Bundeskanzlerin Angela Merkel setzte sich auf einer Chinareise im vergangenen Jahr für Wirecard ein, obwohl das Kanzleramt bereits über Bilanz-Ungereimtheiten und Ermittlungen gegen Wirecard informiert war. Dies berichtete der „Spiegel“ am Dienstag. Demnach sprach die Bundeskanzlerin mit der chinesischen Staatsführung über den geplanten Zusammenschluss von Wirecard und dem Pekinger Unternehmen AllScore Payments.
Auf Spiegel-Nachfrage teilte das Bundesfinanzministerium am Dienstag mit, dass die Informationen der Exekutive bekannt waren: „Am 23. August 2019 hat das Bundesfinanzministerium auf Anfrage des Kanzleramts per E-Mail verschiedene Informationen zum Fall Wirecard weitergegeben„. Rund zwei Wochen später reiste die Kanzlerin nach Peking.
Das Nachrichtenmagazin betont, dass das Bundeskanzleramt nun einräumen musste, „dass Merkel persönlich für den umstrittenen Konzern aus Aschheim bei München im Reich der Mitte lobbyiert hat„.
Wirecard Ungereimtheiten
Zu jenem Zeitpunkt sei dem Bericht zufolge das Image von Wirecard schon stark angekratzt gewesen. Die Rückendeckung der Bundesregierung könnte hingegen dafür gesorgt haben, dass Investoren und Anleger dem DAX-Konzern so lange die Treue hielten. Den Einsatz Merkels für das Fintech-Unternehmen habe Karl-Theodor zu Guttenberg eingefädelt.
Auch für den Steuerzahler könnte die Causa Wirecard noch teuer werden. Da der Zahlungsdienstleister die Bilanz künstlich aufblähte, zahlte das Unternehmen zu hohe Steuern. Der Insolvenzverwalter wiederum werde aller Voraussicht nach in Bälde Steuerrückforderungen in Millionenhöhe stellen.
Wirecard Aktien Kursentwicklung im Überblick
Obgleich die Wertpapiere des Unternehmens mit Sitz bei München extrem an Wert einbüßten, und bereits ein Insolvenzantrag einging, werden die Wirecard Aktien nach wie vor gehandelt. Innerhalb der letzten Woche verringerte sich der Börsenwert um 36,4 Prozent. Die Aktie ist inzwischen zum Spielball für Spekulanten geworden, die sich die hohe Volatilität zunutze machen möchten.
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