Der Deutsche Aktienindex Dax steht vor einer Zäsur. Bislang sind 30 Konzerne im deutschen Leitindex vertreten. So können Anleger etwa die im Dax gelistete Volkswagen Aktie kaufen oder auch viele andere Papiere der größten deutschen Konzerne wie etwa SAP, Daimler oder Deutsche Bank.
Dax wird von 30 auf 40 Unternehmen ausgeweitet
Doch künftig werden insgesamt 40 Unternehmen im Dax vertreten sein. Die Reform soll Anfang September in Kraft treten. Hintergrund der Ausweitung ist allerdings eine grundsätzliche Überarbeitung des Regelwerks für den Aktienindex.
Wichtigster Auslöser war der Wirecard-Skandal. Der Zahlungsdienstleister hatte seine Bilanzen um Milliarden aufgebläht und war schließlich in die Insolvenz geraten. Viele Aktionäre verloren viel Geld und die Führungsspitze muss sich vor Gericht verantworten. Als Reaktion wurde Wirecard durch den Lieferdienst Delivery Hero in den 30 Dax-Unternehmen ersetzt.
Damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt, werden die Unternehmen künftig stärker überprüft, bevor sie im Aktienindex gelistet werden. Außerdem ist eine Grundvoraussetzung, dass die Konzerne zwei Jahre infolge profitabel waren, bevor sie im Leitindex gelistet werden.
Bestandsschutz für Delivery Hero
Damit soll die Zusammensetzung des Dax solider und weniger risikoreich werden. Allerdings schränkt es die Kandidatenliste auch etwas ein. So hätte etwa Delivery Hero nach den neuen Regeln gar nicht aufgenommen werden dürfen, da der Lieferdienst bislang Verluste einfährt. Es gilt allerdings ein Bestandschutz für die bereits im Dax gelisteten Firmen. Das heißt, Delivery Hero bleibt trotz ausbleibender Gewinne weiter ein Teil des exklusiven Clubs.
Zudem gilt künftig, dass die Auswahl der Dax-Konzerne anhand der Marktkapitalisierung an der Börse bestimmt wird. Der Handelsumsatz ist dagegen nicht mehr entscheidend solange ein Mindestumsatz erzielt wurde.
Für Anleger bedeutet die Reform, dass sie künftig noch 10 weitere Aktien im Dax handeln können. Welche Unternehmen die besten Chancen für eine Dax-Aufnahme haben und wie die Renditechancen aussehen, zeigt der folgende Überblick.
Airbus: Nach Marktkapitalisierung schon Top 5 im Dax
Da die Marktkapitalisierung künftig das entscheidende Kriterium für die Aufnahme in den Dax ist, gilt es als sicher, dass der Flugzeugbauer Airbus einen Platz bekommen wird. Schließlich beläuft sich die Marktkapitalisierung von Airbus auf stattliche 89 Milliarden Dollar.
Damit würde das Unternehmen auf Anhieb zum fünftgrößten Unternehmen im Dax werden. Denn nur SAP, Linde, Volkswagen und Siemens liegen in Sachen Marktkapitalisierung noch vor Airbus.
Für Anleger könnte die Airbus-Aktie sehr interessant sein. Denn sie befindet sich nach dem Corona-Crash wieder klar im Aufwärtstrend. Als im Zuge der Pandemie ein Großteil des Flugverkehrs gestrichen wurde und Fluglinien ihre Bestellungen für neue Maschinen stornierten, brach der Kurs von Airbus zunächst dramatisch ein.
Von Rekordwerten von fast 140 Euro je Aktie zum Jahresbeginn 2020 sackte der Kurs auf Werte von unter 50 Euro ab. Wer zu diesem Zeitpunkt investiert hat, darf sich bereits jetzt über eine starke Rendite freuen. Denn aktuell notiert das Papier wieder bei rund 114 Euro und damit mehr als doppelt so hoch, wie noch zum Tiefpunkt in 2020.
