Die US-Notenbank hat zum ersten Mal in diesem Jahr den Leitzins gesenkt. Mit einer Reduzierung um 25 Basispunkte signalisiert die Fed, dass sie die Abwärtsrisiken am Arbeitsmarkt ernster nimmt, ohne dabei die Inflationsgefahr aus den Augen zu verlieren. Für Bitcoin und andere digitale Assets stellt sich damit die Frage: Kommt mit dem Auftakt zur geldpolitischen Wende auch eine Krypto-Bullrun?
- Fed senkt Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,00–4,25 % – erster Cut 2025.
- „Risk-Management“-Move: Powell sieht höhere Abwärtsrisiken am Arbeitsmarkt.
- Dot Plot signalisiert im Median zwei weitere Senkungen bis Jahresende; QT läuft weiter.
- Kryptomärkte reagieren moderat: Bitcoin mit 1,8 Prozent Kursgewinn
Was die Fed entschieden hat
Die US-Notenbank hat am 17. September die Entscheidung veröffentlicht: Der Leitzins wird wie erwartet um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent gesenkt. Das ist die erste Lockerung seit Dezember und zugleich der tiefste Stand seit Ende 2022.
In der Begründung verweist das FOMC-Statement auf ein moderateres Wachstum in der ersten Jahreshälfte, nachlassende Jobzuwächse und eine Inflationsrate, die zuletzt wieder „etwas erhöht“ ist. Gleichzeitig hält die Fed am Bilanzabbau fest, also am laufenden Quantitative Tightening (QT).
Das ist geldpolitisch zweigleisig: Einerseits werden Kreditkosten gesenkt, andererseits bleibt der systemische Liquiditätsentzug durch QT bestehen. Dieser Widerspruch ist beabsichtigt – er dämpft ein zu rasches „Re-Risking“ und soll die Inflation im Schach halten.
Ausblick: Dot Plot
Wichtig für die Taktung der nächsten Monate sind die frischen Projektionen („Dot Plot“). Der Median der FOMC-Mitglieder sieht den Zielkorridor zum Jahresende niedriger – konkret im Bereich von 3,50 bis 3,75 Prozent. Im Basisszenario sind also zwei zusätzliche Viertelpunkt-Cuts bis Dezember hinterlegt. Die Zusammenfassung der Projektionen hat die Fed parallel zum Entscheid veröffentlicht.
Die Zusammenfassung der “Economic Projections“ zeigt neben den Zins-Dots auch Erwartungen für Wachstum, Arbeitsmarkt und Inflation. Im Median wird das Fed-Funds-Ziel Ende 2025 bei rund 3,6 Prozent verortet, 2026 bei 3,4 Prozent – also ein gradueller Lockerungspfad, kein Zinssturz.
Parallel setzt die Fed Quantitive Tightening fort. QT zieht tendenziell Liquidität aus dem System, was Zinssenkungen teilweise neutralisieren kann.
It looks like the Fed is expecting 50 bps of rate cuts for the rest of the year. pic.twitter.com/SREBZEfWaE
— Benjamin Cowen (@intocryptoverse) September 17, 2025
Powell mahnt vor Inflation und Job-Risiko
In der Pressekonferenz rahmte Jerome Powell den Schritt explizit als „Risk-Management-Cut“. Die Balance der Risiken habe sich verschoben: kurzfristig nach oben bei der Inflation, aber spürbar nach unten beim Arbeitsmarkt. Deshalb sei es angemessen gewesen, einen weiteren Schritt in Richtung neutraler Geldpolitik zu gehen. Powell betonte, ein vernünftiges Basisszenario sei, dass die durch neue Zölle verursachte Teuerung relativ kurzlebig bleibt – also eher ein einmaliger Niveau-Sprung. Die Aufgabe der Fed sei sicherzustellen, dass ein solcher Einmal-Effekt nicht zu einem dauerhaften Inflationsproblem wird.
Für eine aggressivere Senkung um 50 Basispunkte gab es laut Powell keinen breiten Rückhalt im Komitee. Einzig der neu ernannte Gouverneur Stephen Miran plädierte für einen halben Punkt – die Entscheidung fiel ansonsten klar auf 25 Basispunkte.
Marktreaktionen
Ein erwarteter 25-Basispunkte-Cut, aber kein großer Risk-On-Schwenk. Im Kryptosektor fiel die Reaktion gedämpft aus, noch keine Vorboten einer Altcoin-Season. Bitcoin kletterte im Umfeld des Fed-Events nur um moderate 1,8 Prozent. Zur Zeit des Schreibens notiert der Bitcoin-Kurs bei etwa 117.700 US-Dollar. Auch Altcoins konnten nur moderate Kursgewinne einstecken.
Aber für Bitcoin & Co. zählt wahrscheinlich weniger der eine Zinsschritt als die gesetzte Richtung: Ein Pfad mit weiteren, aber maßvollen Cuts senkt über die Zeit die Finanzierungskosten und stützt Risikoassets; jedenfalls solange QT und eventuell hartnäckigere Inflation diesen Rückenwind nicht wieder auffressen.
Zölle treiben die Güterpreise; die Fed betrachtet das als potenziell temporären Effekt, behält aber das Risiko höherer Persistenz im Blick. Für Krypto heißt das: Die Liquiditätsperspektive wird weniger restriktiv, aber die Volatilität rund um Makrodaten bleibt – zumal der Arbeitsmarkt jetzt die zentrale Variable im Fed-Narrativ ist.
Fazit
Der erste Zinsschnitt 2025 markiert eine vorsichtige Kursänderung der Fed. Während Jerome Powell klarstellt, dass es sich um einen „Risk-Management-Cut“ handelt, zeigt der Dot Plot bereits den Weg zu weiteren Senkungen auf. Doch solange Quantitative Tightening fortgeführt wird und die Inflation nicht eindeutig unter Kontrolle ist, bleibt der geldpolitische Spielraum begrenzt. Für Bitcoin und andere Kryptowährungen heißt das: Die Rahmenbedingungen werden sukzessive günstiger, aber die Volatilität rund um Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten dürfte hoch bleiben.
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