Donald Trump hat nach dem Berufungsurteil gegen weite Teile seiner Zölle den Turbo gezündet: Die Regierung will eine beschleunigte Entscheidung des Supreme Court beantragen. Gleichzeitig hob er die Verlegung des US Space Command nach Huntsville (Alabama) aus der Taufe – ein politisch aufgeladenes Signal aus dem Weißen Haus. Bitcoin konnte zwischenzeitlich wieder die 111.000 US-Dollar-Marke erklimmen. Für Krypto-Anleger:innen zählt jetzt vor allem eines: Wie schnell klärt Washington die Zollfrage – und wie stark bleibt der Zinsdruck auf Risikoassets?
- Trump nennt das Zoll-Urteil eine „Emergency“ und will eine beschleunigte Entscheidung des Supreme Court – die Zölle bleiben vorerst bis 14. Oktober in Kraft.
- 30-jährige US-Rendite kratzt an 5 % – höchster Stand seit November 2023.
- Strategische Bitcoin-Reserve: Executive Order und warum für echte Zukäufe der Kongress gefragt ist.
- BTC zog nach der Pressemitteilung auf über 111.000 US-Dollar an.
Trumps “Emergency“ soll Zollurteil beschleunigen
Das Berufungsgericht hat große Teile von Trumps Zöllen als rechtswidrig eingestuft. Die Abgaben bleiben bis 14. Oktober bestehen; das Weiße Haus will nun eine „expedited“ Entscheidung des Supreme Court. Am Dienstag sprach Trump aus dem Overall Office von einer Dringlichkeitslage und warnte vor den möglichen Folgen einer Niederlage:
„Es ist eine sehr wichtige Entscheidung und, offen gesagt: Wenn sie die falsche Entscheidung treffen, wäre das verheerend für unser Land.“, verkündete er.
Die Formulierung unterstreicht die politische Zuspitzung – und erklärt, warum das Weiße Haus die Sache zur Chefsachemacht und auf eine beschleunigte Entscheidung drängt.Das Urteil stellt Trumps zentrale handelspolitische Waffe infrage, während die Regierung parallel alternative Rechtsgrundlagen sondiert.
Es ist nicht Trumps erster Konflikt: Ende August ordnete er die Abberufung der Fed-Gouverneurin Lisa D. Cook an, was Cook juristisch anfechtet; eine Entscheidung des Gerichts steht bislang aus. Die Lage bleibt politisch wie rechtlich an mehreren Baustellen weiterhin offen.
US-Renditen bei 5 Prozent
Die Rendite 30-jähriger US-Treasuries stieg auf rund 5 Prozent. Das ist der höchste Wert seit November 2023. Steigende Langfristzinsen bedeuten höhere Kapitalkosten, drücken Bewertungsmodelle von Wachstumswerten und belasten traditionell Risk-on-Assets – von klassischen Techaktien bis hin zu Krypto.
Für Bitcoin heißt das: Liquidität ist das Nadelöhr. Aber all das kann sich erst dann auflösen, sobald die Zollfrage und die Fed-Cuts mehr Sicht bieten.
*U.S. 30-YEAR TREASURY YIELD RISES TO 4.99%, HIGHEST SINCE NOVEMBER 2023
🇺🇸🇺🇸 pic.twitter.com/ZtuNe1EUuz
— Investing.com (@Investingcom) September 2, 2025
Strategische Bitcoin-Reserve: Was wirklich beschlossen ist – und was nicht
Fakt ist: Am 6. März 2025 hat das Weiße Haus per Executive Order die Strategic Bitcoin Reserve geschaffen – zunächst durch Zusammenführung bereits beschlagnahmter BTC; also keine neuen Käufe am Markt. Das Papier ordnet an, diese Bestände nicht zu verkaufen und budgetneutrale Optionen für einen Ausbau zu prüfen.
Kurz darauf erhielt eine interministerielle Arbeitsgruppe den Auftrag, Vorschläge für den breiteren Krypto-Rahmen zu liefern. Zukäufe im großen Stil wären politisch eine andere Hausnummer: Dafür schlägt Senatorin Cynthia Lummis vor, perspektivisch bis zu 1 Mio. BTC zu erwerben. Der Rechtsrahmen befindet sich jedoch im Verfahren, eine Mehrheit ist offen. Unterm Strich gilt: Die Reserve existiert zwar in der Theorie, noch ist aber nicht viel diesbezüglich in die Realität umgesetzt worden.
Was bedeutet das für Bitcoin und Co.?
Für kurzfristige Moves ist der Katalysator simpel: Politik + Zinsen. Sollte die Regierung zügig Klarheit schaffen und die Renditen von der 5-Prozent-Marke abrücken, verbessert das die Risk-on-Laune – BTC profitierte in den letzten 24 Stunden bereits mit einem Spike über 111.000 US-Dollar.
Wenn die Zollfrage und der Zinsausblick weiter ungelöst bleiben, dürfte es an den Märkten holpriger werden: Die Risiko-Laune nimmt ab und die Schwankungen an den Märkten nehmen möglicherweise wieder zu.
Grundsätzlich sprechen Faktoren wie ETF-Zuflüsse, on-chain Makrodaten via Chainlink/Pyth sowie die Einrichtung der Strategic Bitcoin Reserve zwar für ein positives Grundszenario. Doch kurzfristig gibt vor allem die Makrolage den Ton an. Wichtig werden die US-Arbeitsmarktdaten am 5. September und das nächste FOMC-Meeting am 16.–17. September.
Fazit
Washington gibt den Takt vor – die Märkte tanzen mit. Solange das Zollverfahren in der Luft hängt und die Langfristrenditen an der 5-Prozent-Marke kleben, bleibt Risk-On gedämpft und die Schwankungsbreite hoch. Klärt sich das Supreme-Court-Verfahren rasch und fallen die US-Renditen wieder etwas zurück, öffnet sich das Fenster für Risk-On; davon profitiert Bitcoin und Co. natürlich. So konnten wir direkt nach Trumps Statement den Anstieg auf 111.000 US-Dollar sehen.
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