Immer mehr börsennotierte Unternehmen kündigen an, Kryptowährungen in ihre Bilanz aufzunehmen – sei es Bitcoin, Ethereum oder Altcoins wie XRP und BNB. Allein die Ankündigung solcher Treasury-Pläne sorgt nicht selten für fulminante Kursanstiege an der Börse, wie eine neue Infografik von Kryptoszene.de zeigt – auch wenn der wirtschaftliche Nutzen oft fraglich bleibt.
Wie aus der Infografik hervorgeht, befinden sich immer größere Bitcoin-Bestände in den Händen von Unternehmen, Regierungen und institutionellen Vehikeln. Besonders deutlich wird das bei börsennotierten Firmen: Diese haben ihre BTC-Bestände zwischen dem 1. Januar 2024 und dem 31. Juli 2025 nahezu verdreifacht – von rund 365.000 auf über 1 Million Bitcoin.

Wie die Infografik zeigt, ist die Börsenentwicklung jener Unternehmen, die besonders viele Bitcoin in ihrer Bilanz halten, keineswegs einheitlich. Zwar verzeichneten einzelne Firmen wie Metaplanet Inc. (+481,5 %) oder Galaxy Digital (+155,2 %) eine überdurchschnittlich starke 12-Monats-Performance – sogar deutlich stärker als Bitcoin selbst, der im selben Zeitraum um rund +80 % zulegte.
Doch dem stehen auch zahlreiche Fälle gegenüber, in denen der Aktienkurs trotz umfangreicher BTC-Bestände hinter dem Bitcoin zurückblieb – zum Teil sogar deutlich im Minus. Die Korrelation zwischen Bitcoin-Treasury und Unternehmenserfolg zeigt sich entsprechend ambivalent: Nicht jede BTC-Offensive am Kapitalmarkt geht automatisch mit nachhaltiger Wertschöpfung für Aktionäre einher.

Während Bitcoin-Treasuries mittlerweile vergleichsweise wenig umstritten sind – nicht zuletzt, weil sich das Narrativ rund um BTC als digitales Gold gefestigt hat und institutionell zunehmend anerkannt ist –, sieht es bei Altcoin-Treasuries noch etwas anders aus. Altcoins sind deutlich schwankungsanfälliger – und zugleich strukturell wie regulatorisch noch längst nicht so gefestigt wie Bitcoin. Umso bemerkenswerter ist es, dass bereits die bloße Ankündigung entsprechender Treasury-Pläne regelmäßig für kurzfristige Kursexplosionen sorgt.
Wie aktuelle Daten zeigen, reagieren Börsenkurse extrem sensibel auf die Ankündigung von Altcoin-Treasuries. Im Durchschnitt steigen die Aktienkurse der betreffenden Unternehmen am Tag der Ankündigung um 161 %, bleiben auch am Folgetag auf hohem Niveau (+150 %) und legen in den darauffolgenden Wochen weiter zu: +185 % nach sieben Tagen, +226 % nach 30 Tagen. In vielen Fällen handelt es sich nicht um abgeschlossene Käufe, sondern lediglich um Absichtserklärungen.
Während die Aktienkurse börsennotierter Unternehmen nach Altcoin-Treasury-Ankündigungen teils sprunghaft ansteigen, bleiben die betroffenen Kryptowährungen selbst erstaunlich unbewegt – oder entwickeln sich sogar rückläufig. Wie aus der Infografik hervorgeht, stiegen die Kurse am Tag der Ankündigung im Schnitt lediglich um +0,1 %, fielen am Folgetag um –0,4 %, nach sieben Tagen um –1,9 % und notierten auch nach 30 Tagen weiterhin leicht im Minus (–0,7 %).
Einer der Gründe für diese schwache Kursreaktion: In den meisten Fällen handelt es sich nicht um tatsächliche Käufe, sondern lediglich um Ankündigungen. Die Unternehmen planen den Erwerb der Token oft zu einem späteren Zeitpunkt oder machen keine konkreten Angaben zur Umsetzung. Es entsteht also keine unmittelbare Nachfrage im Markt – was erklärt, warum die betroffenen Altcoins vom Hype rund um Treasury-News kaum profitieren.
Zwei konkrete Fälle aus den vergangenen Tagen zeigen eindrücklich, welche Wirkung Altcoin-Treasury-Pläne auf den Aktienkurs eines Unternehmens haben können. Am 23. Juli 2025 gab die Agrartechnologie-Firma Nature’s Miracle Holding Inc. bekannt, eine Unternehmensreserve in Höhe von bis zu 20 Millionen US-Dollar in XRP aufbauen zu wollen. Das Unternehmen entwickelt modulare Systeme für die kontrollierte Pflanzenproduktion in Innenräumen.
Obwohl Nature’s Miracle bisher nicht im Krypto-Sektor aktiv war, sorgte die Ankündigung sofort für Aufsehen: Der Aktienkurs sprang von 0,05 USD am Vortag auf ein Hoch von 0,27 USD – ein Anstieg um +440 % innerhalb weniger Handelstage. Zwar kam es in der Folge zu Gewinnmitnahmen, doch mit 0,13 USD lag der Kurs zuletzt noch immer rund +160 % über dem Ausgangswert.
Ein weiteres Beispiel liefert CEA Industries. Der Anbieter von Systemlösungen für kontrollierte Anbauumgebungen kündigte am 28. Juli 2025 an, künftig BNB als Teil einer strategischen Altcoin-Reserve zu halten. Innerhalb kürzester Zeit schoss der Aktienkurs in die Höhe: Von 9,80 US-Dollar am Vortag auf zwischenzeitlich 78,22 US-Dollar – ein Tagesplus von etwa 700 %. Zwar korrigierte der Kurs anschließend deutlich, blieb jedoch weiterhin auf einem deutlich erhöhten Niveau.
Die wachsende Zahl an Krypto-Treasuries zeigt eindrucksvoll, dass der Kryptomarkt nicht mehr nur ein Spekulationsvehikel ist – sondern zunehmend als Teil der strategischen Kapitalstruktur börsennotierter Unternehmen wahrgenommen wird. Dass sich digitale Vermögenswerte wie Bitcoin, XRP oder BNB ihren Platz in Unternehmensbilanzen erobern, steht auch für einen Reifeprozess des Marktes – mit Potenzial für neue Use Cases, branchenübergreifende Impulse und Vorteile für alle Beteiligten.
Gleichzeitig zeigt sich, dass Treasury-Ankündigungen – insbesondere im Altcoin-Bereich – ein vielschichtiges Phänomen sind. Die teils extremen Kursreaktionen auf bloße Absichtserklärungen unterstreichen, wie sensibel und spekulativ die Märkte bisweilen reagieren. Umso wichtiger ist es, solche Entwicklungen differenziert zu betrachten: Nicht jede Ankündigung ist gleichbedeutend mit Umsetzung, nicht jeder Kursanstieg mit realem Mehrwert.
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