Seit US-Spot-ETFs Woche für Woche Milliarden aufsaugen, verschiebt sich die Machtbalance zwischen Wall Street, Privatanlegern und Krypto-Unternehmen spürbar. Parallel steigt die Stablecoin-Liquidität auf ein neues Rekordhoch, während die berühmten HODL-Wellen signalisieren: Alte Hasen rücken ihre Coins kaum heraus. Drei Strategien, die zusammengenommen über Richtung und Tempo des laufenden Zyklus entscheiden.
- US-Spot-ETFs halten bereits knapp 1,3 Millionen BTC – das entspricht rund 6 Prozent des Umlaufbestands.
- Stablecoins summieren sich auf über 260 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung, Tendenz steigend.
- Die HODL-Wellen erreichen ein Allzeithoch bei Langfrist-Haltern, während Kurzfrist-Trader erst rund 40 Prozent des Angebots kontrollieren – ein Zyklus-Top ist damit nicht in Sicht.
- Für Anleger gibt es drei klare Handlungspfade: HODLn über Dekaden hinweg, Zyklus-Rebalancing und aktives Trading.
Wall Street schluckt sieben Prozent des Bitcoin-Vorrats
Knapp 1.300.000 Bitcoin liegen laut aktuellen Daten von Bitbo in den Wallets der elf US-Spot-ETFs – rund 6 Prozent aller bereits geschürften Bitcoin. Der Appetit ist ungebrochen: Am 10. und 11. Juli meldete Farside einen Nettozufluss von jeweils mehr als 1 Milliarden US-Dollar an nur einem Tag; höchster Wert seit dem Handelsstart im Januar 2024. Positionen werden aufgebaut, nicht gedreht. Bislang gab es zwar eine kurze Verkaufswelle im März, danach setzten die Zuflüsse jedoch fast täglich wieder an.
Und nicht nur Institutionelle setzen auf Bitcoin, auch immer mehr Unternehmen investieren Milliarden, Kryptoszene berichtete. Für Langfrist-Investoren ist das Rückenwind pur, da die Reserven auf den Exchanges immer leerer werden.
Mit dem Anstieg von Bitcoin und der aktuellen Konsolidierungsphase kommen nun auch Geldströme bei Altcoins an. Aktuell outperformen ETH-ETFs die Bitcoin-ETfs, was bedeutet, dass Ethereum bald ein neues Allzeithoch erreichen könnte.
Stablecoins: Liquiditätspumpe für den gesamten Markt
Während sich Bitcoin-ETFs und auch andere Altcoin-ETFs Stück für Stück weiter etablieren, klettert laut Daten von DefiLLama auch seit Juli 2024 auch die Marktkapitalisierung von Stablecoins um knapp fünf Prozent an auf ein neuen Rekord mit über 260 Milliarden US-Dollar. Gemessen an einer Gesamtbewertung von rund 3,9 Billionen US-Dollar für alle Krypto-Assets machen die Stablecoins damit rund 6 Prozent des Marktes aus.
Dieser Anteil sinkt seit Mai stetig. USDT und USDC werden nach und nach in volatilere Coins umgeschichtet. Gerade in bullischen Phasen wie gerade rotieren Stablecoins im Sekundentakt mehrfach zwischen Spot- und Derivatebörsen hin und her. Für Trader zählt, wann und wie viel Prozentpunkte die Stablecoin-Dominanz weiter verlieren wird.
Der Treiber dahinter dürften die regulatorischen Fortschritte bezüglich der Stablecoin-Regulierung GENIUS Act sein, sowie auch die Klarheit für Europa durch MiCA.
HODL-Wellen: Zyklus-Top noch nicht erreicht
Wer wissen will, wann Euphorie in Exzess kippt, schaut auf die HODL-Waves. Laut Glassnode kletterte der Bestand der Long-Term-Holder Mitte Juli auf ein neues Allzeithoch und das, obwohl Bitcoin noch kurz zuvor bei rund 122 800 US-Dollar ein Rekordhoch markierte.
In früheren Spitzenjahren 2017 und 2021 sank dieser Anteil deutlich, weil die alten Krypto-OGs an die Neulinge im Markt verkauften. Dieses Mal ist davon bisher noch wenig zu sehen. Zugleich halten Kurzfrist-Trader lediglich rund 40 Prozent des Angebots. Früher war das deutlich mehr, in Spitzenphasen kam der Anteil auf bis zu 90 Prozent.
Der Markt wirkt damit weit weniger überhitzt, als der Blick auf den Kurs vermuten ließe. Das spricht gegen ein unmittelbar abruptes Ende des Zyklus.
Drei Strategien – und welcher Zeithorizont dazu passt
Das HODL-Portfolio
Wer Bitcoin als digitalen Wertspeicher begreift, denkt in Halvings, nicht in Quartalen. Solange die US-Spot-ETFs ununterbrochen Nettozuflüsse vermelden und das harte 21-Millionen-Limit unverändert besteht, spricht vieles für das klassische „Buy-and-Forget“. Einmal kaufen, sicher verwahren. Wer 2035 in Rente geht, dürfte sich eher über zu wenige als über zu viele Satoshis im Portfolio ärgern. Historisch hat selbst ein ungünstiger Einstiegszeitpunkt seine Narben übers Jahrzehnt verwischt; wer dagegen auf halber Strecke ausgestiegen ist, bereute meist den fehlenden langen Atem.
Zyklus-Rebalancing
Zwischen „nie verkaufen“ und hektischem Day-Trading liegt eine mittlere Spur: das Umschichten entlang des Vier-Jahres-Zyklus. Steigt der Bitcoin-Anteil im Gesamtvermögen infolge neuer Allzeithochs von etwa zehn auf deutlich über 40 Prozent, droht eine Schieflage im Risikoprofil. Spätestens dann, wenn Langzeit-Holder ihre Bestände an Frischlinge verkaufen und die Kennzahl der realisierten Kurzfrist-Profite steil nach oben schießt, ist Teilgewinnmitnahme eine gute Idee. So sichert man Kapital, ohne komplett auf die nächste Etappe zu verzichten.
Trading
Für Anleger, die den Chart täglich im Blick haben, zählen Liquidität und Stimmung. Sinkt der Anteil der Stablecoins am Gesamtmarkt auf fünf Prozent oder weniger, bedeutet das: das Benzin wird knapp. In der Vergangenheit folgte auf diesen Pegel meist eine zweistellige Korrektur, was ein willkommenes Feld für Short-Set-ups oder Nachkauf-Orders tiefer im Orderbuch. Erst wenn parallel dazu die Metrik „Long-Term-Holder Spending“ hochschnellt, ist Vorsicht geboten: Dann greifen auch die alten Hände in die Angebotsseite und der Rücksetzer kann schärfer ausfallen als bloß ein kurzer Schluckauf.
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