Mathias Klenk ist Entwickler und Investor in der Digitalbranche und Mitgründer von Passbase, einem Start-up, das Online Identifikation vereinfachen und absichern will. Im Interview spricht er über den Wert von Datensicherheit und Trends in der Digitalbranche.

Passbase möchte für die sichere Identifizierung im Internet sorgen und in diesem Jahr haben sich immer mehr Prozesse in die digitale Welt verschoben, wie etwa Online-Käufe. Hat Ihre Firma damit von der Coronakrise profitiert?

Ja, definitiv. Passbase ist nicht nur für den Online-Einkauf, sondern es hilft unseren Kunden, ihre Nutzer eindeutig zu identifizieren. Das ist natürlich einerseits in dem Betrugsaspekt im E-Commerce-Bereich relevant, aber wir haben auch viele Kunden aus anderen Bereichen: Krypto- und Fintech-Startups oder der Medizinbereich.

Überall, wo man also eindeutig wissen muss, wer die Person ist, helfen wir, diese zu identifizieren. Dadurch, dass viele Firmen sich jetzt schnell digitalisieren mussten, ist unser Produkt in den letzten Monaten zwangsläufig immer relevanter geworden. Dieses Jahr haben wir so unsere Anzahl an Kunden verzehnfacht.

Ist dieser Service auch für die Endkunden von Vorteil?

Ja, wir arbeiten an der Vision, dass die Leute am Ende ihre Daten kontrollieren können. Unser Unternehmen ist jetzt zwei Jahre alt; bisher haben wir uns hauptsächlich auf den Business-to-Business-Aspekt fokussiert. Allerdings haben wir unser System so aufgebaut, dass alle Leute, die identifiziert werden, auch rückschließen können, mit wem sie ihre Daten geteilt haben und entscheiden, ob sie diese weiterhin teilen. Das wird nächstes Jahr kommen.

Die höhere Online-Nutzung hat auch Fragen und Diskussionen rund um Datenschutz wieder auf. Sehen Sie diesen Aspekt in digitalen Entwicklungen besonders nachgefragt?

Ich glaube, dass mehr Firmen sich dahin gehend rechtfertigen müssen, wie sie mit den Daten umgehen. Zoom ist da ein Beispiel genauso wie Tiktok, wo es dieses Jahr ein großes Fragezeichen gab, was diese Firma mit den Daten ihrer Nutzer macht. In einer idealen Welt schaffen wir es in den nächsten Jahren, Gesetze aufzusetzen, die es dem Endnutzer einfacher machen, zurückzuverfolgen, was mit ihren Daten passiert und darüber zu entscheiden.

Es wird uns noch die nächsten Jahre beschäftigen, wie man das rechtlich macht und die Firmen dafür zur Rechenschaft zieht. Die DSGVO und der darauffolgende California Privacy Act waren erste Schritte in die Richtung und ich hoffe, dass es so auch weitergeht.

Was für eine Rolle spielt der Markt abgesehen von gesetzlichen Regelungen? Sind heute immer mehr Menschen dazu bereit, für Datenschutz auch Geld zu zahlen?

Es ist schwer, diesen Trend zurückzudrehen, weil viele der jüngeren Generationen es gar nicht gewohnt sind, für so etwas Geld auszugeben. Was ich eher sehe, ist, dass es langsam Start-ups gibt, die helfen, Klarheit über die Daten zu kriegen und Kontrolle zurückzugeben wie Passwortmanager und Datenscanner innerhalb dessen.

Ich selbst bin definitiv bereit, Geld für meinen Datenschutz auszugeben. Allerdings bereitet es mir Sorgen, wie unachtsam viele mit ihren Daten umgehen, denen es egal ist was Google und Facebook alles über sie wissen und die nicht zwei oder drei Schritte weiter denken.

Was meinen Sie mit zwei oder drei Schritten?

Dass nicht nur Käufe durch Werbeanzeigen, sondern auch Meinungen so beeinflussbar sind. Gerade sehr aktuell in den USA, wo ich bin, ist das in Hinblick auf Wahlen. Dass Leuten nicht mal bewusst wird, dass sie über eine gewisse Sache so denken, weil sie die ganze Zeit Anzeigen in diese Richtung gesehen haben, die Stimmungen und Meinungen machen. Das hat natürlich erheblichen Einfluss auf politische Themen und macht mir große Sorgen.

