandel sowie Marktmanipulation. Hiervon sei nur ein Bruchteil an das Bayerische Landeskriminalamt weitergegeben worden.
Wirecard im Fokus der Ermittler
Ein Sprecher der Zollbehörde bestätigte indes, dass inzwischen zwar 50 Meldungen zu verdächtigen Handlungen weitergereicht wurden – ein Großteil hiervon allerdings erst nach Bekanntwerden des Skandals. Zuvor seien hingegen lediglich zwei Anzeigen eingegangen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft betonte.
Fabio De Masi, seines Zeichens Linkspartei-Politiker im Bundestag, sagte gegenüber NDR und SZ, dass die FIU „eine sicherheitspolitische Zeitbombe“ sei.
Der DAX-Konzern räumte inzwischen Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro ein. Zahlreiche Akteure sehen sich dieser Tage erheblichen Vorwürfen ausgesetzt. Auch die Bundesregierung befindet sich in Erklärungsnot. Zentrale Fragen sind, wann die Regierung von den Unregelmäßigkeiten bei Wirecard wusste, und ob sie gegebenenfalls zu wenig dagegen unternommen hat.
Wirecard Aktien Kursentwicklung im Überblick
Innerhalb der letzten 6 Monate büßten die Wirecard Aktien 96,86 Prozent an Wert ein. Nichtsdestotrotz wird das Wertpapier nach wie vor gehandelt. Allerdings hauptsächlich von Spekulanten, welche sich die hohen Tagesvolatilitäten zunutze machen möchten. Zuletzt ging es jedoch vor allen Dingen bergab: im Wochenrückblick verloren die Aktien des Zahlungsdienstleisters 15,14 Prozent an Wert. Die Indizien sprechen für eine klassische Aushöhlung des Payment-Anbieters, so der aktuelle Stand.