Airbus auf Tourismus angewiesen – Analysten raten zum Kauf
Ob der Aufwärtstrend anhält, dürfte vor allem davon abhängen, wie sich die Corona-Pandemie weiterentwickelt und ob ein uneingeschränkter Flugverkehr wieder möglich wird. Denn Airbus ist als Flugzeugbauer auf die Bestellung neuer Maschinen von Seiten der Fluglinien angewiesen. Zudem dürfte es wichtig werden, wie sich Airbus im direkten Wettbewerb mit dem amerikanischen Konkurrenten Boeing schlägt. Letzterer war infolge von mehreren Flugzeugabstürzen und technischen Problemen zeitweise stärker in die Krise geraten als Airbus.
Analysten schätzen die Kursentwicklung von Airbus für die Zukunft sehr positiv ein. Unter 21 Analysten bewerten 17 die Aktie mit einem „Kaufen“ bzw. weitere 4 mit „Halten“. Zu einem Verkauf von Airbus-Aktien rät niemand der Experten.
Porsche greift Tesla an
Als sicherer Kandidat für den vergrößerten Dax gilt auch der Autobauer Porsche. Der Hersteller von Luxus-Sportwagen ist international eine erfolgreiche Marke. Nun will das Unternehmen auch in Sachen Elektromobilität aufholen. Mit dem Taycan startet Porsche einen Direktangriff auf die Luxus-Autos von Tesla und will dem Marktführer ernstzunehmende Konkurrenz bieten.
Die Porsche Aktie hat sich von dem Crash durch die Corona-Pandemie ebenfalls wieder sehr gut erholt. So notierte das Papier im März 2020 zeitweise bei unter 34 Euro. Doch inzwischen kostet die Porsche-Aktie bereits wieder rund 85 Euro und hat sich somit um satte 150 Prozent verteuert.
Klare Kaufempfehlung für Aktie von Porsche
Analysten sprechen der Porsche Aktie große Chancen auf eine weitere Kurssteigerung zu. So wird ein mittleres Kursziel von mehr als 118 Euro erwartet. Die bullischen Analysten halten sogar Kurse von 134 Euro für möglich, was gegenüber der aktuellen Notierung nochmals einer Steigerung von mehr als 50 Prozent entsprechend würde.
Entsprechend bewerten 8 von 9 befragten Analysten die Aktie von Porsche mit einem „Kaufen“. Niemand der Experten empfiehlt die Porsche Aktie im derzeitigen günstigen Marktumfeld abzustoßen.
Große Chance auf eine Notierung im Dax darf sich auch der Mode-Onlineshop Zalando ausrechnen. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen, konnte Zalando die Corona-Krise eher als Turbo für das eigene Geschäft nutzen als das die Pandemie geschadet hätte.
Zalando: Nutznießer der Corona-Pandemie
Der Grund ist die digitale Ausrichtung des Unternehmens. In der Krise kam es zur zeitweisen Schließung des Einzelhandels, um die Infektionsketten zur unterbrechen. Der digitale Einkauf von Schuhen und Kleidung lief dagegen ungehindert weiter. Davon hat nicht nur Branchenkönig Amazon profitiert, sondern eben auch der deutsche Händler Zalando. Das digitale Einkaufen ist bequem, schnell und vor allem kontaktlos vom heimischen Sofa aus möglich.
Auch nach der Krise dürften viele Kunden, die auf den Geschmack gekommen sind, dem Online-Kauf treu bleiben und dem ohnehin wachsenden Geschäft weiteren Zulauf garantieren.
Die Aktie von Zalando ist bereits stark im Aufwärtstrend. Von rund 31 Euro im März 2020 hat sich das Papier mit einer Notierung von aktuell rund 94 Euro vom Preis mehr als verdreifacht.
Nicht alle Analysten bullisch bei Zalando-Aktie
Die Analysten sind größtenteils bullisch, was die weitere Kursentwicklung von Zalando betrifft. 17 von 27 Befragten geben eine „Kaufen“-Empfehlung. Weitere Analysten raten das Papier zu „Halten“. Allerdings gibt es auch immerhin 2 Analysten, die zu einem „Verkaufen“ raten.
Airbus, Porsche und Zalando sind nur drei aussichtsreiche Kandidaten, die Anleger bald im Dax finden dürften. Gute Chancen ausrechnen darf sich zum Beispiel auch der Kochboxen-Lieferant Hellofresh, der Konsumgüterriese Beiersdorf, Sportartikelhersteller Puma oder der Medizintechnik-Spezialist Siemens Heathineers.