- Plan B verkauft all seine Bitcoin
- Der Stock-to-Flow-Erfinder verabschiedet sich von der Selbstverwahrung und sagt „Hallo“ zu Bitcoin-ETFs
- Die Maxis sind aufgebracht: Finanzielle Souveränität vs. institutionelle Akzeptanz?
- Plan Bs Verteidigung: sind ETFs wirklich ein Widerspruch zur Bitcoin-Idee und was macht Microstrategy anders?
Es ist eine Nachricht, die die Bitcoin-Maxis komplett erschüttern und vom Glauben abfallen lässt: Plan B, einer der bekanntesten Bitcoin-Maximalisten und Schöpfer des bekannten Stock-to-Flow-Modells, hat seine gesamten Bitcoin-Bestände verkauft. Stattdessen setzt er nun auf Bitcoin-ETFs – eine Entscheidung, die gerade in der Bitcoin-Maxi-Szene für heftige Diskussionen sorgt. Während einige seinen Schritt nachvollziehen können, sehen andere darin die Abkehr von den fundamentalen Prinzipien von Bitcoin. Was steckt hinter diesem Sinneswandel? Und welche Konsequenzen könnte das für den Bitcoin-Sektor haben?
Der Mann hinter dem Stock-to-Flow-Modell
Plan B, der auf X stolze 2 Millionen Follower zählt und mit seinem Stock-to-Flow Modell eine große Stimme im Kryptospace ist, hat seine gesamten Bitcoin-Bestände verkauft. Statt auf Selbstverwahrung setzt er nun auf Bitcoin-ETFs. Er begründet seine Entscheidung mit Pragmatismus: Bitcoin-ETFs seien für ihn sicherer und einfacher zu verwalten als physische Bitcoin:
“Ja ich weiß, not your keys, not your coins, aber es ist so einfacher für mich […]. Ich bin wohl kein Maxi mehr.”
⚠️ Disclosure ⚠️
I have transferred my bitcoin to ETFs.
Yes I know, not your keys not your coins. But it is just easier for me to manage bitcoin the same way as equities and bonds. Also, not having to hassle with keys gives me peace of mind. I guess I am not a maxi anymore.
— PlanB (@100trillionUSD) February 15, 2025
Diese Aussage sorgte für einen riesigen Aufschrei in der Community. Während einige seinen Entschluss nachvollziehen können, sehen andere darin die Abkehr von den fundamentalen Prinzipien von Bitcoin. Hat sich Plan B von seiner eigenen Theorie verabschiedet?
Sein Stock-to-Flow-Modell (S2F) war über Jahre eine der populärsten Methoden, um den Bitcoin-Kurs vorherzusagen. Die Grundidee stammt aus der Rohstoffwelt: Je seltener ein Gut ist – also je höher das Verhältnis zwischen verfügbarem Bestand (Stock) und jährlicher Neuproduktion (Flow) –, desto wertvoller sollte es langfristig sein.
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Übertragen auf Bitcoin bedeutet das: Da alle vier Jahre durch das Halving die Menge der neu geschaffenen BTC sinkt, steigt das S2F-Verhältnis – und damit laut Modell auch der Kurs. Dass ausgerechnet sein Erfinder nun all seine Bitcoin verkauft und stattdessen ETFs kauft, wirkt auf viele wie eine Kapitulation – oder ein Zeichen, dass er seinem eigenen Modell nicht mehr vertraut?
„Not your keys, not your coins“?
Sein Strategiewechsel könnte jedoch als Symptom eines größeren Trends gewertet werden. Bitcoin-ETFs verzeichnen seit ihrer Einführung 2024 enorme Zuflüsse – der Bitcoin-ETF ist gar der größte ETF-Launch aller Zeiten.Institutionelle Investoren strömen in das Segment und für viele, insbesondere eben für Institutionen, ist ein reguliertes Anlageprodukt der sicherere Weg, um irgendwie auch an Bitcoin teilzuhaben.