Datenschutz „Made in Germany“ wird teils schon als Wettbewerbsvorteil diskutiert. Bietet der deutsche Standort und Ursprung von Produkten tatsächlich besonderen Datenschutz?

Ich denke schon – hier bei den Amerikanern sehe ich oft Augenrollen, wenn es um europäischen Datenschutz geht, aber ich empfinde das als eine Form von Anerkennung, dass die Europäer es den Amerikanern schwer machen, wie sie mit den Nutzerdaten umgehen.

Für die Amerikaner ist das Muße, aber für uns Europäer eine Stärke. In dem Bereich kann Deutschland sehr stark sein und deutsche Start-ups können weltweit führen. Usercentrics aus München zum Beispiel fokussiert sich stark darauf.

Was für eine Chance bieten Ihnen die USA als zweiter Standort?

Wir haben das ganze produktinterne und technische Team in Berlin und in den USA hauptsächlich den Verkauf und die Unternehmensentwicklung. Für viele Firmen gibt unser europäischer Standort, die DSGVO-Konformität und unsere Selbstverpflichtung zu einem verantwortlichen Umgang mit den Nutzerdaten eine Sicherheit. Die Natur unseres Produktes ist ja auch, dass wir sehr sensible Nutzerdaten haben.

Sind diese digitalen Entwicklungen durch die Coronakrise ein langfristiger Trend oder wird sich einiges wieder zurückdrehen?

Bei manchen Industrien wird es wohl wieder zurückgehen: Wir werden wieder zum Arzt gehen, statt nur Telemedizin in Anspruch zu nehmen. Auch werden wir wieder in Läden gehen und uns nicht alles liefern lassen.

Viele Bereiche sind aber jetzt schon so digitalisiert, dass es kein Zurück gibt: Die heutigen Jugendlichen werden nicht mehr in eine Deutsche Bank-Filiale gehen, um dort ein Bankkonto aufzumachen. Sie sind es gewohnt, dafür ihr Smartphone zu nutzen und eine App runterzuladen. Dadurch werden auch wir langfristig ein gesundes Wachstum ziehen können.

Bietet die Coronakrise für digitale Entwicklungen durch die höhere Online-Nutzung eine Chance?

Ich investiere selbst auch in Start-ups, gerade solche in Bereichen, mit denen ich mich selbst auch beschäftige. Da gibt es definitiv Bereiche, die durch Corona beschleunigt worden sind und in denen es auch gut ist. Ein Bereich, der mich sehr interessiert, ist zum Beispiel alles im Bereich digitale Gesundheit, aber auch mentale Gesundheit, wie dort auch online Hilfe zur Verfügung gestellt werden kann.

Das ist ein Bereich, in dem sich noch viel entwickeln kann, auch in Richtung Analyse der Kommunikation. Genauso digitale Bildung.

Was sehen Sie für Neuerungen und Entwicklungen in der Digital-Branche?

Neben dem Gesundheitsbereich ist auch Biotech derzeit sehr spannend. Weiterhin gibt es auch in dem Fintech-Bereich viele Möglichkeiten, in den Nischen wo Gruppen aufgrund von unterschiedlichen Hindernissen noch nicht finanzieren.

Auch mein Bereich SaaS (Software as a Service) boomt ja schon seit Jahren und Produktivitäts-, Notizen- oder E-Mail-Apps sind weiterhin sehr stark am Wachsen.  Das sind aber weniger Investitionsmöglichkeiten im Aktienmarkt, sondern mehr im Startup-Bereich.

Vielen Dank für das Gespräch

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Steffen Bösweich

Steffen hat Medien, Politik und Kulturwissenschaft studiert und nebenher bereits erste Erfahrungen im Print-, Radio- und Hörfunkjournalismus gesammelt. Nach seinem Studienabschluss hat er seine Journalistenausbildung in einem Verlag für Wirtschaft & Sport absolviert. Dem Wirtschaftsjournalismus ist er auch bei seinen weiteren Tätigkeiten als Redakteur stets treu geblieben und verfügt inzwischen über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung.

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