Der Zahlungsdienstleister Wirecard wirtschafte bereits seit 15 Jahren defizitär. Dies berichtete das „Handelsblatt“, unter Berufung auf einen ehemaligen Vorstand. Diese habe dem Aufsichtsratsvorsitzenden ab 2008 darüber informiert, dass die Zahlen nur durch „massive Eingriffe in die Buchhaltung zustande kamen„. Auch Konkurrenten Mastercard und Visa seien bereits seit langem alarmiert gewesen.
Der ehemalige Vorstand – welcher anonym bleiben möchte – betont, dass es bei Wirecard nur um eines ging: eine Story für die Kapitalmärkte zu produzieren. Er habe sich seit dem Austritt aus dem Unternehmen jahrelang gewundert, wie die Verantwortlichen so weitermachen können. Er wundere sich ferner, weshalb die Behörden nicht eingriffen.
Wirecards Machenschaften
Dem Bericht zufolge äußern zahlreiche ehemalige Wirecard-Mitarbeiter, dass sie und ihre Familien Drohungen ausgesetzt gewesen seien, als sie den Zahlungsdienstleister verließen. Einigen sei früh klar gewesen, dass Wirecard betrügt. „Es sei so viel Geld im Spiel gewesen, dass Ausgaben für das Ausspionieren und die Einschüchterung von Mitwissern oder Kritikern kleine Posten waren„.
Führungskräfte der Kreditkartengesellschaften Mastercard und Visa waren indes schon lange besorgt über die hohe Anzahl gestohlener Karten und rückgängig gemachter Zahlungstransaktionen. Der DAX-Konzern habe Glücksspieltransaktionen falsch kodiert und in hohem Maße gestohlene Karten gekauft und Transaktionen rückgängig gemacht.
Wirecard Aktien Kursentwicklung im Überblick
Im Wochen-Rückblick erhöhte sich der Preis der Wirecard Aktien um 18,5 Prozent. Innerhalb des letzten Monats schlägt der Zugewinn sogar mit 43,4 Prozent zu Buche. Nichtsdestotrotz notiert der Kurs auf äußerst geringem Niveau. Dies macht ein Vergleich mit einem weiter gefassten Zeithorizont deutlich. So notiert das Wertpapier 98,6 Prozent niedriger, als noch vor einem halben Jahr.