Doch genau hier liegt das Problem für viele: Bitcoin wurde als dezentrales, zensurresistentes und selbstverwahrtes Geld konzipiert. Ein ETF bedeutet jedoch, dass Anleger ihre Bitcoin wieder einer zentralisierten Instanz wie BlackRock anvertrauen. Das ist ein fundamentaler Widerspruch zur ursprünglichen Idee von Bitcoin.
Bitcoin-Influencer wie Dan Held argumentieren, dass es dabei gar nicht darum gehe, ob jemand ein Maximalist sei oder nicht, sondern vielmehr um die freiwillige Rückgabe der Kontrolle an traditionelle Finanzinstitute. Während Bitcoin für finanzielle Souveränität steht, bedeutet ein ETF-Investment nunmal, dass Anleger ihre Bitcoin einem Drittanbieter wie BlackRock überlassen – mit all den Risiken, die damit einhergehen: Zensur, Gegenparteirisiko, die potenzielle Überemission von „Papier-Bitcoin“, etc.
Interessant ist in diesem Kontext auch die Diskussion um andere, vielversprechende Kryptowährungen. Während BTC zunehmend institutionell dominiert wird, gibt es noch weitere, viele neue Projekte.
Plan B verteidigt sich: “Sind ETFs wirklich so böse?“
Nach dem massiven Gegenwind aus der Community verteidigt sich Plan B. In einem weiteren Tweet zeigte er sich erstaunt über die heftige Reaktion:
„Ich wusste ehrlich gesagt nicht, dass ETFs so kontrovers sind. In meiner Sicht sind sie ein logischer Schritt in der Bitcoin-Adoption – neben der Möglichkeit, die eigenen Keys zu selbst zu verwahren. Nur aus Neugier: Würde es für euch einen Unterschied machen, wenn ich stattdessen (Micro)Strategy gekauft hätte, oder wäre das genauso ‘böse‘?“
Ob sein Vergleich mit MicroStrategy jedoch stichhaltig ist, bleibt fraglich. Während Michael Saylor Bitcoin als strategische Unternehmensreserve hält und niemandem ein Treuhandversprechen gibt, basiert ein ETF auf dem Prinzip, dass Anleger einem Drittanbieter vertrauen müssen. Der entscheidende Unterschied ist also, dass MicroStrategy echten Bitcoin hält, während ein ETF eine Schuldverschreibung gegenüber den Anlegern darstellt, also “Papier-Bitcoin” – mit allen damit verbundenen Risiken.
Bitcoin-Selbstverwahrung oder ETFs – eine Grundsatzentscheidung
Die Debatte um Plan B zeigt, dass die Frage, ob man Bitcoin selbst verwahren oder einem ETF anvertrauen sollte, nicht nur eine technische Entscheidung, sondern für viele eine Grundsatzfrage ist.
Während institutionelle Investoren Bitcoin-ETFs als unkomplizierte Lösung sehen und “froh” sind auf diese Art und Weise am Bitcoin-Markt teilnehmen zu können, bleibt für viele nichtsdestoweniger nur eine Antwort: ”Not your keys, not your coins.“ Denn was bringt es, Bitcoin zu besitzen, wenn man die Kontrolle darüber letztlich an eine Finanzinstitution wie BlackRock abgibt? Für diejenigen, die Selbstverwahrung definitiv weiterhin als die sicherste Option sehen, können hier unterschiedliche Bitcoin Wallets miteinander vergleichen.
Trotz aller Meinungsverschiedenheiten ist eines klar: Unabhängig davon, ob Bitcoin in Eigenverwahrung oder über einen ETF gehalten wird – Bitcoin ist zumindest längst ein fester Bestandteil des globalen Finanzsystems geworden und ist mittlerweile schon nicht mehr wegzudenken. Die Frage ist eigentlich nur noch, welche Kryptowährung explodieren wird. Bitcoin mag die Leitwährung bleiben, aber Adaption ist schließlich etwas, was sich die ganze Krypto-Community wünscht, ob nun Maxi oder nicht.
Ob das am Ende den ursprünglichen Prinzipien von Bitcoin widerspricht, bleibt eine Frage der Perspektive und darf jeder für sich selbst entscheiden.
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